Männer sind besonders stark von dem verminderten Selbstwertgefühl betroffen
Viele Menschen in der heutigen Zeit versuchen einen zukünftigen Partner oder kurzweilige Flirts über sogenannte mobile Dating-Apps wie beispielsweise Tinder zu finden. Forscher aus Texas fanden nun heraus, dass Nutzerinnen und Nutzer von Tinder ein deutlich gesenktes Selbstwertgefühl haben. Männer sind davon besonders stark betroffen.
Die Wissenschaftler der University of North Texas stellten bei einer Untersuchung fest, dass Nutzer der Dating-App Tinder häufig ein vermindertes Selbstwertgefühl aufweisen. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie.
Viele Menschen nutzen Dating-Apps
Wenn Menschen heutzutage unkompliziert Jemanden kennenlernen möchten, nutzen sie häufig eine sogenannte kommerzielle mobile Dating-App auf ihrem Smartphone. Über diese App können die Nutzer dann andere Menschen in ihrer näheren Umgebung kontakten, erläutern die Forscher. Über die App wird es ermöglicht, dass Menschen sowohl dauerhafte Bekanntschaften, als auch kurzfristige Flirts finden.
Festgestelltes Ergebnis ist durchaus überraschend
Die Nutzer der Dating-App leiden oft unter einem gesenkten Selbstwertgefühl, wobei Männer besonders stark betroffen sind, berichten die Forscher. Dieses Ergebnis sei überraschend im Vergleich zu früheren Untersuchungen. Die hatten gezeigt, dass eigentlich die Selbstwahrnehmungen von Frauen am meisten von visuellen Medien wie Magazinen, Fernsehen und sozialen Netzwerken betroffen ist, erklären die Wissenschaftler.
Mediziner untersuchen über 1.300 Probanden
Für die Studie befragten die Experten 1.044 weibliche- und 273 männliche Studenten. So wollten die Mediziner die Wirkung von Tinder auf das psychosoziale Wohlbefinden analysieren. Bei dieser Untersuchung konnten die Forscher feststellen, dass es eine Korrelation zwischen der Nutzung der Dating-App und verschiedenen sogenannten Selbstwert-Indikatoren gibt. Zu diesen gehörten beispielsweise die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und das allgemeine Selbstwertgefühl.
Männer hatten durch Tinder ein signifikant geringes Selbstwertgefühl
In Bezug auf das Selbstwertgefühl zeigen Männer, die Tinder-Nutzer waren, deutliche Einschränkungen, erklärt Autorin Professor Jessica Strubel. Wenn zuvor über die negativen Auswirkungen deartiger Apps auf das Selbstwertgefühl nachgedacht wurde, vermuteten Experten eher, dass Frauen stärker von den negativen Effekten betroffen sind.
Tinder setzt auf die Attraktivität der Einzelperson
Nutzer von Tinder verwenden ihr Smartphone, um Bild und Daten von Einzelpersonen einzusehen. Dann wird die Person entweder als attraktiv und interessant eingestuft oder einfach weggedrückt. Diese Methode setzt auf die Attraktivität der Einzelperson, erläutern die Forscher. Andere Charakterattribute werden dabei vernachlässigt. Diese oberflächliche Einstufung kann offenabr dem psychologischen Wohlbefinden schaden. Unabhängig vom Geschlecht berichteten Tinder-Nutzer über ein geringeres psychosoziales Wohlbefinden. Es gab auch mehr Indikatoren für eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, verglichen mit Nicht-Nutzern.
Derzeitige Tinder-System arbeitet nicht zum Gunsten der Männer
Die berichteten Auswirkungen auf die Teilnehmer waren eigentlich relativ gleich bei beiden Geschlechtern. Eine Ausnahme gab es jedoch beim männlichen Selbstwertgefühl. Dieses war stärker betroffen als bei Frauen, sagen die Experten. Das verminderte männliche Selbstwertgefühl könne aus der emotional verletzlichen Position resultieren, der viele Männer auf Tinder ausgesetzt sind, erläutern die Forscher. Selbst für Männer mit relativ hohem Selbstwertgefühl scheint das derzeitige Tinder-System nicht zu ihren Gunsten zu arbeiten.
Tinder ermöglicht sofortiges Feedback
Viele andere soziale Medien wurden schon mehrfach untersucht, aber Tinder ist noch relativ neu. Tinder legt den meisten Fokus auf das physische Aussehen und ein sofortiges Feedback, sagen die Wissenschaftler. Dadurch können negative Auswirkungen für die Nutzer entstehen, wenn beispielsweise romantisches Interesse plötzlich ignoriert wird oder Kontakte ohne eine Erklärung beendet werden.
Auswirkungen von Tinder wurden bisher kaum untersucht
Gerade bei jungen Menschen, die sich gesellschaftlich isoliert fühlen und besorgt um ihr Aussehen sind, könnte dies eine potentieller Grund für die Beteiligung an sozialen Medien sein. Während die psychosozialen Auswirkungen von Social-Media-Angeboten wie Facebook mittlerweile weitgehend untersucht wurden, ist dies eine der ersten Tinder-Studien, sagen die Experten.
Weitere Forschung ist nötig
Weitere Anstrengungen müssen unternommen werden, um die unmittelbaren und langfristigen Auswirkungen der App besser zu verstehen. Größere und vielfältigere Gruppen von Nutzern müssen untersucht werden. So kann genauer analysiert werden, wie sich die Nutzer solcher Apps fühlen, wenn sie auf Tinder oder ähnlichen Dating-Sites abgelehnt oder akzeptiert werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.