Scharfe Kritik der DDG am Haushaltsentwurf 2023
Mit dem aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung werden die Mittel für die Diabetes-Prävention und Versorgung drastisch gekürzt, was zu Versorgungsengpässen und langfristig zu erheblichen Kostensteigerungen im Gesundheitssystem führen wird, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).
Die Bundesregierung habe in dem Haushaltsplan 2023 die ursprünglich vorgesehenen drei Millionen Euro jährlich für die Diabetes-Prävention und Versorgung um 64 Prozent gekürzt, so die DDG in einer aktuellen Pressemitteilung. Hier fehle der Willen der Politik, gemachte Zusagen umzusetzen und eine Gesundheitspolitik mit Weitsicht zu betreiben.
Nationale Diabetes-Strategien erforderlich
Angesichts des dramatischen Anstieges der Erkrankungen weltweit hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Diabetes bereits im Jahr 2012 als pandemische nichtübertragbare Krankheit eingestuft und nationale Strategien angemahnt, berichtet die DDG.
Dem Bundesministerium für Gesundheit seien daher seit dem Haushaltsjahr 2016 zusätzliche drei Millionen Euro jährlich für Maßnahmen der Diabetesbekämpfung zur Verfügung gestellt worden. Und noch im Jahr 2020 habe sich die Bundesregierung verpflichtet, mit einer nationalen Diabetesstrategie die Prävention zu stärken, die Versorgung zu verbessern und die Forschung zu fördern.
Weniger Geld für den Kampf gegen Diabetes
Doch aus den drei Millionen Euro pro Jahr seien nun 3,2 Millionen Euro verteilt auf drei Jahre geworden. „Der Haushaltsentwurf bremst damit viele sinnvolle Maßnahmen zur Diabetes-Prävention und Versorgung brutal aus – und das durch die Hintertür“, kritisiert DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu vom Universitätsklinikum Tübingen.
Mit der Kürzung der Finanzmittel rücke die Konkretisierung und Umsetzung der Diabetesstrategie in immer weitere Ferne. Und „wenn Maßnahmen im Kampf gegen Diabetes reduziert statt ausgebaut werden, wird das zu einer weiteren Kostenexplosion im Gesundheitssystem führen“, warnt die DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer.
Problem nicht erkannt?
Vergebliche habe die DDG im Vorfeld das Gespräch mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach gesucht. Doch „die wiederkehrenden Absagen deuten darauf hin, dass das Ministerium das Problem nicht erkannt hat und die Auswirkungen der chronischen Krankheit weiter unterschätzt“, so Bitzer.
Dies werde auch mit dem aktuellen Haushaltsentwurf deutlich. Bleibt es bei der Mittelkürzung, drohen laut DDG-Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz auch Versorgungsengpässe, „da die stetig steigende Zahl erkrankter Menschen in Zukunft aufgrund des Fachkräftemangels nicht mehr angemessen versorgt werden kann.“
Anstieg der Diabeteserkrankungen erwartet
Heute leiden laut DDG bereits 8,5 Millionen Menschen in Deutschland an diagnostiziertem Typ-2-Diabetes und mit circa 500.000 Neuerkrankungen jährlich werde die Zahl bis zum Jahr 2040 auf schätzungsweise 12 Millionen Betroffene ansteigen.
Effektiven Strategien zur Senkung der Anzahl an Neuerkrankungen komme daher hohe Bedeutung zu. Beispielsweise spreche sich die DDG bereits seit Jahren für die steuerliche Entlastung von Obst und Gemüse sowie eine Herstellerabgabe auf gesüßte Erfrischungsgetränke aus.
Auch müsse die Versorgung der Millionen Erkrankten zukunftssicher weiterentwickelt werden. Schon heute sei es so, dass jährlich 300.000 Patientinnen und Patienten mit Diabetes in ein Krankenhaus eingeliefert werden und immer häufiger könne keine angemessene Versorgung erfolgen, da viele Krankenhäuser keine Fachabteilungen und Expertise für Diabetes vorhalten.
Drohende Kostenexplosion im Gesundheitssystem
Langfristig drohe durch die geplante Kürzung der Haushaltsmittel ein deutlicher Anstieg der Kosten im Gesundheitssystem und heute verursache die Krankheit bereits 21 Milliarden Euro Kosten (elf Prozent aller direkten Krankenversicherungsausgaben) pro Jahr. Ein Großteil davon entfalle auf die Behandlung von Diabetes-Folgeerkrankungen.
Weiterhin stehe die DDG daher gerne für Gespräche mit dem Bundesgesundheitsministerium bereit, um über die Maßnahmen für Prävention und Versorgung zu sprechen, die in der jetzigen, wirtschaftlich angespannten Situation unverzichtbar sind und daher zwingend finanzielle Unterstützung benötigen, so die Fachgesellschaft abschließend. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): DDG: Haushaltsentwurf 2023 befeuert Engpässe in der Diabetesversorgung und Kostenexplosion im Gesundheitswesen (veröffentlicht 27.10.2022), ddg.info
Wichtiger Hinweis:
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