Herz-Kreislauf-System bei Hitze belastet
Die derzeit in vielen Gegenden Deutschlands auftretenden heftigen Temperaturschwankungen sind eine enorme Belastung für die Gesundheit. Das Herz-Kreislauf-System kann dadurch stark beeinträchtigt werden. Menschen, die an Diabetes leiden, sind hier besonders betroffen. Ihnen wird geraten, vor allem an heißen Tagen häufiger den Blutzucker zu messen.
Viele Diabetikerinnen und Diabetiker sind auch am Herz-Kreislauf-System erkrankt: Bluthochdruck und eine koronare Herzkrankheit sind häufige Begleiter bei Diabetes mellitus. Sie haben auch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Starke Temperaturschwankungen können für Betroffene enorm belastend sein und ein kardiovaskuläres Ereignis auslösen. Darauf macht die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in einer Mitteilung aufmerksam.
Bei hohen Temperaturen schonen
Laut den Fachleuten weisen Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 im Vergleich zu Stoffwechselgesunden ein 2- bis 4-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko auf. Bei jenen mit Hypertonie (Bluthochdruck) verzehnfacht sich das Risiko.
„Herz-Kreislauf-Erkrankten raten wir bei hohen Temperaturen, sich zu schonen und keinen ungewohnten Belastungen aussetzen“, erklärt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim.
„Regelmäßige Bewegung ist zwar wichtig, für körperliche Aktivität eignen sich die Abend- oder frühen Morgenstunden jedoch am besten, weil es dann kühler ist.“
Wenn auch noch der Stoffwechsel instabil eingestellt und der Glukosespiegel dauerhaft hoch ist, steigt das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis weiter.
Glukosewerte öfter überprüfen
„Wir empfehlen insulinbehandelten Menschen mit Diabetes, an heißen Tagen öfter ihre Glukosewerte zu überprüfen, denn neben Überzuckerungen können auch zu niedrige Werte auftreten“, sagt Professor Haak.
Denn zum einen wirke bei hohen Temperaturen bei manchen Betroffenen das Insulin viel schneller und zum anderen spielen auch Lebensstilfaktoren wie Bewegung und Ernährung beim Auftreten von Unterzuckerungen eine Rolle.
Unterzuckerungen können gerade beim Schwimmen leicht unerkannt oder falsch gedeutet werden. Zitternde Hände und ein Schwindelgefühl sind häufig auftretende Anzeichen einer Unterzuckerung.
In kaltem Wasser steigt der Energieverbrauch
„Auch beim Ausflug ans Meer, den See oder im Schwimmbad ist es besser, häufiger als üblich den Glukosespiegel zu prüfen und die Insulinmenge gegebenenfalls anzupassen“, empfiehlt Professor Haak.
Dafür ist es wichtig, die Hände vorher gut abzutrocknen, denn Wasser kann das Ergebnis der Messung beeinflussen. Vor allem in sehr kaltem Wasser steigt der Energieverbrauch aufgrund des höheren Verlusts der Körperwärme und durch die Bewegung.
Wenn es zu einer spontanen Unterzuckerung kommt, hilft Traubenzucker, am besten in flüssiger Form.
Kohlehydratreicher Snack kann helfen
Menschen mit Diabetes Typ 1, die eine Insulinpumpe tragen, können diese vor dem Schwimmen ablegen. Wie in der Mitteilung erklärt wird, verbleibt die Kanüle, die in das Fettgewebe der Haut eingestochen ist, am Bauch – geschützt durch ein wasserdichtes Katheterpflaster.
„Erst wenn der Glukosespiegel zwischen 120 und 180 mg/dl liegt, darf die Insulinpumpe abgekoppelt werden“, hebt Professor Haak hervor.
Bei einem niedrigeren Wert hilft Diabetikerinnen und Diabetikern vor dem Sprung ins Wasser ein kleiner kohlehydratreicher Snack. Wenn der Glukosespiegel hingegen zu hoch ist, ist eine Extradosis Insulin notwendig.
Des Weiteren rät der Diabetologe, Insulin beziehungsweise Pen oder Pumpe nicht der direkten Sonne auszusetzen und diese in einer Kühlbox/-tasche oder Thermosflasche mitzunehmen. Das Insulin darf aber keinen unmittelbaren Kontakt mit den Kühlelementen haben.
Auch für Insulinpumpe, Teststreifen, Blutzuckermessgerät sowie Medikamente gilt: vor starker Sonneneinstrahlung schützen sowie sauber und trocken lagern.
Auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten
Insbesondere für ältere Personen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 ist es wichtig, auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten. Das Durstempfinden kann im Alter nachlassen und in Kombination mit einem instabil eingestellten Stoffwechsel eine Austrocknung fördern.
Als Durstlöscher empfiehlt diabetesDE Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Saftschorlen aus Fruchtsaft und Wasser (zum Beispiel 1 Teil Saft, 3 Teile Wasser).
Als Faustregel gilt: Erwachsene sollten täglich mindestens 1,5 Liter trinken, bei starkem Schwitzen noch mehr. Mineralwasser kann durch eine Scheibe Zitrone, etwas frischen Ingwer oder frische Pfefferminze geschmacklich aufgepeppt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe: Temperaturschwankungen können Herz-Kreislauf-System belasten, (Abruf: 18.07.2021), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.