Body-Mass-Index sagt nur wenig über unsere Gesundheit aus
Im Allgemeinen gilt: Menschen, die an Übergewicht oder sogar Adipositas leiden, weisen eine schlechtere Gesundheitsprognose auf. Doch neuere Untersuchungen zeigen, dass das nicht immer stimmt. Menschen, mit einem überschreitenden Body-Mass-Index (BMI), können eine bessere Gesamtkonstitution aufweisen, als schlanke Menschen.
Übergewicht gilt unter Experten als ungesund
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde im vergangenen Jahr die Warnung ausgesprochen: Die Europäer werden immer dicker. Von einer drohenden „Übergewichts-Krise“ war die Rede. Die Experten thematisierten in diesem Zusammenhang auch die enormen gesundheitlichen Gefahren, die daraus resultierten. Medizinern zufolge kostet Übergewicht viele Lebensjahre. („https://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/uebergewicht-kostet-viele-lebensjahre-901853447278.php“) Insbesondere bei sehr starkem Übergewicht (Adipositas) drohen laut Studien schlimme Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder Fettstoffwechselstörungen. Zudem steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, wie beispielsweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung kommt jetzt jedoch zu dem Ergebnis, dass Dicksein gar nicht immer so gefährlich sein muss.
BMI sagt wenig über die Gesundheit aus
Die aktuelle Studie, die von Wissenschaftlern der University of California in Los Angeles (USA) durchgeführt wurde, zeigt, dass der Body-Mass-Index (BMI) über den Gesundheitszustand des Menschen keine ausschlaggebenden Informationen liefert. Die Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachmagazin „International Journal of Obesity“ veröffentlichten, kritisieren, dass viele Menschen als ungesund eingestuft würden, obwohl sie lediglich einen höheren BMI haben. Der BMI lässt sich berechnen, indem man das Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Bei einem BMI zwischen 25 und 30 gilt eine Person als übergewichtig und ab 30 als fettleibig (adipös). Der WHO zufolge sei ein BMI zwischen 18,5 und 25 wünschenswert. Der Großteil der deutschen Bevölkerung ist laut Experten übergewichtig.
Übergewichtige Menschen sollen mehr Versicherungsbeiträge zahlen
Besondere Aufmerksamkeit erhalten die Studienergebnisse vor dem Hintergrund eines geplanten neuen Versicherungssystems in den USA. Dort sollen die Prämien künftig nach dem Zustand der Gesundheit berechnet werden. Im April will die Equal Employment Opportunity Commission diese Regelung verabschieden. Dadurch solle das Gesundheitssystem fairer werden. Patienten, die viele Kosten verursachen und somit nicht gesund sind, sollen auch mehr zahlen. Die Untersuchung zeigte nun, dass bei rund 54 Millionen US-Amerikanern, welche aufgrund ihres Gewichtes als ungesund eingeschätzt wurden, keinerlei Krankheitssymptome zu bemerken waren. Den Angaben zufolge zeigten verschiedene Werte wie Blutdruck, Blutzuckerspiegel oder Cholesterinwerte keine Auffälligkeiten. Um zu ihrer Aussage zu gelangen, analysierten die Forscher die Daten von rund 40.000 US-Amerikanern aus dem National Health Nutrition Examination Survey und rechneten das Ergebnis auf die gesamte Bevölkerung hoch.
Schlanke Personen mit schlechten Werten
„Viele Menschen sehen Adipositas als Todesurteil an“, meinte A. Janet Tomiyama, Hauptautorin der Studie in einem Beitrag auf „EurekAlert!“. „Die Daten zeigen jedoch, dass es Millionen Menschen gibt, die übergewichtig und adipös, aber in bester Gesundheit sind.“ Das Vorhaben, die Gesundheitskosten anhand des BMI zu bemessen, seien daher sehr problematisch. Wie es heißt, ist fast die Hälfte der Bevölkerung, die durch den BMI als übergewichtig eingestuft wird, gesund. Ebenfalls gesund sind demnach weitere rund 20 Millionen Menschen, die als adipös gelten. Andererseits haben über 30 Prozent der Menschen mit „normalem“ BMI der Untersuchung zufolge schlechte Werte bei den anderen Gesundheitsmessungen, die Blutdruck, sowie Blutzucker-, Cholesterin- und Triglycerid-Level beinhalten. „Es gibt gesunde Menschen, die aufgrund einer fehlerhaften Gesundheitsmessung bestraft werden könnten, während ungesunde Menschen mit normalem Gewicht nicht als solche erkannt werden und nicht mehr für ihre Krankenversicherung zahlen müssen“, kritisierte Tomiyama. Co-Autor Jeffrey Hunger meinte zu den Studienergebnissen: „Dies sollte der letzte Nagel im Sarg für BMI sein“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.