Schmerzmittel wie Ibuprofen und Naproxen scheinen einen größeren Einfluss auf den Körper zu haben, als bisher bekannt war. Sie verändern das Süßempfinden und können offenbar auch den Zuckerstoffwechsel positiv beeinflussen. So könnten die Arzneien auch zur Prävention und Therapie von Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise Diabetes beitragen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Rutgers University in den USA wurde untersucht, ob Ibuprofen und Naproxen den Glukosestoffwechsel beeinflusst können. Die Ergebnisse sind in dem „British Journal of Pharmacology“ nachzulesen.
Zusammenhang zwischen Schmerzmitteln und Süßgeschmack
Das Team analysierte, wie Ibuprofen und Naproxen das süße Geschmacksempfinden durch ihre Wirkung auf den Rezeptor TAS1R2-TAS1R3 beeinflussen. Es wurden sogenannte psychophysische Geschmackstests am Menschen und zellbiologische Untersuchungen in vitro durchgeführt, um bestimmen, welche Auswirkungen die Schmerzmittel auf die Signalisierung des Zuckergeschmacks haben.
Der menschliche Süßgeschmacksrezeptor TAS1R2-TAS1R3 spielt eine zentrale Rolle in der Wahrnehmung von Süße und könnte darüber hinaus eine wichtige Funktion im Zuckerstoffwechsel haben. Zudem weisen Ibuprofen und Naproxen eine strukturelle Ähnlichkeit zu bekannten Hemmstoffen dieses Rezeptors auf, berichten die Fachleute.
Mögliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel
Die Untersuchung zeige nun, dass Ibuprofen und Naproxen tatsächlich in der Lage sind, die Geschmackswahrnehmung von Zucker und kalorienfreien Süßstoffen zu reduzieren. Dies geschehe dosisabhängig und bereits bei Konzentrationen, die in etwa den Blutplasmaspiegeln nach einer normalen Einnahme entsprechen.
Ibuprofen und Naproxen können also die Signalweiterleitung von Zucker im Rezeptor signifikant reduzieren, was darauf hindeutet, dass Ibuprofen und Naproxen nicht nur die Schmerzwahrnehmung beeinflussen, sondern auch die Geschmackswahrnehmung von Zucker hemmen und damit möglicherweise eine Rolle im Zuckerstoffwechsel spielen, erläutert das Team.
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Langfristig könnte dies Auswirkungen auf metabolische Erkrankungen haben. So wurde beispielswiese die regelmäßige Einnahme von Ibuprofen bereits mit einem verringerten Risiko für Alzheimer, Diabetes und Dickdarmkrebs in Verbindung gebracht und die neuen Erkenntnisse könnte eine weitere Erklärung für diese positiven Effekte liefern, ergänzen die Forschenden.
Fazit und Ausblick
Die Erkenntnis, dass weit verbreitete Schmerzmittel wie Ibuprofen und Naproxen das Süßempfinden beeinflussen, könnte nach Ansicht der Fachleute langfristig neue Wege für die Behandlung und Prävention von Stoffwechselerkrankungen eröffnen.
Weitere Studien seien nun notwendig, um die genauen Mechanismen und mögliche klinische Anwendungen zu erforschen. Bis dahin bleibe es spannend zu beobachten, wie sich diese Erkenntnisse auf die Medizin und Ernährungswissenschaft auswirken werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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- Emily C. Hanselman, Caroline P. Harmon, Daiyong Deng, Sarah M. Sywanycz, Lauren Caronia, et al.: Ibuprofen inhibits human sweet taste and glucose detection implicating an additional mechanism of metabolic disease risk reduction; in: British Journal of Pharmacology (veröffentlicht 25.02.2025), British Journal of Pharmacology
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