Verbesserte Behandlung von Diabetes in Aussicht?
Die tägliche Einnahme eines pflanzlichen Nahrungsergänzungsmittels kann die Blutzuckerwerte, die Gesundheit des Darms und das Immunsystem von Menschen mit Typ-1-Diabetes positiv beeinflussen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Das Nahrungsergänzungsmittel könnte nach Ansicht der Forschenden auch zur Therapie von Kindern mit Typ-1-Diabetes oder anderen Autoimmunkrankheiten verwendet werden.
In einer neuen gemeinsamen Untersuchung von Fachleuten der Monash University, der University of Sydney und der University of Queensland wurde festgestellt, dass die Einnahme eines sogenannten HAMSAB-Nahrungsergänzungsmittels die Immuntoleranz fördert und zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes beiträgt. Die Studienergebnisse können in dem englischsprachigen Fachblatt „Microbiome“ nachgelesen werden.
Gefährliche Folgeerkrankungen bei Typ-1-Diabetes
„Typ-1-Diabetes ist eine lebenslange Autoimmunerkrankung, die immer häufiger auftritt und nicht geheilt werden kann. Menschen, die mit Typ-1-Diabetes leben, sind auf eine Insulinbehandlung angewiesen. Infolgedessen können sie später lebensbedrohliche entzündliche Komplikationen wie Nierenversagen, neurologische und kardiovaskuläre Erkrankungen entwickeln”, erklärt Studienautorin Professorin Sonia Saad von der University of Sydney in einer Pressemitteilung.
Worauf basiert das verwendete Nahrungsergänzungsmittel?
Für die neue Studie wurden 21 erwachsene Personen mit Typ-1-Diabetes untersucht, welche für einen Zeitraum von sechs Wochen ein spezielles Nahrungsergänzungsmittel als Teil ihrer täglichen Ernährung zu sich nahmen. Das verwendete Nahrungsergänzungsmittel mit der Bezeichnung HAMSAB basiert auf hoch-amylosehaltiger, mit Acetat und Butyrat modifizierter Maisstärke.
Darmflora produzierte mehr kurzkettige Fettsäuren
Es stellte sich heraus, dass durch eine Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels mehr kurzkettige Fettsäuren durch die Darmmikrobiota (Darmflora) produziert werden, berichtet das Team. Diese Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von Typ-1-Diabetes.
Schutz vor Diabetes
„Menschen mit Typ-1-Diabetes haben eine veränderte Darmmikrobiota und eine verringerte Produktion von kurzkettigen Fettsäuren in Stuhl und Blut. Wir haben bereits gezeigt, dass das in dieser Humanstudie verwendete Ergänzungsmittel Mäuse vor Diabetes schützt“, berichtet Studienautorin Dr. Eliana Marino von der Monash University in einer Pressemitteilung.
In der Studie zeigte sich, dass die Immunzellen im Blut der Teilnehmenden nach der Intervention einen stärker regulierenden Phänotyp entwickelten – die Immunzellen im Blut wurden besser reguliert. Dies ist nach Ansicht der Forschenden deswegen so interessant, weil durch Typ-1-Diabetes das Immunsystem zu stark aktiviert wird und die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift.
Bessere Glukosekontrolle dank Supplementierung
Es war in der Studie zu beobachten, dass sich weder die Glukosekontrolle noch der Insulinbedarf veränderten, trotzdem zeigten die Teilnehmenden mit den höchsten kurzkettigen Fettsäurekonzentrationen nach der Supplementierung die beste Glukosekontrolle, berichtet Studienautorin Dr. Kirstine Bell vom Charles Perkins Centre der University of Sydney.
Therapie für Kinder mit Autoimmunkrankheiten
„Wenn wir diese Nahrungsergänzung länger anwenden und früher in der Krankheit damit beginnen, könnten wir möglicherweise den Angriff des Immunsystems aufhalten, die Insulin produzierenden Zellen erhalten und die Glukoseregulierung verbessern”, so Dr. Marino.
Die untersuchte Nahrungsergänzung stellt laut dem Team eine sichere und zugängliche Therapiealternative für viele Kinder mit Typ-1-Diabetes oder anderen Autoimmunkrankheiten dar. Zusätzlich könnte die Einnahme das Risiko für spätere Komplikationen durch Entzündungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren, worauf die Ergebnisse von klinischen Untersuchungen hinweisen, betont Dr. Marino. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kirstine J. Bell, Sonia Saad, Bree J. Tillett, Helen M. McGuire, Sara Bordbar, et al.: Metabolite-based dietary supplementation in human type 1 diabetes is associated with microbiota and immune modulation; in: Microbiome (veröffentlicht 19.01.2022), Microbiome
- Monash University: Potent food supplement may help halt the immune attack in people with diabetes (veröffentlicht 21.01.2022), Monash University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.