Volkskrankheit Diabetes: Warum erkranken in Deutschland immer mehr Kinder?
Von der Volkskrankheit Diabetes sind immer mehr Kindern betroffen. Warum hierzulande so viele Heranwachsende an Typ 1 Diabetes erkranken, konnte von Forschern bislang nicht eindeutig geklärt werden. Die Stoffwechselerkrankung kann dramatische gesundheitliche Folgen haben.
Immer mehr Menschen wegen Diabetes in Behandlung
Der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zufolge sind bundesweit mehr als sechs Millionen Menschen wegen der sogenannten „Zuckerkrankheit“ in Behandlung. Gesundheitsexperten gehen nicht nur davon aus, dass die Zahlen dramatisch weiter steigen werden, sondern weisen auch auf eine besorgniserregende Dunkelziffer von ein bis zwei Millionen Betroffenen hin, bei denen die Krankheit nicht diagnostiziert und daher auch nicht behandelt wird. Typ 2 ist die häufigste Form, häufig verursacht oder befördert durch ungesunde Ernährung, Übergewicht beziehungsweise Adipositas und Bewegungsmangel. Beim Typ 1 mit gut 300.000 Fällen ist dies anders: Die besonders im Kindesalter auftretende Autoimmunerkrankung bewirkt, dass die Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin produziert. Und ohne dieses Hormon kann der Körper den Energielieferanten Zucker nicht aufnehmen. Die Stoffwechselerkrankung kann gravierende Folgen haben: Es kann unter anderem zu Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Erblindung, Fußamputation und Nierenversagen kommen.
Warum erkranken so viele Kinder?
Die Frage, warum gerade in Deutschland so viele Kinder an Diabetes leiden, konnten Forscher bislang noch nicht klären. Bekannt ist, dass die „Zuckerkrankheit“ die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter ist. Wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtet, erklärte die Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum München, Anette-Gabriele Ziegler: „Bundesweit sind etwa 15.000 Kinder unter 14 Jahren vom Typ 1 Diabetes betroffen, und wir rechnen mit weiter steigenden Zahlen.“ Pro Jahr steigt die Zahl der an Diabetes erkrankten Kinder unter fünf Jahren um etwa sechs Prozent. Inzwischen gehört Deutschland weltweit zu den Ländern mit der höchsten Rate an Kindern mit Typ 1 Diabetes. Insgesamt sind 30.000 Kinder und Jugendliche im Alter von bis zu 19 Jahren betroffen, jährlich gibt es rund 2.300 Neuerkrankungen.
Verschiedene Faktoren könnten eine Rolle spielen
Typ 1 Diabetes tritt unabhängig von Alter und Gewicht auf – bereits Neugeborene können daran erkranken. Experten vermuten, dass Umweltfaktoren für die Erkrankung bedeutend sein könnten. So hat eine Studie ergeben, dass vorbelastete Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Diabetes Typ 1 haben wie „normal“ entbundene Kinder. Dies soll mit der Zusammensetzung der kindlichen Darmflora zusammenhängen, die die Entwicklung von Autoimmunität begünstigt. Dass ein Kontext zwischen Darmflora und Diabetes besteht, zeigte kürzlich auch ein Forschungsprojekt der Medizinischen Universität Graz. Des Weiteren stehen eine hohe Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung, Virusinfektionen oder der Eiweißstoff Gluten unter Verdacht, das Risiko für Typ 1 Diabetes zu erhöhen. (ad)
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