Verbindung zwischen Schlaf und Blutzucker
Später zu Bett zu gehen und eine schlechte Schlafqualität sind mit höheren Blutzuckerwerten und einer schlechteren Kontrolle des Blutzuckers nach einer zu sich genommenen Mahlzeit verbunden. Diese Erkenntnis könnte besonders für Menschen mit Diabetes wichtige Auswirkungen haben und den Schlaf als wichtigen Faktor für die Kontrolle des Blutzuckers hervorheben.
In einer aktuellen Forschungsarbeit unter Beteiligung von Fachleuten der Harvard Chan School of Public Health, Boston und des University Diabetes Centre, Malmö wurde untersucht, wie sich schlechte Schlafqualität auf die Kontrolle des Blutzuckers nach einer Mahlzeit auswirkt. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Diabetologia“ publiziert.
Auswirkungen des Schlafs auf die postprandiale Glukosereaktion
In der neuen Studie haben die Forschenden analysiert, wie sich nächtliche Schwankungen in der Schlafdauer, der Schlafeffizienz oder der Schlafzeit auf die sogenannte postprandiale (nach der Mahlzeit) Glukosereaktion auf das Frühstück am nächsten Tag auswirken.
Schlaf Indikator für allgemeinen Gesundheitszustand
Ernährung, Bewegung und Schlaf sind grundlegende Bestandteile eines gesunden Lebensstils dar. Bisher wurde aber die Rolle des Schlafs bei der körpereigenen Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei gesunden Menschen noch relativ wenig untersucht, so die Forschenden.
Da ein gestörter Schlaf häufig zusammen mit anderen Gesundheitsproblemen auftritt, kann er auch als Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand dienen, erläutert das Team weiter. Die Schlafqualität habe einen direkten kausalen Einfluss auf viele lebensbedrohliche Erkrankungen. Als Beispiel nennen die Fachleute Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes.
Diabetes durch obstruktive Schlafapnoe?
Wenn gestörter Schlaf beispielsweise durch obstruktive Schlafapnoe verursacht wird, ist dies mit der Prävalenz von Typ-2-Diabetes und einem erhöhten Risiko von Komplikationen im Zusammenhang mit der Krankheit verbunden, so das Team. Die bisherigen Erkenntnisse sprechen laut den Fachleuten für einen engen Zusammenhang zwischen der Qualität und Dauer des Schlafs und der Fähigkeit des Körpers, den Blutzuckerspiegel richtig zu regulieren.
Während es zahlreiche große prospektive Kohortenstudien gibt, welche sich mit dem Zusammenhang zwischen selbstberichteten Schlaf, Krankheit und Wohlbefinden befassen, stammen objektive Daten über Schlaf und postprandialen Glukosestoffwechsel jedoch in der Regel aus kleinen Studien, erläutert das Team.
Dies seien Untersuchungen in streng kontrollierten Umgebungen und bei bestimmten Bevölkerungsuntergruppen wie beispielsweise bei Menschen, die aufgrund von Schwangerschaft, Schlafapnoe, Depression, Fettleibigkeit oder Diabetes unter Schlafstörungen leiden. So bestehe ein hoher Bedarf an umfassenderen Erkenntnissen über die Auswirkungen des Schlafs auf den Glukosestoffwechsel bei gesunden Menschen, fügen die Forschenden in einer Pressemitteilung hinzu.
Die Fachleute haben daher in der aktuellen Studie den Zusammenhang zwischen Schlaf (Schlafdauer, -effizienz und Zeitpunkt zwischen Einschlafen und Aufwachen) und postprandialer glykämischer Reaktion (Veränderung des Blutzuckerspiegels nach dem Verzehr einer Mahlzeit) auf ein Frühstück mit unterschiedlicher Makronährstoffzusammensetzung in einer Gruppe von 953 gesunden Erwachsenen untersucht.
