Blutgruppendiät: Ist sie hilfreich beim Abnehmen?
Gerade jetzt nach den Weihnachtstagen und dem bevorstehenden neuen Jahr machen sich viele Menschen Gedanken, wie sie ihr Gewicht reduzieren können. Eine Ernährungswissenschaftlerin wies kürzlich darauf hin, welche Diäten ungesund sind und nicht beim Abnehmen helfen. Sie nannte dabei auch die sogenannte Blutgruppendiät. Forschende aus den USA haben nun neue Erkenntnisse zu diesem Diätkonzept veröffentlicht.
In den 1990er Jahren erlangte die sogenannte „Blutgruppendiät“ weltweite Aufmerksamkeit. Laut dem alternativmedizinischen Diätkonzept, das auf der Theorie des US-amerikanischen Naturheilkundlers Peter J. D’Adamo beruht, sollte jeder Mensch sein Essen an der eigenen Blutgruppe ausrichten. Dadurch sollen die Gesundheit und das Wohlbefinden verbessert und das Krankheitsrisiko gesenkt werden. Zum Abnehmen – wie oft behauptet – kann diese „Diät“ allerdings nicht beitragen, wie eine neue Studie nun zeigt.
An die Blutgruppe angepasste Ernährung
D`Adamo, der auch Bücher zum Thema veröffentlicht hat, behauptet, dass die Blutgruppe mitbestimmt, welche Lebensmittel Menschen am besten vertragen. Grund dafür seien Lektine. Diese Eiweiße sollen unter anderem Blutzellen verkleben und Organschäden bewirken können.
Laut dem Buchautoren sollen beispielsweise Menschen mit der Blutgruppe 0 vor allem Fleisch und Fisch vertragen, Personen mit Blutgruppe A hingegen Pflanzenkost. Deshalb sei es mit einer an die Blutgruppe angepassten Diät einfacher abzunehmen.
Doch eine neue Studie von Neal Barnard von der George Washington University und seinen Kolleginnen und Kollegen vom Physicians Committee for Responsible Medicine (PCRM) – einer gemeinnützigen Organisation von 12.000 Ärztinnen und Ärzten – hat die „Blutgruppendiät“ nun entlarvt, heißt es in einer Mitteilung vom PCRM.
Auswirkungen auf das Körpergewicht
Diese neue Studie, die in dem Fachmagazin „Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics“ publiziert wurde, basiert auf einer randomisierten Kontrollstudie, deren Hauptergebnisse Ende November in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde.
Bei dieser Studie ernährten sich 122 übergewichtige Teilnehmende verschiedener Blutgruppen und ohne Diabetes 16 Wochen lang fettarm und rein pflanzlich. Die weiteren 122 Personen der Kontrollgruppe nahm keine Ernährungsumstellung vor.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten wissen, wie sich diese Ernährungsweise unter anderem auf das Körpergewicht, den Körperfettanteil, die Plasma-Lipidkonzentrationen oder die Blutzuckerkontrolle auswirkt.
Pflanzliche Ernährung ist für alle vorteilhaft
Das wichtigste Ergebnis ist, dass eine pflanzliche Ernährung den Stoffwechsel ankurbelt. Dieser Effekt war in der Testgruppe stärker als in der Kontrollgruppe. Demnach verbrannten die Teilnehmenden der Interventionsgruppe nach den Mahlzeiten im Schnitt 18,7 Prozent mehr von den aufgenommenen Kalorien.
Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Ernährung zu prüfen, führten die Forschenden den zusätzlichen Schritt durch, eine Sekundäranalyse unter den Teilnehmenden der Interventionsgruppe durchzuführen.
Sie untersuchten, ob die Auswirkungen einer pflanzlichen diätetischen Intervention auf das Körpergewicht, die Blutfette und die Blutzuckerkontrolle mit der Blutgruppe zusammenhängen.
Die „Blutgruppendiät“ empfiehlt eine hauptsächlich pflanzliche Diät für Menschen mit Blutgruppe A, während sie für Menschen mit Blutgruppe O eine fleischreiche Diät empfiehlt, heißt es in er Mitteilung.
„Wir haben festgestellt, dass die Blutgruppe keinen Unterschied macht“, so Studienautor Neal Barnard, Präsident des PCRM. „Während die Blutgruppendiät besagt, dass eine pflanzliche Ernährung für die Blutgruppe A besser und für die Blutgruppe O weniger geeignet sei, erwies sie sich für Menschen aller Blutgruppen als vorteilhaft, und es gab keine Hinweise darauf, dass eine fleischreiche Ernährung für irgendjemanden gut ist“, erläutert der Experte.
Keine signifikanten Unterschiede
Den Angaben zufolge zeigten die Werte zwischen Personen der Blutgruppen A und Nicht-A und auch die Werte zwischen Teilnehmenden der Blutgruppen 0 und Nicht-0 keine signifikanten Unterschiede.
So nahmen die Probandinnen und Probanden der Blutgruppe A durchschnittlich knapp sechs Kilogramm Körpergewicht ab, während Teilnehmende der anderen Blutgruppen etwa sieben Kilogramm verloren.
Und beim Körperfettanteil verloren die Teilnehmenden aller Blutgruppen im Schnitt etwa vier Gramm Fett.
Des Weiteren sank der mittlere Gesamtcholesterinspiegel bei den Probandinnen und Probanden der Blutgruppe A ebenso wie bei allen anderen um etwa 17 Milligramm pro Deziliter. Die Teilnehmenden der Blutgruppe 0 hatten ebenfalls keinen signifikant schlechteren Effekt – trotz der für sie vermeintlich nicht passenden Pflanzenkost.
„Unsere Forschung zeigt, dass alle Blutgruppen gleichermaßen von einer veganen Ernährung profitieren, die auf dem Verzehr von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten basiert, wenn man speziell mit Gewichtsverlust und kardiometabolische Gesundheit bei übergewichtigen Erwachsenen betrachtet“, sagt Barnard. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Physicians Committee for Responsible Medicine: New Study Debunks Blood Type Diet, (Abruf: 29.12.2020), Physicians Committee for Responsible Medicine
- Neal D. Barnard, Emilie Rembert, Amber Freeman, Meka Bradshaw, Richard Holubkov, Hana Kahleova: Blood Type Is Not Associated with Changes in Cardiometabolic Outcomes in Response to a Plant-Based Dietary Intervention; in: Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, (veröffentlicht: 04.12.2020), Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics
- Hana Kahleova, Kitt Falk Petersen, Gerald I. Shulman, et al.: Effect of a Low-Fat Vegan Diet on Body Weight, Insulin Sensitivity, Postprandial Metabolism, and Intramyocellular and Hepatocellular Lipid Levels in Overweight Adults; in: JAMA Network Open, (veröffentlicht: 30.11.2020), JAMA Network Open
Wichtiger Hinweis:
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