Formula Diät verspricht große Wirkung bei geringem Aufwand
Ob Almased, Slimfast oder Precon: Viele Menschen setzen beim Abnehmen auf Diätpulver und hoffen, durch dieses schnell und unkompliziert ein paar Pfunde loszuwerden. Das Prinzip ist recht simpel: Ganze Mahlzeiten werden durch einen Diät-Shake ersetzt, wodurch viele Kalorien eingespart werden, aber trotzdem nicht „gehungert“ werden muss. Doch sind die relativ teuren Diätpulver wirklich erfolgversprechend? Oder werfen Verbraucher hier ihr Geld zum Fenster heraus? Eine Expertin der Verbraucherzentrale klärt auf.
Abnehmen ohne Sport und Kalorienzählen
Nach dem an den Feiertagen ordentlich geschlemmt wurde, hoffen viele Menschen, die zusätzlichen Pfunde schnell wieder loszuwerden. Hilfe versprechen dabei zahlreiche Abnehm-Methoden und Diätprodukte, welche in Werbung, Zeitschriften und auf Verpackungen als regelrechte „Wundermittel“ angepriesen werden. Zu diesen zählen neben Pillen und Diätprogrammen wie „Weight Watchers“ auch verschiedene Pulver, mit denen sich laut der Werbung besonders unkompliziert und effektiv abnehmen lässt. Denn die so genannte „Formula-Diät“ ist vergleichsweise einfach umzusetzen, da weder Sport, Kalorienzählen noch aufwendiges Kochen auf dem Programm steht. Stattdessen werden die Mahlzeiten ganz oder teilweise durch Eiweiß-Shakes oder andere fertige Nahrungsmittel wie Brühen, kohlenhydratarme Gerichte etc. ersetzt.
Pulver kosten bis zu 40 Euro pro Dose
Die speziellen Formula-Produkte haben nur sehr wenig Kalorien, was einen schnellen Gewichtsverlust herbeiführen soll. „Die Diät, die man Dir sofort ansieht”, heißt es z.B. auf der Homepage von Slimfast, „Abnehmen ohne zu hungern” verspricht Almased auf seiner Internetseite. Doch sind die Diätpulver wirklich erfolgversprechend? Oder sind die Produkte einfach nur teuer? Denn die Pulver, die in Apotheken, Reformhäusern und Drogerien erhältlich sind, kosten bis zu 40 Euro pro Dose. „Die Pulver sind kein Zaubertrank, es gibt keinen Inhaltsstoff, der Wunder bewirkt”, erklärt die Ernährungsexpertin Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber dem Magazin „Stern“. Stattdessen sei der Abnehmerfolg letztendlich auf die massiv beschränkte Kalorienmenge in den Formula-Produkten zurückzuführen, so Schwartau weiter.
Warnhinweis auf der Verpackung ist Pflicht
Zu Anfang werden bei der speziellen Diät bei den meisten Programmen zunächst alle Mahlzeiten durch Shakes ersetzt. Anschließend wird das Pulver nach und nach reduziert und es kommen einzelne selbst gekochte Gerichte dazu. Sofern alle Mahlzeiten durch reine Flüssignahrung ersetzt werden, muss auf der Verpackung der Warnhinweis „Darf ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Wochen verwendet werden“, so der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Ein wichtiger Punkt, denn „eine solch radikale Crashdiät ist für den Körper nicht ungefährlich”, sagt Schwartau. Werde z.B. zu wenig Eiweiß zugeführt, beginne der Körper zum Ausgleich damit, Muskelmasse abzubauen.
Produkte fallen unter Diätverordnung
Um sicher zu stellen, dass durch die Pulver keine Unterversorgung entsteht, fallen Formula-Produkte daher unter § 14a der deutschen Diätverordnung. Diese schreibt einen maximalen Gehalt von 400 kcal pro Mahlzeit sowie den enthaltenen Anteil an Kohlenhydraten, Fett und Proteinen vor, ebenso muss in den Shakes eine Mindestmenge an Vitaminen, Calcium und Eisen vorhanden sein. Essenzielle Fettsäuren müssen die Verbraucher hingegen bei den meisten Marken noch selbst hinzufügen, indem sie z.B. ein paar Tropfen Pflanzenöl in den Shake mischen. Zu bemängeln sei jedoch der geringe Anteil an Ballaststoffen, denn „meist sind nur minimale Mengen enthalten, zum Beispiel weniger als ein halbes Gramm pro 100 Gramm”, so Schwartau. Dies reiche in vielen Fällen nicht aus, denn die empfohlene Menge für einen Erwachsenen liegt hier laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei mindestens 30 Gramm pro Tag. „Auf Dauer drohen bei Ballaststoffmangel Verdauungsprobleme, insbesondere wenn zugleich zu wenig getrunken wird”, so die Expertin.
Gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Rohkost verspricht mehr Genuss
Bei Menschen mit starkem Übergewicht bzw. Adipositas könne es laut der Expertin allerdings „sinnvoll sein, zu Beginn einer Diät die Pulver einzusetzen, damit sich ein Anfangserfolg zeigt.“ Dies solle aber auf jeden Fall unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Sofern keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen, spreche im Grunde bei Erwachsenen nichts gegen ein Ausprobieren der Formula-Diät. Dabei sollte jedoch immer darauf geachtet werden, neben den Shakes, Suppen o.ä. ausreichend zu trinken, um Schwindel oder Herzkreislauf-Probleme infolge der verminderten Kalorienzufuhr zu vermeiden. Schwangere, Personen mit Diabetes oder einem Nierenleiden sollten hingegen generell Abstand von den Pulvern nehmen, so Schwartau.
Doch es gibt auch andere Wege, Gewicht zu verlieren: „Etwa durch mehr Gemüse und Salat statt fettige und zuckerhaltige Speisen”, erläutert Schwartau. Davon profitieren auch Genießer, denn auch wenn es die Shakes in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Erdbeer, Vanille oder Schokolade gibt, sind sie selten langfristig richtig lecker.
Für langfristigen Erfolg auf mehr Bewegung achten
Um langfristig Erfolg zu haben, müssten zudem die Lebensgewohnheiten geändert werden, indem z.B. mehr Sport getrieben und die Ernährung umgestellt werde. Denn ansonsten drohe der so genannte „Jojo-Effekt“, durch den die Waage am Ende mehr anzeigt als vorher. „Wer nur auf die Pulver setzt und nach der Crashdiät wieder in seine alten Gewohnheiten zurückfällt, nimmt schnell wieder zu”, warnt die Ernährungsexpertin. Um dies zu vermeiden, könne eine professionelle Begleitung durch einen Ernährungscoach Abhilfe schaffen.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betrachtet die Formula-Diät kritisch. „Für adipöse Patienten mit einem BMI über 30 ist sie besonders geeignet, um das Abnehmen anzustoßen und die Motivation zu fördern. Allerdings nur kurzfristig und unter ärztlicher Aufsicht”, so eine Sprecherin gegenüber dem „Stern“. Wer hingegen wenig Gewicht abnehmen wolle, sollte auf Anraten der DGE andere Methoden nutzen, die nachhaltig wirken und mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten einhergehen. Generell sei es laut der Sprecherin empfehlenswert, vor Beginn einer Pulver-Diät Rücksprache mit dem Arzt zu halten, da dieser eine professionelle Einschätzung geben kann.
Gerichtsurteile gegen Firma Almased
Zwar könne laut Schwartau mithilfe der Formula-Diäten kurzfristig Gewicht reduziert werden – doch viele der wohlklingenden Versprechen seitens der Hersteller sind vermutlich etwas zu hoch gegriffen. Dies sah auch die Verbraucherzentrale Sachsen so, welche die Werbung der niedersächsischen Firma Almased Wellness GmbH als „hochgradig unseriös, unverantwortlich und irreführend“ einstufte. Bestätigung erhielt die Verbraucherzentrale (VZ) in diesem Fall vom Landgericht Lüneburg, welches zwei Urteile gegen Almased erließ.
Demnach dürfe zukünftig nicht mehr mit konkreten Angaben über Dauer und Ausmaß einer Gewichtsreduktion wie “in wenigen Monaten von 75 auf 60 Kilo” geworben werden, so die Mitteilung der VZ. Zudem dürfe das Produkt nicht mehr damit beworben werden, dass es Erkrankungen wie Osteoporose, Rheuma oder Diabetes lindern bzw. bessern könne. „Denn Lebensmittel dienen ihrer Bestimmung nach der Ernährung und nicht der Behandlung von Krankheiten“, so das Urteil des Gerichts. Daher seien auch bisherige Angaben wie “aktiviert den Stoffwechsel” und/oder “reguliert nachweislich den Blutzuckerspiegel” unzulässig. (nr)
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