Immunsuppressiva könnten bei der Diabetes-Behandlung hilfreich sein
10.11.2011
Mit Hilfe sogenannter Immunsuppressiva hoffen Mediziner der Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz-Zentrum in München künftig Typ-1-Diabetikern helfen zu können. Die Immunsuppressiva sollen bei Verabreichung unmittelbar nach Ausbruch der Erkrankung den Krankheitsverlauf deutlich verzögern, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Forschergruppe, Michael Hummel.
Im Vorfeld des Welt-Diabetes-Tages am 14. November haben die Wissenschaftler der Forschergruppe Diabetes auf die neuartigen Ansätze zur Behandlung von Typ 1 Diabetes hingewiesen. Dabei stellten Michael Hummel und Kollegen die besondere Wirkung eines Medikamentes aus der Krebsmedizin heraus, das die Zerstörung der Betazellen verhindern und so die Entstehung der Typ 1 Diabetes deutlich verlangsamen soll.
Gezielter Eingriff in den Immunhaushalt zur Bekämpfung der Diabetes
Im Gegensatz zu der Typ 2 Diabetes (Altersdiabetes), die meist durch Insulinresistenzen und einen relativen Insulinmangel gekennzeichnet ist, werden bei der Typ 1 Diabetes die zur Insulinproduktion benötigten Betazellen im Zuge einer Autoimmunreaktion zerstört und der Organismus ist nicht mehr dazu in der Lage, das benötigte Insulin zu produzieren. Da die Zerstörung der Betazellen endgültig ist, bestehen bisher keine Möglichkeiten zur erfolgreichen Behandlung von Typ 1 Diabetes. Mit Hilfe der Immunsuppressiva ließe sich dies jedoch möglicherweise ändern, so die Hoffnung der Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums in München. Die Medikamente greifen „sehr gezielt in den Immunhaushalt“ ein und könnten die Zerstörung der Betazellen verhindern oder zumindest verzögern, erläuterte Michael Hummel. Das Verfahren werde „derzeit in Studien mit Patienten getestet“, wobei mit der Behandlung unmittelbar nach Ausbruch der Typ 1 Diabetes begonnen wird. Denn im Zuge der Autoimmunerkrankung Typ 1 Diabetes werden erst mit der Zeit durch fehlgeleitete Immunreaktionen körpereigene Betazellen zerstört. Um möglichst viele der Insulin produzierenden Betazellen vor der Zerstörung durch den eigenen Organismus zu bewahren, müssen die Immunsuppressiva demnach möglichst frühzeitig verabreicht werden.
Insulin produzierende Betazellen vor Autoimmunreaktionen schützen
Nach Ansicht der Forscher des Helmholtz-Zentrums bietet sich zur Vermeidung von Typ 1 Diabetes auch eine Immunmodulation mit Hilfe spezieller Autoantigene an, die als eine Art Impfung verabreicht werden kann. So ließe sich möglicherweise ebenfalls die Autoimmunreaktion des Organismus gegen die Insulin produzierenden Betazellen vermeiden, wobei es nach Ansicht von Michael Hummel „schon ein Erfolg wäre, wenn eine Betazellreserve erhalten werden könnte.“ Denn so würde der Organismus weiterhin einen Rest Insulin selbst produzieren und die gefährlichen Schwankungen der Blutzuckerwerte könnten deutlich reduziert werden, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Forschergruppe Diabetes. Auf diese Weise würden die besonders bedrohlichen Unterzuckerungen vermieden beziehungsweise wesentlich seltener und Gesundheitsrisiken für die Betroffenen spürbar reduziert, erklärten die Experten. Michael Hummel zufolge haben die ersten Studie mit dem Einsatz der Immunsuppressiva „einen gewissen positiven Effekt“ gezeigt, allerdings bisher keinen „Durchbruch im Sinne einer Heilung“ gebracht.
Diabetes auslösende Umweltfaktoren identifizieren
Da in den vergangenen Jahrzehnten in den Industrieländern immer mehr Menschen an Typ 1 Diabetes erkrankt sind, suchen Forscher weltweit intensiv nach Möglichkeiten zur Behandlung der bisher unheilbaren Autoimmunerkrankung. Als Ursache für die wachsende Anzahl der Betroffenen nennen die Experten unterschiedlichste Umweltfaktoren, die eine Fehlsteuerung des Immunsystems begünstigen. Zudem erklärte Michael Hummel, „dass frühe Faktoren wie frühkindliche Ernährung oder möglicherweise virale Infektionen den Krankheitsverlauf beeinflussen und beschleunigen könnten.“ Laut Aussage des stellvertretenden Vorsitzenden der Forschergruppe Diabetes ist das „Ziel der Forschung“ auch eine „Identifizierung von auslösenden Umweltfaktoren, so dass diese dann im nächsten Schritt im Sinne einer Krankheitsprävention verändert werden können.“ Auch Diabetes vorbeugende Effekte wie sie zum Beispiel beim Stillen festgestellt wurden, seien hier von Interesse. Dem Experten zufolge unterliegen Kinder, die mindestens vier Monate gestillt wurden, einem deutlich geringeren Typ-1-Diabetes-Risiko als Kinder, die frühzeitig Nahrungsmittel mit Bestandteilen bestimmter Getreideprodukte erhielten. (fp)
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