Viele Menschen unterschätzen das eigene Diabetes-Risiko
Während zum Beispiel die Angst vor Krebserkrankungen äußerst weit verbreitet ist, scheint bei Diabetes die Sorge vor einer eigenen Erkrankung oftmals eher gering. Tatsächlich bleibt das Diabetes-Risiko damit häufig unterschätzt und viele Menschen bewerten diesbezüglich ihren Gesundheitszustand zu optimistisch, so das Ergebnis einer aktuellen Studie an der Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE).
Gemäß dem Motto „Krank werden nur die anderen“ glauben viele Menschen nicht an eine eigene Diabetes-Erkrankung. „Die Wahrscheinlichkeit, einen Diabetes zu bekommen oder schon erkrankt zu sein, unterschätzen viele Personen, die bereits erhöhte Blutzuckerwerte oder sogar schon einen noch nicht diagnostizierten Diabetes haben“, so die Mitteilung der UDE. Das Forscherteam um Bernd Kowall von der Universität Duisburg-Essen und Wolfgang Rathmann vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung hat in seiner aktuellen Studie untersucht, inwiefern die Selbsteinschätzung des Diabetes-Risikos dem tatsächlichen Zustand der Patienten entspricht. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachjournal „PLOS One“ veröffentlicht.
2.000 Probanden untersucht
Die Wissenschaftler nutzten für ihre Untersuchung die Daten der sogenannten KORA-Studie (KORA = Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) und betrachteten knapp 2.000 Personen genauer, bei denen noch keine Diabetesdiagnose gestellt wurde und die keine Diabetesmedikamente einnahmen. Von den 1.953 Teilnehmenden waren 47,8 Prozent Männer und das Durchschnittsalter lag insgesamt bei 59,1 Jahren. Die Probanden wurden zunächst aufgefordert, das eigene Diabetes-Risiko zu bewerten. Sie sollten die Wahrscheinlichkeit einer bereits vorliegenden Diabetes-Erkrankung abschätzen und bewerten, ob sie Gefahr laufen, in Zukunft selbst Diabetes zu entwickeln.
Knapp Dreiviertel der Befragten ahnen nicht von ihrer Erkrankung
Anschließend folgte ein Blutzuckertest. Wurde bei diesem Test eine bislang unerkannte Diabetes-Erkrankung festgestellt, erfolgte eine nähere Untersuchung der Ergebnisse der entsprechenden Teilnehmer. Dabei stellten die Forscher fest, dass 74 Prozent dieser Probanden die Wahrscheinlichkeit, schon an Diabetes erkrankt zu sein, zuvor als gering oder sehr gering einstuften, so die Mitteilung der UDE. Auch gaben mehr als „70 Prozent aller Teilnehmer, die zwar noch keinen Diabetes, aber bereits erhöhte Blutzuckerwerte – einen sogenannten Prädiabetes – aufwiesen, vor der Blutzuckermessung an, dass bei ihnen kein Risiko für einen späteren Diabetes vorliegt“, berichten die Mediziner.
Eigene Gesundheit zu optimistisch bewertet
Die Studienergebnisse machen deutlich, dass viele Menschen ihren Gesundheitszustand zu optimistisch einschätzen, so das Fazit der Forscher. Dies könne bei Prädiabetes und Diabetes fatale Folgen haben, da die Betroffenen bei frühzeitiger Diagnose den Verlauf der Krankheit durch Lebensstil und Medikamente entscheidend beeinflussen könnten. Die Experten fordern daher Menschen mit Übergewicht, zu wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, Menschen, die rauchen oder deren Eltern bereits Diabetes hatten, dazu auf, regelmäßig ihre Blutzuckerwerte prüfen lassen. So lasse sich das Risiko einer unerkannten Diabetes-Erkrankung deutlich minimieren. (fp)
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