Hohe Insulindosen bei Typ-1-Diabetes ein Krebsrisikofaktor
Hohe Insulindosierungen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes scheinen das Risiko einer Krebserkrankung deutlich zu erhöhen. Gegebenenfalls sollten die Krebsvorsorgeuntersuchungen und die Empfehlungen zur Insulindosierung entsprechend angepasst werden.
Untersuchungen an Personen mit Typ-1-Diabetes zeigen einen Zusammenhang zwischen hoher Insulindosierung und dem Auftreten von Krebserkrankungen. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem Fachmagazin „JAMA Oncology“ veröffentlicht.
Typ-1-Diabetes und Krebs
„Typ-1-Diabetes macht schätzungsweise fünf bis zehn Prozent aller Diabetesfälle aus, und neuere Studien haben bei Typ-1-Diabetes auch eine höhere Inzidenz bestimmter Krebsarten wie Magen-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen-, Endometrium- und Nierenkrebs (…) festgestellt“, berichtet Studienleiter Dr. Yuanjie Mao vom Diabetes Institute an der Ohio University.
Allerdings habe keine dieser Studie bisher die einzelnen Risikofaktoren für die Krebsinzidenz bei Typ-1-Diabetes untersucht. Dies ist in der neuen Forschungsarbeit nun erfolgt.
Bewertung der einzelnen Risikofaktoren
In Zusammenarbeit mit dem Epidemiologen Wenjun Zhong von den Merck Research Labs in Pennsylvania (USA) hat Dr. Mao mehr als 50 Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholgebrauch und die familiäre Krankengeschichte untersucht, um deren Relevanz bei Krebserkrankungen von Menschen mit Typ-1-Diabetes zu bestimmen.
Hierfür wurden die Daten von 1.303 Personen mit Typ-1-Diabets aus dem Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) ausgewertet, die über einen Zeitraum von 28 Jahren gesammelt wurden.
Zur Ermittlung des Einflusses der Insulindosierung wurden die Teilnehmenden in drei Gruppen unterteilt: geringe Dosierung mit weniger als 0,5 Einheiten pro Kilogramm, mittlere Dosierung mit 0,5 bis 0,8 Einheiten pro Kilogramm und hohe Dosierung mit 0,8 Einheiten pro Kilogramm oder mehr.
Krebsrisiko steigt bei hohen Insulindosen
Die Datenauswertung habe ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko in der Gruppe mit hoher Insulindosierung im Vergleich zu der Gruppe mit geringer Dosierung aufgezeigt, berichten die Forschenden. Weiterhin gehe aus den Daten hervor, dass Menschen mit einer Insulinresistenz besonders gefährdet sind.
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes konnten die üblichen metabolischen Risikofaktoren wie Übergewicht, der Hemoglobinwert (A1c) und Bluthochdruck in der aktuellen Studie hingen nicht in Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko gebracht werden, so Dr. Mao.
„Wir wissen, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes häufiger an Krebs erkranken als Menschen ohne Diabetes“, betont Dr. Liz Beverly, Co-Direktorin des Diabetes-Instituts an der Ohio University. Die aktuelle Forschung identifiziere einen möglichen Mechanismus zur Erklärung dieses Zusammenhangs.
Die neuen Erkenntnisse werden zu weiteren Forschungen in diesem Bereich und möglicherweise auch zu Änderungen bei der Krebsvorsorge und den Empfehlungen zur Insulindosierung führen, resümiert Dr. Beverly. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ohio University: JAMA study, led by Heritage College faculty, finds association between high insulin dosage and cancer (veröffentlicht 29.07.2022), ohio.edu
- Wenjun Zhong, Yuanjie Mao: Daily Insulin Dose and Cancer Risk Among Patients With Type 1 Diabetes; in: JAMA Oncology (veröffentlicht 28.07.2022), jamanetwork.com
Wichtiger Hinweis:
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