Affinität der Antikörper ermöglicht frühzeitige Bestimmung der Typ-1-Diabetes bei Erwachsenen
10.03.2014
Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben einen neuen diagnostischen Marker zur Bestimmung der LADA (latent autoimmune diabetes in adults), einer speziellen Form der Typ-1-Diabetes bei Erwachsenen, entdeckt. „Anhand der Affinität der Antikörperreaktion gegen das Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD) können Patienten mit LADA von Patienten mit nicht-autoimmunem Typ-2-Diabetes unterschieden werden“, berichtet das Helmholtz Zentrum München. Ihre Erkenntnisse haben Dr. Peter Achenbach, Stephanie Krause und Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler in dem Fachmagazin „Diabetes Care“ veröffentlicht.
Der Typ-1-Diabetes im Erwachsenenalter liegt – ähnlich wie bei Typ-1-Diabetes im Kindesalter – eine Autoimmunreaktion zugrunde, bei der „die Insulin-produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Immunsystem zerstört“ werden, berichten die Wissenschaftler. Die als LADA Form der Zuckerkrankheit unterscheidet sich im Wesentlichen durch einen sehr langsamen Verlauf von der kindlichen Typ-1-Diabetes. „Die klinische Manifestation erfolgt erst nach dem 30. Lebensjahr und die Patienten benötigen zu Beginn der Erkrankung noch keine Insulintherapie zur Blutzuckereinstellung“, erläutert das Helmholtz Zentrum München in seiner aktuellen Pressemitteilung. Durch den besonderen Verlauf sei die Unterscheidung zwischen LADA und Typ-2-Diabetes oftmals schwierig. Die Wissenschaftler haben nun jedoch einen Marker identifiziert, der die Abgrenzung deutlich erleichtert und frühzeitige Aussagen zum Krankheitsverlauf ermöglicht.
Internationale Kooperation von Wissenschaftlern entdeckt diagnostische Marker
Gemeinsam mit nationalen und internationalen Kollegen hat das Forscherteam um Dr. Peter Achenbach, Stephanie Krause und Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler „untersucht, inwiefern die Affinität von GAD-Antikörpern, als ein Maß für den Reifegrad der Immunantwort, die Klassifikation des Diabetes im Erwachsenenalter verbessert.“ Zudem wollten die Forscher nach eigenen Angaben herausfinden, ob eine subkutane (unter die Haut) „Impfung mit GAD die Antikörper-Affinität beeinflusst.“ Unterstützt wurden die Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München von Experten des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), des Center for Regenerative Therapies der TU Dresden und des Skane Universitätshospitals in Schweden. Insgesamt überprüften sie „die GAD-Antikörper-Affinität bei 46 LADA-Patienten, die an einer GAD-Impfstudie teilgenommen hatten.“
GAD-Antikörper-Affinität als Hinweis auf LADA
Die Studienteilnehmern erhielten laut Angaben der Forscher eine Injektion von „GAD in verschiedener Dosierung oder ein Placebopräparat, um eine Toleranz des Immunsystems gegen die Betazellen zu induzieren.“ Überraschenderweise stellten die Wissenschaftler dabei fest, dass die GAD-Antikörper-Affinität bereits vor Beginn der Behandlung erheblich variierte. Hier konnten Patienten mit hoher und niedriger Affinität unterschieden werden. Des Weiteren fanden die Forscher heraus, dass Patienten mit hoher GAD-Antikörper-Affinität – „passend zu einer fortgeschrittenen autoimmunen Zerstörung der Betazellen“ – eine geringe Insulinproduktion aufwiesen. Die Betroffenen hätten häufig schon nach relativ kurzer Zeit eine Insulintherapie benötigt. Im Gegensatz dazu sei bei Patienten mit niedriger GAD-Affinität eine deutlich höhere Insulinproduktion festzustellen gewesen, die über einen Zeitraum von 30 Monaten konstant blieb, schreiben die Forscher. Durch die Impfung mit GAD habe sich die GAD-Antikörper-Affinität nicht verändert.
Vorhersagen zum Krankheitsverlauf möglich
Laut Studienleiter Dr. Peter Achenbach zeigen die Studienergebnisse, „dass die GAD-Antikörper-Affinität ein wertvoller neuer diagnostischer Marker bei LADA-Patienten ist.“ Dieser ermögliche Vorhersagen über den Krankheitsverlauf und eine entsprechende Anpassung der Therapiemaßnahmen. „Die Antikörper-Affinität sollte nun auch in klinischen Studien bei LADA-Patienten berücksichtigt werden“, so das Fazit von Dr. Achenbach in der Pressemitteilung der Helmholtz Zentrums München. (fp)
Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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