Die Teilnehmenden gehörten zur ZOE Personalized REsponses to DIetary Composition Trial 1 (PREDICT1), der weltweit größten wissenschaftlichen Ernährungsstudie dieser Art, die 14 Tage lang durchgeführt wurde und bei der die Teilnehmenden standardisierte Testmahlzeiten mit bekanntem Gehalt an Kohlenhydraten, Fett, Eiweiß und Ballaststoffen zu sich nahmen.
Wie wurden Blutzucker und Schlaf überwacht?
Bei der Untersuchung wurde der Blutzucker der Teilnehmenden mit der Hilfe eines Geräts zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) überwacht, welches während der gesamten Studiendauer alle 15 Minuten Proben nahm.
Der Schlaf der Teilnehmenden wurde anhand eines sogenannten Aktigraphiegeräts überwacht, welches am Handgelenk getragen wurde und die Bewegungen der Testpersonen maß.
Signifikante Wechselwirkung identifiziert
Die Fachleute kontnen zunächst keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der postprandialen glykämischen Reaktion feststellen. Dies änderte sich jedoch, wenn der Nährstoffgehalt der Frühstücksmahlzeit ebenfalls berücksichtigt wurde.
So waren längere Schlafzeiten mit einem niedrigeren Blutzuckerspiegel nach einem kohlenhydrat- und fettreichen Frühstück in Verbindung zu bringen, was auf eine bessere Kontrolle des Blutzuckerspiegels hindeutet, berichtet das Team.
Zusätzlich beobachteten die Forschenden, dass Teilnehmende, die länger schliefen, als sie es normalerweise tun würden, am nächsten Tag nach einem kohlenhydratreichen oder fettreichen Frühstück tendenziell einen niedrigeren postprandialen Blutzucker aufwiesen.
Verbindung Schlafeffizienz und Blutzuckerkontrolle identifiziert
Das Team identifizierte auch einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Schlafeffizienz (Verhältnis der Schlafdauer zur Gesamtlänge der Schlafperiode), welche auf einen gestörten Schlaf hinweist, und der Blutzuckerkontrolle. Dieser Zusammenhang war unabhängig von der Zusammensetzung des Frühstücks am nächsten Tag.
Niedrigerer postprandialer Blutzucker dank besserem Schlaf
Es zeigte sich, dass Teilnehmende mit einer höheren Schlafeffizienz durchschnittlich eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen niedrigeren postprandialen Blutzuckerwert aufwiesen, als es bei Testpersonen mit einer niedrigeren Schlafeffizienz der Fall war. Wenn Teilnehmende effizienter schliefen als sonst, führte dies außerdem dazu, dass der postprandiale Blutzucker tendenziell niedriger ausfiel als es üblicherweise bei ihnen der Fall war, berichtet das Team.
Rolle des Schlafzeitpunkts
Die Forschenden betonen, dass auch der Zeitpunkt des Schlafs eine signifikante Auswirkung hat, wobei ein späterer Schlafzeitpunkt mit einem höheren Blutzuckerspiegel nach dem Frühstück verbunden war.
Der auftretende Effekt sei in erster Linie durch Veränderungen des Schlafbeginns (späteres Einschlafen) und nicht durch Unterschiede im Schlafversatz (späteres Aufwachen) verursacht und wirke sich negativ auf die Blutzuckerkontrolle aus. Dies galt für Vergleiche zwischen den Teilnehmenden und auch für die Betrachtung von Schwankungen im Schlafverhalten der einzelnen teilnehmenden Personen, fügt das Team hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diabetologia: Poor quality of sleep and falling asleep later are associated with poorer control of blood sugar after meals (veröffentlicht 30.11.2021), Diabetologia
- Neli Tsereteli, Raphael Vallat, Juan Fernandez-Tajes, Linda M. Delahanty, Jose M. Ordovas, et al.: Impact of insufficient sleep on dysregulated blood glucose control under standardised meal conditions; in: Diabetologia (veröffentlicht 30.11.2021), Diabetologia
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.