Erste Hilfe: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rät zu sofortiger Zuckergabe bei Unterzuckerung
15.01.2014
Im Herbst letzten Jahres kam es bei einem 15-jährigen Mädchen in Folge ihrer Typ-1-Diabetes zu einer akuten Unterzuckerung. Als sie daraufhin in einer Apotheke um Traubenzucker bat, lehnte der Apotheker die Bitte ab und schickte das Mädchen weg, wie Zeitungen berichteten.
Die in der medizinischen Fachsprache bezeichnete „Hypoglykämie“ Erkrankung, wurde früher auch als Jugenddiabetes bezeichnet, da sie überwiegend im Kindes- und Jugendalter auftritt und eher selten bei Erwachsenen diagnostiziert wird. Laut dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung sind in Deutschland schätzungsweise sechs Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin wegen des Verdachts auf unterlassener Hilfeleistung gegen den Apotheker, der sich für sein Verhalten öffentlich entschuldigte.
Die Leser eines Internetblogs einer Apothekerzeitschrift beurteilten das Verhalten des Mädchens jedoch als unangemessen. Einige machten die Eltern für die missliche Lage verantwortlich, da ihre diabeteskranke Tochter weder Geld noch Nahrung bei sich hatte, um in so einem nicht gerade selten eintreffenden Fall schnell handeln zu können. Andere Leser sprachen sogar von „Schnorren“.
„Solche Vorwürfe gegenüber Menschen mit Diabetes und Unterzuckerungen sind weit verbreitet und falsch“, beurteilte Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG die Kommentare in dem Blog. „Wir weisen die Patienten darauf hin, immer Traubenzucker bei sich zu tragen. Trotzdem kann es in seltenen Fällen vorkommen, dass dieser nicht zur Hand ist und ungewollt eine Unterzuckerung entsteht.“ Doch wie lässt sich für Außenstehende erkennen, dass ihr Gegenüber aufgrund des Insulinmangels wirklich Hilfe benötigt? Nicht selten ist das Verhalten von Menschen bei einer Unterzuckerung dem von Betrunkenen ähnlich, erklärte Fritsche.
Helfen ohne großen Aufwand
Dabei ist es vergleichsweise einfach bei einer Unterzuckerung Hilfe zu leisten. Ein gezuckertes Getränk, gezuckerter Nahrungsmitteln oder die Gabe von Traubenzucker reichte aus, damit die Betroffenen schnell wieder auf die Beine kommen.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft rät deshalb, sofort bei einem Verdacht auf Unterzuckerung, Zucker zu verabreichen. „Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass der Patient noch bei Bewusstsein ist“, erklärt der DDG Experte. Ist der unterzuckerte Diabetespatient bewusstlos, sollte immer ein Notruf erfolgen.
Aufgrund der überwiegend negativen Resonanz der Leser in dem Internetblog betont die DGG ausdrücklich, dass Unterzuckerungen eine Krankheit ist, die in der Regel ohne eigenes Verschulden entsteht. „Manche Menschen mit Diabetes leiden auch unter Hypoglykämiewahrnehmungsstörungen, die Unterzuckerung überfällt sie sozusagen ohne Vorwarnung“, so Professor Fritsche. „Leider werden Unterzuckerungen oft verharmlost und in der Bevölkerung allgemein mit Hunger und Müdigkeit verwechselt.“
Neben der Gefahr ins Koma zu fallen, sind die Folgeschäden dieser Erkrankung schleichend. Diabetes Melitus begünstigt die Entstehung von Schlaganfällen, Herzinfarkten und führt nicht selten dazu, dass die Arterien sich mit der Zeit verschließen. und Menschen, die beruflich mit Diabetes-Patienten zu tun haben, können über spezielle Diabetes Schulungen mehr über die Erkrankung in Erfahrung bringen. (fr)
Bild: Annamartha / pixelio.de
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