Verbesserte Vorhersage von Typ-2-Diabetes?
Spezielle Metaboliten im Blut deuten darauf hin, ob eine Frau nach einer vorübergehenden Schwangerschaftsdiabetes-Erkrankung an Typ-2-Diabetes erkranken wird. Auf Basis dieser Erkenntnis könnte in Zukunft ein Test entwickelt werden, welcher Frauen mit einem erhöhten Risiko identifiziert.
Bei einer aktuellen Untersuchung unter der Leitung von Forschenden der University of Toronto wurde festgestellt, dass Metaboliten im Blut darauf hinweisen, ob eine Frau nach ihrer Schwangerschaft Typ-2-Diabetes entwickeln wird. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS Medicine“ veröffentlicht.
Wie häufig tritt Schwangerschaftsdiabetes auf?
Etwa jede zehnte Frau entwickelt während der Schwangerschaft Schwangerschaftsdiabetes, was sie einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes aussetzt. Rund 30 bis 50 Prozent dieser Frauen erkranken anschließend innerhalb von zehn Jahren nach der Entbindung an Typ-2-Diabetes.
Komplikation durch Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes behindert die Fähigkeit des Körpers den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Erkrankung kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie Sehkraftverlust, neurologischen Problemen sowie Herz- und Nierenerkrankungen führen.
Worauf sollten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes achten?
Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes wird empfohlen, nach der Entbindung jährlich einen oralen Glukosetoleranztest durchführen zu lassen, welcher die Fähigkeit des Körpers misst, Zucker aus dem Blutkreislauf zu entfernen. Das Verfahren ist jedoch zeit- und arbeitsaufwendig und wird lediglich von weniger als der Hälfte der Frauen durchgeführt.
Warum ein neuer Test benötigt wird
Wenn Frauen ein neugeborenes Kind zu Hause haben, denken sie einfach häufig nicht an ihre eigene Gesundheit oder sie haben schlichtweg keine Zeit dafür. Das Ziel des Forschungsteams war es daher, einen einfachen Bluttest zu entwickeln, der das Diabetes-Risiko vorhersagen kann, berichten die Forschenden.
Prädiktive Stoffwechselsignaturen identifiziert
In einer im Jahr 2016 durchgeführten Pilotstudie an 1.033 Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes identifizierten die Forschenden erstmals Stoffwechselsignaturen, welche für Typ-2-Diabetes prädiktiv sind. Die aktuelle Studie baut auf früheren Forschungen auf und verfolgt dieselbe Kohorte von Frauen über einen längeren Zeitraum.
Im Laufe der Studie wurden mehrmals Blutproben entnommen
Die Ausgangsblutproben wurden zwischen sechs und neun Wochen nach der Geburt und dann zweimal innerhalb von zwei Jahren entnommen. Die Gesundheit der Frauen wurde anhand ihrer elektronischen Krankenakten bis zu acht Jahre lang verfolgt. Während dieser Zeit entwickelten 173 Frauen Typ-2-Diabetes. Ihre Blutproben wurden mit denen von 485 gesunden Frauen verglichen, die ebenfalls an der Studie teilnahmen.
Stoffwechsel-Dysregulation weist auf spätere Probleme hin
In der Gruppe von Frauen, die in der frühen postpartalen Phase an Typ-2-Diabetes erkranken werden, kommt es zu einer sogenannten Stoffwechsel-Dysregulation, was darauf hindeutet, dass ein zugrunde liegendes Problem bereits besteht, welches identifiziert werden kann, erläutern die Forschenden.
Vorhersage mit Genauigkeit von über 85 Prozent
Die bei der Untersuchung identifizierte Stoffwechselsignatur, kann mit über 85-prozentiger Genauigkeit vorhersagen, ob eine Frau an Typ-2-Diabetes erkranken wird, betont die Forschungsgruppe.
Worauf deuten Aminosäuren und Lipidmoleküle hin?
Es sei nicht überraschend, dass Zuckermoleküle unter den identifizierten Verbindungen eine herausragende Rolle spielen, berichten die Forschenden. Da auch Aminosäuren und Lipidmoleküle vorhanden waren, weist dies auf grundlegende Probleme im Protein- beziehungsweise Fettstoffwechsel hin.
Tatsächlich sank die Vorhersagekraft des Tests, wenn Aminosäuren und Lipide ausgeschlossen wurden. Dies deutet darauf hin, dass Prozesse, die über den Zuckerstoffwechsel hinausgehen, bereits sehr früh in der Entwicklung der Krankheit auftreten können. Das Ergebnis könnte erklären, warum Komplikationen bei Personen mit Typ-2-Diabetes selbst dann auftreten, wenn der Blutzucker medikamentös streng kontrolliert wird.
Neuer Bluttest in Aussicht?
Die Forschenden hoffen auf Grundlage der neuen Erkenntnisse einen einfachen Bluttest zu entwickeln, der schon früh nach der Entbindung durchgeführt werden kann. Die an der Untersuchung teilnehmenden Frauen werden zu einem 10-Jahres-Follow-up-Besuch eingeladen, bei dem sie auf Typ-2-Diabetes getestet werden sollen. Die so gewonnenen Informationen werden die Entwicklung des neuen Bluttest noch weiter vorantreiben, berichten die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mi Lai, Ying Liu, Gabriele V. Ronnett, Anne Wu, Brian J. Cox et al.: Amino acid and lipid metabolism in post-gestational diabetes and progression to type 2 diabetes: A metabolic profiling study, in Plos Medicine (Veröffentlicht 20.05.2020), Plos Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.