Auswirkungen von Ketoazidose auf das Gehirn
Eine häufige Komplikation bei Typ-1-Diabetes scheint mit einem schlechteren Gedächtnis und niedrigeren IQ-Werten bei Kindern verbunden zu sein. Diese sogenannte diabetische Ketoazidose tritt auf, wenn Diabetes nicht diagnostiziert wird oder nicht richtig behandelt wird.
Eine Ketoazidose bei Kindern mit Diabetes wirkt sich negativ auf das Gedächtnis aus und ist auch mit einem niedrigeren Intelligenzquotient (IQ) verbunden, so das Ergebnis einer neuen Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of California, Davis. Die Studienergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlicht.
Die aktuelle Studie umfasste 376 Kinder mit Typ-1-Diabetes und keiner Vorgeschichte von diabetischer Ketoazidose (DKA) sowie 758 Kinder mit Typ-1-Diabetes und einer zurückliegenden DKA. Die teilnehmenden Kinder waren im Alter von sechs bis 18 Jahren. Die neue groß angelegte Forschungsarbeit, befasste sich erstmals mit den Auswirkungen der diabetische Ketoazidose auf Kinder mit Typ-1-Diabetes, wobei zwischen Kindern mit einer neuen Diagnose und Kindern mit einer früheren Diagnose differenziert wurde.
Was ist Ketoazidose?
Die diabetische Ketoazidose ist eine ernste und häufig auftretende Komplikation bei Typ-1-Diabetes. Die DKA tritt auf, wenn Diabetes nicht erkannt beziehungsweise unzureichend behandelt wird. Bei DKA steigt der Blutzuckerspiegel hoch an, da sich sogenannte Ketone im Körper zu gefährlichen Konzentrationen anreichern, erläutern die Forschenden. Frühe Anzeichen einer DKA seien übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwäche und Verwirrung.
Neurokognitive Auswirkungen wurden untersucht
„Wir haben die neurokognitiven Auswirkungen der DKA bei Kindern mit bekanntem Typ-1-Diabetes sowie bei Kindern, bei denen sie gerade diagnostiziert wurde, untersucht”, berichtet Studienautorin Professorin Simona Ghetti von der UC Davis in einer Pressemitteilung.
„Unsere Studie deckte auf, dass bereits eine schwere Episode von DKA bei Kindern, bei denen Typ-1-Diabetes neu diagnostiziert wurde, mit kognitiven Problemen in Verbindung steht”, so Ghetti. Und bei Kindern mit einer früheren DKA-Diagnose führe eine wiederholtes Auftreten der DKA zu einer noch geringeren kognitive Leistung.
Schwere von DKA beeinflusst IQ
Kindern mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes, welche eine mittelschwere und schwere DKA aufwiesen, hatten verglichen mit Kindern mit Typ-1-Diabetes und ohne DKA ein geringeres Langzeitgedächtnis. Je schwerer die DKA dabei ausfiel, umso stärker waren auch die Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und des IQ, berichten die Forschenden.
Kognitive Defizite können sich mit Zeit verschlechtern
Kinder mit einer früheren DKA-Diagnose zeigten bei der Messung von Gedächtnis und IQ zudem eine geringere Leistung im Vergleich zu den Kindern, die erstmal eine DKA erlitten. Dies deute darauf hin, dass sich die kognitiven Defizite mit der Zeit verschlechtern können, erläutert das Team.
Wie lässt sich DKA vermeiden?
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Kinder mit wiederholter DKA und schlecht kontrolliertem Typ-1-Diabetes ein erhebliches Risiko für kognitive Defizite haben. Doch bestehe die Möglichkeit, einer DKA durch eine angemessene Steuerung des Blutzuckerspiegels vorzubeugen, betonen die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Simona Ghetti, Nathan Kuppermann, Arleta Rewers, Sage R. Myers, Jeff E. Schunk et al.: Cognitive Function Following Diabetic Ketoacidosis in Children With New-Onset or Previously Diagnosed Type 1 Diabetes, in Diabetes Care (veröffentlicht 22.092020), Diabetes Care
- UC Davis Health: Complications from diabetes linked to worse memory, IQ in children (veröffentlicht 22.09.2020), UC Davis Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.