Forscher entdecken die „geheime innere Logik“ der Depression
22.01.2015
Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen, an denen laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe in Deutschland derzeit ca. vier Millionen Menschen in behandlungsbedürftiger Form leiden. Für die Entstehung der Krankheit kommen verschiedene Faktoren wie Stress, Krisen oder körperliche Auslöser in Betracht, meist wird jedoch ein Zusammenwirken mehrerer Ursachen vermutet. Das Kölner Marktforschungsinstitut „Rheingold“ hat nun untersucht, welcher „geheimen inneren Logik“ die Erkrankung folgt. Demnach würden Betroffene einen Prozess durchlaufen, der sich aus sechs Stufen zusammensetze.
Entstehung durch Zusammenwirken mehrere Ursachen
Selbstzweifel, innere Leere, Antriebslosigkeit, Ängste: Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen, von denen nach Schätzungen der Stiftung Deutsche Depressionshilfe jeder fünfte Bundesbürger ein Mal im Leben betroffen ist. Neben Stress, belastenden Lebensereignissen oder Krankheiten wie einer Schilddrüsenunterfunktion können noch eine Reihe weiterer Ursachen die Entstehung einer Depression begünstigen. Nun hat das Kölner Marktforschungsinstitut Rheingold in einer aktuellen tiefenpsychologischen Studie untersucht, welcher „geheimen inneren Logik“ die so genannte “Volkskrankheit” folgt. Im Auftrag von „PASCOE Naturmedizin“ befragten die Rheingold-Forscher um den Diplompsychologen Stephan Grünewald insgesamt 80 Personen in jeweils zweistündigen Tiefeninterviews, von denen die Hälfte unter depressiven Verstimmungen litt. Zusätzlich führten die Experten Gespräche mit 22 Ärzten, zehn Apothekern und acht pharmazeutisch-technischen Assistenten.
Innere Logik wird durch sechs „Züge“ bestimmt
Das Ergebnis: Die „innere Logik“ einer Depression werde aus dem Erleben der Betroffenen heraus durch sechs verschiedene „Züge“ bestimmt, so der Bericht der Marktforscher. „In Abgrenzung zu einer genetischen oder einer medizinisch-chemischen Betrachtung der Depression wird sie als eine unbewusste, seelische Produktion charakterisiert, die einer geheimen, jedoch beschreibaren inneren Psycho-Logik folgt“, erläutern die Forscher weiter. „Nährboden“ einer Depression sei demnach laut der Studie „der Wille zur Perfektion“, denn entgegen den Erwartungen der Interviewer hätten die Probanden nicht ausschließlich eine niedergeschlagene Stimmung, sondern stattdessen immer wieder auch eine sehr energievolle Seite gezeigt. „Sie beschreiben ihren Alltag, der durch hohe Ideale und sehr aktive Phasen geprägt ist“, so die Studie weiter.
„Alltags-Vergleichgültigung“ führt zu Abwehr sämtlicher Impulse
Da die Betroffenen aber erleben, dass sich ihre Ansprüche nicht immer realisieren lassen, würden sie in Stufe 2 „Einschränkungen erfahren“, die zu dem Gefühl führen würden, „auf der ganzen Linie versagt zu haben.“ Dies führe jedoch den Forschern nach nicht zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der Situation, sondern stattdessen im dritten Schritt zu einer „Stillegung“, indem sich die Menschen zurückziehen und sich in diesem Zustand regelrecht „einrichten“. Es folge die so genannte „Alltags-Vergleichgültigung“, indem nun sämtliche Impulse abgewehrt und damit die Stilllegung „stabilisiert“ werde. „Alles scheint jetzt gleich wichtig oder unwichtig, gleich schwierig oder gleich schlimm zu sein. Vor den Betroffenen ragt ein riesiger Berg auf, der nicht zu erklimmen ist“, so der Bericht weiter.
Behandlung erfordert hohes Maß an Einfühlungsvermögen
Ab diesem Zeitpunkt würden Menschen mit depressiven Verstimmungen laut den Forschern nun „im eigenen Saft schmoren“, indem sie sich um sich selbst drehen und in Gedankenkreisen gefangen seien. Während sie nach außen zwar ruhig und lethargisch wirken, würden sie „innerlich heiß laufen“, wobei die innere Unruhe häufig zu Atemnot und Schlafstörungen führe. Zuletzt würde die Phase der„resignativ-verbitterten Symptombehandlung“ erreicht werden, in der sich schließlich damit abgefunden werde, dass es keinen Ausweg aus der Depression gäbe, schreiben die Forscher. Es folge die Abkapselung und oft würden Jahre vergehen, bis Hilfe von einem Arzt oder Psychologen in Anspruch genommen werde. Dementsprechend müssten Ärzte und Apotheker bei der Behandlung depressiver Patienten besonders einfühlsam vorgehen, denn es gehe nicht nur um die Behandlung einer Krankheit bzw. der entsprechenden Symptome, sondern um die Gesamtperson, die sehr sensibel und leicht kränkbar sei, so die Rheingold-Forscher. (nr)
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