Wie kann bei Diabetes das Risiko für Demenz reduziert werden?
Die Kombination von sieben gesunden Lebensgewohnheiten reduziert das Risiko für die Entstehung von Demenz bei Typ-2-Diabetes erheblich. Diese Gewohnheiten umfassen beispielsweise ausreichenden Schlaf, regelmäßige Bewegung aber auch die Anzahl der sozialen Kontakte mit anderen Menschen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Shanghai Jiao Tong University School of Medicine wurde anhand der Gesamtbewertung des Lebensstils von Teilnehmenden der Zusammenhang zwischen Diabetes, einer gesunden Lebensweise und Demenz-Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Neurology“ publiziert.
Lebensstil der Teilnehmenden bewertet
Die Forschenden erstellten anhand der Daten der sogenannten UK Biobank-Kohorte eine Gesamtbewertung des Lebensstils mit einer Skala von null bis sieben bei Menschen mit und ohne Diabetes, welche zu Beginn der Studie nicht an Demenz erkrankt waren. Dabei wurde jeder der sieben Faktoren eines gesunden Lebensstils mit einem Punkt bewertet.
Welche Faktoren für einen gesunden Lebensstil wurden untersucht?
Als Faktoren eines gesunden Lebensstils wurden bewertet:
- Nicht Rauchen,
- geringer Alkoholkonsum,
- ausreichende körperliche Betätigung,
- gesunde Ernährung,
- ausreichende Schlafdauer,
- wenig Tätigkeiten bzw. Zeit im Sitzen
- und häufige soziale Kontakte.
An den Teilnehmenden wurden für die Untersuchung auch körperliche Messungen durchgeführt und ihnen wurden Blutproben entnommen. Zusätzlich wurden die Teilnehmenden angewiesen, Fragebögen zu ihrer Gesundheit auszufüllen.
Das Auftreten von Demenz wurde in der Studie durch eine Verknüpfung mit elektronischen Gesundheitsakten ermittelt. Mit Hilfe spezieller Modelle wurden anschließend die Zusammenhänge zwischen Diabetes, der Bewertung der Lebensweise und dem Auftreten von Demenz untersucht, berichten die Forschenden.
4.351 Teilnehmende erkrankten an Demenz
Die Teilnehmenden wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich zwölf Jahren medizinisch überwacht. In dieser Zeit erkrankten insgesamt 4.351 Personen an Demenz. Menschen mit Diabetes, nicht aber mit Prädiabetes, wiesen dabei laut dem Team generell ein höheres Demenzrisiko auf, als es bei Teilnehmenden mit einem normalem Blutzuckerspiegel der Fall war.
Wie wirkte sich der Lebensstil auf das Demenzrisiko aus?
Verglichen mit Teilnehmenden ohne Diabetes, deren Bewertung des Lebensstil ein Ergebnis von sieben zeigte, war die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, viermal höher bei Personen mit Diabetes, die lediglich zwei oder weniger der sieben gesunden Gewohnheiten befolgten, so das Team.
Wenn Teilnehmende mit Diabetes alle Faktoren eines gesunden Lebensstils einhielten, war das Risiko für eine Erkrankung an Demenz immer noch um 74 Prozent höher als bei Menschen ohne Diabetes, welche ebenfalls alle Gewohnheiten eines gesunden Lebensstils befolgten.
Nach einer Berücksichtigung von Faktoren wie beispielsweise Alter, Bildung und ethnischer Zugehörigkeit hatten Teilnehmende mit Diabetes, welche alle Gewohnheiten eines gesunden Lebensstils befolgten, jedoch ein um 54 Prozent geringeres Demenzrisiko als Personen mit Diabetes, die lediglich zwei oder weniger dieser gesunden Gewohnheiten befolgten, berichten die Fachleute.
Diabetes erhöht Risiko für Demenz
„Typ-2-Diabetes ist eine weltweite Epidemie, von der jeder zehnte Erwachsene betroffen ist, und es ist bekannt, dass Diabetes das Risiko einer Demenzerkrankung erhöht“, berichtet Studienautor Dr. Yingli Lu in einer Pressemitteilung.
„Wir haben untersucht, ob eine breite Kombination gesunder Lebensgewohnheiten dieses Demenzrisiko ausgleichen kann, und festgestellt, dass Menschen mit Diabetes, die sieben gesunde Lebensgewohnheiten in ihr Leben integriert haben, ein geringeres Demenzrisiko haben als Menschen mit Diabetes, die kein gesundes Leben führen“, fügt der Mediziner hinzu.
Generell schien nach Aussage des Teams zu gelten, dass jede zusätzliche Gewohnheit eines gesunden Lebensstils mit einem um elf Prozent geringeren Risiko für die Entstehung von Demenz verbunden war.
Dabei sei die Assoziation zwischen der Bewertung der gesunden Lebensweise und dem Demenzrisiko nicht von eingenommenen Medikamenten oder der Blutzuckerregulierung beeinflusst worden.
„Unsere Forschung zeigt, dass das Demenzrisiko von Menschen mit Typ-2-Diabetes durch eine gesündere Lebensweise erheblich gesenkt werden kann. Ärzte und andere medizinische Fachkräfte, die Menschen mit Diabetes behandeln, sollten in Erwägung ziehen, ihren Patienten eine Änderung des Lebensstils zu empfehlen“, erläutert Dr. Lu.
„Solche Veränderungen können nicht nur den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern, sondern auch dazu beitragen, Demenz bei Menschen mit Diabetes zu verhindern oder ihren Ausbruch zu verzögern“, fügt die Medizinerin hinzu.
Laut dem Team bestanden Einschränkungen der Studie darin, dass die Teilnehmenden selbst über ihre Lebensgewohnheiten berichteten und zudem mögliche Veränderungen des Lebensstils im Laufe der Zeit nicht erfasst wurden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bin Wang, Ying Sun, Xiao Tan, Jihui Zhang, Ningjian Wang, Yingli Lu: Association of Combined Healthy Lifestyle Factors With Incident Dementia in Patients With Type 2 Diabetes; in: Neurology (veröffentlicht 14.09.2022), Neurology
- American Academy of Neurology: Seven healthy lifestyle habits may reduce dementia risk for people with diabetes (veröffentlicht 14.09.2022), AAN
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.