DAK-Umfrage: Vier von fünf Deutschen sprechen sich für Impfpflicht aus
12.07.2013
Im Zuge eines deutlichen Anstiegs von Masern-Erkrankungen wird das Thema Impfpflicht nicht nur in den Gesundheitsbehörden diskutiert. Einer Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit zufolge sprechen sich 82 Prozent der Menschen für die Einführung einer Impfpflicht aus. Auch andere häufig als Kinderkrankheiten verharmloste Erkrankungen wie Mumps oder Keuchhusten können sogar im Erwachsenenalter schwere Verläufe nehmen. Erst im Juni war ein 14-jähriger Junge an den Spätfolgen einer Masern-Infektion gestorben.
79 Prozent der Deutschen wollen Impfpflicht
Nach den Masern-Ausbrüchen in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen wird die Forderung nach einer Impfpflicht immer lauter. Nachdem Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die Entscheidung von Eltern, die ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen, als unverantwortlich bezeichnete, findet die Einführung einer Impfpflicht immer mehr Anhänger. So unterstützt auch der Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eine generelle Impfpflicht.
Einer Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit zufolge, findet das Ansinnen auch in breiten Teilen der Bevölkerung Zuspruch. Demnach befürworten vier von fünf Deutschen (79 Prozent) die Einführung einer Impfpflicht. Davon gaben 82 Prozent an, dass konsequentes Impfen die Zahl der Krankheitsfälle reduziere. 73 Prozent sind der Ansicht, dass eine Impfpflicht vor allem deshalb sinnvoll sei, weil viele Eltern zu leichtfertig mit dem Thema umgingen. Etwas mehr als zwei Drittel (68 Prozent) glauben, dass vermeintliche Kinderkrankheiten generell unterschätzt würden.
Dieser Meinung ist auch die DAK-Ärztin Elisabeth Thomas. Der Begriff Kinderkrankheiten sei verharmlosend. Dabei handele es sich schließlich um „ernsthafte Erkrankungen, die schwerwiegende Folgen haben können, bis hin zum Tod. Nur konsequentes Impfen konnte sie bislang zurückdrängen“. Es sei wichtig, dieses Vorhaben fortzusetzen. Laut Empfehlung der ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten sich vor allem Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, impfen lassen. Auch Menschen, die beruflich mit den Erregern in Kontakt kommen könnten, sollten nicht auf eine Impfung verzichten.
Wie die DAK-Umfrage zeigt, befürworten vor allem die Menschen im Osten Deutschlands eine Impfpflicht. 93 Prozent der Befragten aus den neuen Bundesländern sprachen sich dafür aus. In Norddeutschland waren es 72 Prozent und in Bayern bei 71 Prozent.
Impfpflicht kann schwere Krankheitsverläufe bei Masern reduzieren
Viele Menschen zeigten sich angesichts der aktuellen Diskussion überrascht, dass ausgerechnet eine Kinderkrankheit wie die Masern zu erheblichen gesundheitlichen Problemen und sogar im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen kann. Selbst nach vielen Jahren nach Auftreten der typischen Masern-Symptome könne es zu „Spätfolgen wie Gehirnhautentzündungen oder Behinderungen“ kommen, erklärte Thomas.
Während schwere Nebenwirkungen mit Langzeitfolgen aufgrund einer Masern-Impfung nur sehr selten auftreten – laut DAK-Gesundheit bei bei einem von einer Million gegen Masern geimpften Kindern – können sich vor allem bei älteren und immunschwachen Menschen schwere und sogar lebensbedrohlich Krankheitsverläufe beispielsweise mit Lungenentzündungen entwickeln. Doch auch bei zuvor gesunden, jüngeren Menschen, kann eine Masern-Infektion tödlich enden. So tritt die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine generalisierte Entzündung des Gehirns mit Nerven-Entmarkung, zwar sehr selten auf (etwa bei einem von 10.000 Masern-Patienten), verursacht jedoch schwerste Schäden und führt unweigerlich zum Tod des Betroffenen. Erst im Juni war ein 14-jähriger Junge an SSPE gestorben.
Statistisch gesehen tritt bei einem von 1.000 Patienten mit Masern eine Gehirnentzündung auf, die zu schweren Schädigungen und Behinderungen führen und ebenfalls einen tödlichen Verlauf nehmen kann.
Impfpflicht-Gegner pochen auf Selbstbestimmungsrecht der Eltern
Die Impfpflicht-Gegner nahmen einen Anteil von 19 Prozent der Befragten in der DAK-Umfrage ein. Sie wiesen mit 76 Prozent vor allem auf das Selbstbestimmungsrecht der Eltern hin. Zudem machten sich viele wegen möglicher Impfnebenwirkungen sorgen.
Jan Leidel, Vorsitzender der STIKO, erklärte jüngst gegenüber der Zeitung „Rheinische Post“, dass er in einer generellen Impfpflicht keine Lösung für das Problem sehe. Die Gesellschaft stehe jedem Zwang skeptisch gegenüber. Deshalb sei eine Pflicht zur Impfung kontraproduktiv. Zudem stelle sich der Experte die Frage, wie die Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung aussehen könnten.
In der Bundesrepublik Deutschland hat es bereits bis 1983 eine Impfpflicht gegen Pocken gegeben. In der DDR schrieb das Gesetzt unter anderem Impfungen gegen Pocken, Kinderlähmung und Masern vor. (ag)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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