Wie die Ernährung die Lebenserwartung beeinflusst
Welche Ernährung und welche einzelnen Lebensmittel die Lebenserwartung erhöhen geht aus mehreren aktuellen Studien hervor. Auch wurde deutlich, wie die aufgenommenen Kalorien die Lebenserwartung beeinflussen.
Veränderungen der Lebenserwartung durch die Ernährung
In einer Untersuchung, deren Ergebnisse in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLOS Medicine“ veröffentlich sind, wurden Daten aus der Global Burden of Disease Study zusammen mit Meta-Analysen verwendet, um mit abzuschätzen, wie sich die Lebenserwartung durch den Konsum von bestimmten Lebensmitteln verändert.
Die Forschenden analysierten dafür die nachhaltigen Auswirkungen des Verzehrs von Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, raffiniertem Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten, Fisch, Eiern, Milch/Milchprodukten, rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und mit Zucker gesüßten Getränken auf die Lebenserwartung.
Was macht eine optimale Ernährung aus?
Das Team erstellte Schätzungen zu den Auswirkungen einer optimierten Ernährung und einer Ernährung nach dem Machbarkeitsprinzip. Eine optimierte Ernährung umfasste einen wesentlich höheren Konsum von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch, Obst, Gemüse und Nüssen, als die typische westliche Ernährung.
Zudem waren der Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch, Zucker gesüßten Getränken und raffiniertem Getreide bei der optimierten Ernährung deutlich reduziert, berichten die Fachleute.
Lebenserwartung erhöhte sich um bis zu etwa 14 Jahre
In der Untersuchung zeigte sich, dass eine nachhaltige Umstellung von einer typisch westlichen Ernährung auf eine optimale Ernährung ab einem Alter von 20 Jahren die Lebenserwartung von Frauen zwischen 8,4 und 12,3 Jahren erhöht. Bei Männern stieg die Lebenserwartung um 9,4 bis 14,3 Jahre.
Die größten Vorteile im Bezug auf die Lebenserwartung zeigten sich dabei durch den Verzehr von mehr Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen sowie dem Verzicht auf rotes und verarbeitetes Fleisch.
Im gehobenen Alter war die Umstellung von einer typischen Ernährung auf eine optimierte Ernährung ebenfalls mit Vorteilen für die Lebenserwartung verbunden. Im Alter von 60 Jahren verbesserte sich die Lebenserwartung bei Frauen um bis zu 9,3 Jahre und bei Männern um bis zu 10 Jahre
Im Alter von 80 Jahren war die optimierte Ernährung bei Frauen und Männern mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Lebenserwartung um 3,4 Jahre verbunden, berichten die Fachleute. Dies zeige, dass es niemals zu spät ist, um durch die eigene Ernährung positiven Einfluss auf die Lebenserwartung zu nehmen.
Für die meisten Menschen ist es vermutlich nicht einfach, sich an eine optimale Ernährung zu halten, aber auch die Umstellung auf eine machbaren Ernährung führte in der Forschungsarbeit im Alter von 20 Jahren bereits zu einer durchschnittlichen Erhöhung der Lebenserwartung um 6,2 Jahre bei Frauen und bei Männern um 7,3 Jahre.
Die machbare Ernährung wurde in der Studie so definiert, dass sie etwa zu gleichen Maßen Anteile der optimalen als auch der typischen westlichen Ernährung umfasste.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine nachhaltige Ernährungsumstellung in jedem Alter zu erheblichen Vorteilen für die Gesundheit führt. Dies galt für eine Umstellung auf eine optimierte Ernährung, aber auch für eine machbare Ernährung, berichtet das Team.
Die größten Vorteile im Bezug auf die Gesundheit und die Lebenserwartung seien dabei erreichbar, wenn früh im Leben mit der gesunden Ernährung begonnen wird.
Ernährungsverbesserung senkt frühzeitiges Sterberisiko
In einer anderen Studie, die in dem englischsprachigen Fachblatt „New England Journal of Medicine“ publiziert wurde, hat ein Forschungsteam untersucht, wie sich Veränderungen in der Qualität der Ernährung auf die Gesamtmortalität von 47.994 Frauen und 25.745 Männern ausgewirkt haben.
Zwölf Jahren lang wurden die Ernährung und der Lebensstil der Teilnehmenden zusammen mit allen vorgenommenen Veränderungen der Ernährung erfasst. Die anschließende Datenauswertung habe gezeigt, dass eine Verbesserung der Ernährungsqualität signifikant mit einer Verringerung der Gesamtmortalität um acht bis 17 Prozent verbunden, so das Team.
Zusätzlich war die Verbesserung der Ernährung laut den Forschenden auch mit einem um bis zu 15 Prozent geringeren Risiko für den Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.
Längeres Leben durch geringere Kalorienaufnahme
Aber nicht nur eine bessere Qualität der Ernährung scheint vorteilhaft für die Lebenserwartung zu sein, auch die reduzierte Aufnahme von Kalorien hat positive Auswirkungen auf Gesundheit und Lebenserwartung.
So hat eine in dem englischsprachigen Fachjournal „Immunity“ veröffentlichte Studie gezeigt, dass bereits eine moderate Kalorieneinschränkung bei Menschen die Produktion des SPARC-Proteins reduziert, was Entzündungen lindert und die Gesundheit verbessert.
SPARC ist dafür bekannt, dass es mit Fettleibigkeit, Diabetes, und Entzündungen verbunden ist und in Versuchen an Mäusen zeigte sich, dass eine Reduzierung der SPARC-Produktion durch die Fettzellen den Stoffwechsel verbessert. Gleichzeitig erhöhte sich laut Ausage der Forschenden auch die Lebenserwartung der Tiere.
Ernährung bestimmt die Lebenserwartung
Zusammengenommen zeigen alle drei aufgeführten Untersuchungen, welch Bedeutung die Ernährung für ein langes und gesundes Leben hat. Dabei ist insbesondere eine erhöhte Aufnahme von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch, Obst, Gemüse und Nüssen vorteilhaft, während der Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch besser reduziert werden sollte.
Zusätzlich gilt, dass die vorteilhaften Auswirkungen auf die Lebenserwartung vermutlich umso höher ausfallen, umso früher man sich an eine gesunde Ernährung hält. Eine gesunde Ernährung hat jedoch in jedem Alter positiven Einfluss auf die Lebenserwartung. Außerdem scheint es sinnvoll, seine Kalorienaufnahme etwas zu reduzieren, um die eigene Gesundheit und auch die Lebensdauer zu verbessern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lars T. Fadnes, Jan-Magnus Økland, Øystein A. Haaland, Kjell Arne Johansson: Estimating impact of food choices on life expectancy: A modeling study; in: PLOS Medicine (veröffentlicht 08.02.2022), PLOS Medicine
- Mercedes Sotos-Prieto, Shilpa N. Bhupathiraju, Josiemer Mattei, Teresa T. Fung, Yanping Li, et al. in: New England Journal of Medicine (veröffentlicht 13.07.2017), New England Journal of Medicine
- Seungjin Ryu, Sviatoslav Sidorov, Eric Ravussin, Maxim Artyomov, Akiko Iwasaki, et al.: The matricellular protein SPARC induces inflammatory interferon-response in macrophages during aging; in: Immunity (veröffentlicht 12.08.2022), Immunity
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