Müde Fettzellen verursachen gestörte Insulinverarbeitung
18.10.2012
Laut einer US-amerikanischen Studie verursacht Schlafmangel eine Störung der Fettzellen, die ihre Empfindlichkeit für das Energie-Hormon Insulin reduziert. Übergewicht, Diabetes und andere Erkrankungen können die Folge sein. Die müden Fettzellen sollen zudem das Hungergefühl verstärken.
Müde Fettzellen könnten stärkeres Hungergefühl verursachen
US-Forscherteam um Matthew Brady von der Universität Chicago hat im Rahmen einer Studie untersucht, warum Schlafmangel ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes und andere Gesundheitsprobleme verursacht.
Die Wissenschaftler wählten für ihre Untersuchung sechs Frauen und einen Mann aus, die jung, gesund und normalgewichtig waren. Die Probanden schliefen zunächst in vier aufeinanderfolgenden Nächten jeweils 8,5 Stunden. Ein Bluttest gab Aufschluss über die Insulin-Verarbeitung im Körper. Den Studienteilnehmern wurde zudem eine geringe Menge Bauchfettgewebe entnommen. In den darauffolgenden vier Nächten schliefen die Probanden lediglich 4,5 Stunden. Die Verpflegung blieb während des Untersuchungszeitraumes gleich.
Wie die Auswertung der Blut- und Gewebeproben zeigte, reagierten die Probanden nach dem viertägigen Schlafmangel um 16 Prozent weniger gut auf Insulin. Die Fettzellen waren sogar um 30 Prozent weniger empfindlich für das Energie-Hormon. Laut Forschern sind die Laborergebnisse denen von Übergewichtigen und Diabetikern sehr ähnlich. Demnach bestehe ein biochemische Abhängigkeit von Schlafmangel und Fett- und Zuckerregulation im Körper.
„Viele betrachten Fettzellen ausschließlich als Problem, tatsächlich sie sind aber lebenswichtig”, berichtet Matthew Brady. „Beim Speichern ziehen sie Fettmoleküle aus dem Körperkreislauf ab, wo diese andere Gewebearten schädigen könnten.” Wenn die Fettzellen aufgrund von Schlafmangel nicht mehr angemessen auf das Insulin reagierten, könne das Störungen verursachen, die zu Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes führten. Da Fettzellen auch das Hormon Leptin produzieren, das ein Sättigungsgefühl hervorruft und den Appetit zügelt, könnte die gestörte Insulinverarbeitung möglicherweise auch diesen Haushalt durcheinanderbringen und sogar mehr Hunger verursachen, so die Forscher.
Schlafmangel beeinträchtigt Stoffwechsel
Ein Zusammenhang zwischen Schlafmangel und einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Diabetes und andere Erkrankungen wurde auch von Orfeu Buxton vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und seinem Team untersucht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass zu wenig Schlaf eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse begünstigt. Demnach besteht für Menschen, die im Schichtdienst arbeiten oder häufig interkontinentale Flüge absolvieren müssen, eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ II zu erkranken. Schlafmangel und eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus führt zu eine Störung der inneren Uhr, wie die Wissenschaftler berichten. Die Bauchspeicheldrüse würde deshalb weniger Insulin bilden, so dass sich der Zucker im Blut konzentriere. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel könne wiederum Diabetes verursachen. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass der Stoffwechsel der Probanden im Ruhezustand langsamer war, was das Risiko für Übergewicht erhöht.
Schlafmangel beeinflusst Hirnfunktion
In einer weiteren Studie wiesen Marie-Pierre St-Onge vom Columbia University Medical Center und ihr Team nach, dass Menschen, die zu wenig schlafen, mehr Appetit auf ungesundes Essen haben. Aufgrund des Schlafmangels kommt es zur Aktivierung bestimmter Belohnungszentren im Gehirn, die für den Belohnungseffekt nach Kalorienbomben wie Schokolade oder Hamburger verlangen. Darüber hinaus verursacht der Schlafentzug eine Beeinträchtigung übergeordneter Hirnfunktionen, die vernunftgesteuerte Entscheidungen treffen. Bereiche, die mit dem Instinkt in Zusammenhang stehen, funktionieren jedoch weiterhin uneingeschränkt, so dass Entscheidungen mit dem Verstand, beispielsweise dem Verlangen nach ungesundem Essen entgegenzuwirken, nur noch eingeschränkt getroffen werden können. Bei ausreichend Schlaf funktionieren die Hirnareale normal, so dass sich kein überdimensionales Verlangen nach Schokolade, Eis oder Fastfood entwickelt. (ag)
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