Veränderte Herzinfarkt-Symptome bei Diabetes
Diabetes kann in einigen Fällen dazu führen, dass betroffene Personen manchmal vorliegende Anzeichen einer Herzerkrankung nicht bemerken und wichtige Symptome eines Herzinfarkt übersehen. Susan Cotey von der Cleveland Clinic in den USA erläutert, worauf Menschen mit Diabetes achten sollten, um eine mögliche Herzerkrankung oder Symptome eines Herzinfarkts richtig zu deuten.
Neuropathie durch Diabetes
Wenn Menschen von Diabetes betroffen sind, kann die Krankheit manchmal eine sogenannte Neuropathie oder Nervenschäden verursachen. Die durch Diabetes bedingte Neuropathie kann vorliegende Anzeichen einer Herzerkrankung verschleiern oder dazu führen kann, dass die Erkrankten wichtige Symptome eines Herzinfarkts übersehen, berichtet Cotey in einer aktuellen Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Was ist eine autonome Neuropathie?
Mehr als zwei Drittel der Menschen mit Diabetes leiden laut Cotey irgendwann in ihrem Leben an einer Form von Neuropathie. Die häufigste Form ist die sogenannte periphere Nervenschädigung, die zu Taubheit, Kribbeln oder Schwäche in Händen und Füßen führt.
Es gibt aber auch eine andere, schwerwiegendere Form, bei der die Nerven geschädigt werden können, welche zu Herz, Blase, Darm und Blutgefäßen führen. Diese Form wird als autonome Neuropathie bezeichnet. Liegt eine solche Erkrankung vor, ist der Körper manchmal nicht mehr in der Lage, Funktionen wie das Wasserlassen zu regulieren oder Empfindungen wie Schmerzen in diesen Bereichen zu spüren, erläutert Cotey.
Bei Menschen mit Diabetes ist die Neuropathie besonders besorgniserregend. Einerseits haben diese Personen ein höheres Risiko für Neuropathie, andererseits liegt bei ihnen auch ein höheres Risiko für eine Herzerkrankung vor. Wenn die Neuropathie die Nerven, die zum Herzen führen, abstumpft, bemerken die an Diabetes erkrankten Personen laut der Expertin möglicherweise keine Symptome (beispielsweise Brustschmerzen), die bei einer Herzerkrankung auftreten.
Verdauungsprobleme können auf Herzinfarkt hinweisen
Menschen mit Diabetes sollten genau darauf achten, was ihr Körper ihnen mitteilt. Wenn man Symptome eines Herzinfarkts an sich bemerkt, sollte man sofort ärztliche Hilfe suchen und nicht erst abwarten, ob die Schmerzen von alleine wieder verschwinden. „Zum Beispiel sind auch Verdauungsstörungen, die nicht schnell abklingen, manchmal ein Anzeichen für einen Herzinfarkt”, berichtet Cotey.
Regelmäßige Untersuchungen sind wichtig
Menschen mit Diabetes sollten regelmäßig ärztlichen Kontrollen durchführen lassen. Jährliche Untersuchungen können ein Problem aufdecken, noch bevor die ersten Symptome auftreten. Eine frühzeitige Behandlung kann die Wahrscheinlichkeit verringern, dass aus kleinen Problemen schließlich große Probleme werden, so die Expertin.
Mögliche Symptome eines Herzinfarkts
Sollte eine Neuropathie vorliegen, fallen Symptome, welche bei anderen Menschen eigentlich sehr auffällig sind, bei betroffenen Personen nicht so ausgeprägt aus, erläutert Cotey. Daher sollte auf die nachfolgenden Anzeichen für einen möglichen Herzinfarkt geachtet werden:
- Schmerzen in der Brust oder ein Völlegefühl,
- Übelkeit,
- Sodbrennen,
- ungewöhnliche Müdigkeit,
- Schmerzen im Kiefer, Nacken oder linken Arm – insbesondere bei Frauen,
- Kurzatmigkeit ohne große Anstrengung,
- leichte Benommenheit,
- Schwitzen oder klamme Hände ohne Anstrengung.
Wissenswertes über die Neuropathie
Eine Neuropathie lässt sich nicht immer vermeiden, aber eine Veränderung des Lebensstils kann dazu beitragen, das Risiko zu verringern, auch wenn Menschen an Diabetes erkrankt sind, berichtet Cotey. Außerdem sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass man seinen Blutzuckerspiegel in einem gesunden Bereich hält. Dies erreiche man durch ein gesundes Körpergewicht, regelmäßige sportliche Betätigung und eine gesunde Ernährung. Zusätzlich sollte man nicht Rauchen und seinen Konsum von Alkohol einschränken.
Wenn der Verdacht auf eine autonome Neuropathie vorliegt, gilt es diese Symptome zu beachten:
- Schwindel oder Ohnmacht beim Stehen,
- Probleme beim Wasserlassen wie Inkontinenz oder die Unfähigkeit, die Blase vollständig zu entleeren,
- sexuelle Schwierigkeiten wie erektile Dysfunktion oder geringe Libido,
- Verdauungsprobleme wie Appetitlosigkeit, Schluckbeschwerden und Sodbrennen,
- zu starkes oder kaum vorhandenes Schwitzen,
- Intoleranz gegenüber körperlicher Betätigung.
Wie kann Neuropathie behandelt werden?
Wenn diese Symptome vorliegen, sollte laut Cotey unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, denn eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann dazu beitragen, Nervenschäden zu verlangsamen und Probleme zu beheben. Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei Neuropathie gehören:
- Schmerzmittel,
- physikalische Therapie,
- Beschäftigungstherapie zur Bewältigung von Schmerzen und Funktionseinbußen,
- Hilfsmittel zur Verbesserung der Beweglichkeit und zur Schmerzlinderung,
- Ernährungsumstellung.
Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten sich jährlich auf das Vorliegen einer autonomen Neuropathie ärztlich untersuchen lassen. Bei Typ-1-Diabetes werden laut der American Diabetes Association jährliche Untersuchungen ab fünf Jahren nach der Diagnose von Typ-1-Diabetes empfohlen, so Cotey hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: How Your Diabetes Can Mask Heart Disease or a Heart Attack (veröffentlicht 11.01.2022), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.