Spezielle Schlucktechniken erleichtern die Medikamenteneinnahme
12.11.2014
Viele Patienten haben bei der Einnahme von Tabletten angesichts der Darreichungsform der Präparate erhebliche Schwierigkeiten. Schluckprobleme, Schmerzen beim Schlucken und ähnliche Beschwerden sind insbesondere bei größeren Pillen keine Seltenheit. Nun haben Wissenschaftler der Universität Heidelberg zwei Methoden in einer Studie getestet, mit denen die Arzneimitteleinnahme deutlich erleichtert werden soll.
Vor allem Kinder sträuben sich häufig gegen die Einnahme von Tabletten, insbesondere wenn diese aufgrund der Darreichungsform zusätzliche Beschwerden beim Schlucken verursachen. Nicht selten kriegen sie die Arzneien auch bei gutem Willen nicht hinuntergeschluckt. Mit der richtigen Technik lassen sich die Tabletten jedoch deutlich einfacher einnehmen, so das Ergebnis des Forscherteams um Walter Haefeli vom Pharmakologischen Institut an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg.
Zwei spezielle Schlucktechniken untersucht
In ihrer aktuellen Studie ließen die Forscher 151 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 85 Jahren 16 unterschiedliche geformte Placebos einnehmen und die Probleme bei der Einnahme bewerten. Die Probanden berichteten von Schwierigkeiten beim Schlucken der Tabletten und Kapseln, wie zum Beispiel von Würgereiz, Erbrechen oder einem Gefühl des Erstickens. Die beiden Darreichungsformen, bei denen die meisten Beschwerden auftraten, sollten die Probanden anschließend jeweils noch einmal mittels spezieller Schlucktechniken einnehmen: Der sogenannten Pop-Bottle-Methode und der Vorwärts-Neige-Technik. Dabei habe sich gezeigt, dass die Pop-Bottle-Methode eine wesentliche Verbesserung des Schluckens von Tabletten (60 Prozent der Probanden gaben dies an) ermögliche, und dass die Vorwärts-Neige-Technik für die Einnahme von Kapseln besonders geeignet sei (89 Prozent der Probanden bestätigten dies). „Beide Techniken waren bemerkenswert effektiv (…) und sollte regelmäßig empfohlen werden“, so das Fazit der Forscher in dem Fachmagazin „Annals of Family Medicine“.
Pop-Bottle-Methode und Vorwärts-Neige-Technik
Bei der Pop-Bottle-Methode wird die Tablette laut Aussage der Forscher auf die Zunge gelegt und anschließend aus einer Plastikflasche mit einer schnellen, saugenden Bewegung Wasser getrunken. Die Lippen sollten dabei fest um die Flaschenöffnung geschlossen bleiben. Die Plastikflasche gibt dem Sog nach und wird sich gegebenenfalls leicht eindellen. Bei der Vorwärts-Neige-Technik wird die einzunehmende Kapsel ebenfalls zunächst auf der Zunge platziert, anschließend ein Schluck Wasser in den Mund genommen und der Kopf nach vorn auf die Brust geneigt. Während der Bewegung werden Kapsel und Wasser hinuntergeschluckt.
Speziellen Schlucktechniken generell empfehlen
Die beiden Techniken haben „das Schlucken von großen oralen Darreichungsformen bei den meisten Teilnehmern, unabhängig von zuvor bestehenden Schluckstörungen, deutlich verbessert“, schreiben Walter Haefeli und Kollegen. Erstmals seien die Vorteile dieser Schlucktechniken durch die aktuelle Studie eindeutig dokumentiert. Sie können in Zukunft gezielt zur Erleichterung Tabletten- und Kapselaufnahme genutzt werden und sind daher nach Auffassung der Forscher generell zu empfehlen. Allerdings zeigt die Studie noch gewisse Schwächen, die in kommenden Untersuchungen abgearbeitet werden sollten. Zum Beispiel ist die Stichprobe von 151 Probanden nicht repräsentativ und die Wassermenge, welche für die Einnahme zur Verfügung stand, wurde in der Studie standardisiert. Bei größeren Tabletten könnte theoretisch mehr Wasser das Schlucken jedoch erleichtern, berichten auch die Studienautoren. Dennoch bleiben die Studienergebnisse ein überzeugendes Argument für den Einsatz der speziellen Schlucktechniken. (fp)
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