Auswirkungen unserer globalen Form der Ernährung
Experten erklärten jetzt, dass sich die Produktion und der Konsum von Nahrungsmitteln durch die Menschheit radikal ändern müssen, damit Millionen von Todesfällen und katastrophale Schäden an unserem Planeten vermieden werden können.
Die Wissenschaftler der EAT–Lancet Commission und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung stellten bei ihrer aktuellen Studie fest, dass die Menschheit ihre Produktion und ihren Konsum von Nahrungsmitteln dringend verändern muss, damit katastrophale Schäden an unserem Planeten vermieden werden. Die Forschenden publizierten die Ergebnisse ihrer Studie im englischsprachigen Fachblatt „The Lancet“.
Die globale Ernährung muss dringend umstrukturiert werden
Der Schlüssel zu beiden Zielen ist eine dramatische Umstrukturierung der globalen Ernährung. Die Menschheit darf dafür in Zukunft nur etwa halb so viel Zucker und rotes Fleisch zu sich nehmen, dafür aber doppelt so viel Gemüse, Früchte und Nüsse konsumieren, erläutern die Autoren der Studie.
Wie wirkt sich die heutige Ernährung der Menschen aus?
Derzeit leidet fast eine Milliarde Menschen an Hunger und zwei Milliarden Menschen essen zu viele falsche Nahrungsmittel, was zu Epidemien von Fettleibigkeit, Herzkrankheiten und Diabetes führt. Laut dem jüngsten Bericht von Global Disease Burden sind jedes Jahr bis zu elf Millionen vermeidbare vorzeitige Todesfälle auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen.
Gleichzeitig ist das globale Nahrungsmittelsystem der größte Emittent von Treibhausgasen, der größte Antrieb für den Verlust der biologischen Vielfalt und die Hauptursache für tödliche Algenblüten entlang von Küsten und Binnenwasserstraßen. Die Landwirtschaft, die fast die Hälfte der Landoberfläche des Planeten verändert hat, verbraucht etwa 70 Prozent der weltweiten Süßwasserversorgung. Das von Menschen gezüchtete Vieh gibt nicht nur große Mengen an klimschädlichem Methan ab, es sorgt auch für einen massiven Rückgang für uns lebenswichtiger Wäldern, welche abgeholzt werden, um Platz für Rinder zu schaffen.
Wie kann das Problem bekämpft werden?
Um eine Chance zu haben, zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 zu ernähren, müssen wir eine gesündere Ernährung zu uns nehmen, Lebensmittelverschwendung abbauen und in Technologien investieren, welche die schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren, erklärt der Studienautor Johan Rockstrom, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer Pressemitteilung. Die Ziele sind erreichbar, allerdings wird dafür nicht weniger, als eine weltweite Agrarrevolution benötigt, so der Experte weiter.
Fleischkonsum muss dramatisch reduziert werden
Der in der Studie geforderte Eckpfeiler der großen Nahrungsumwandlung ist eine menschliche Ernährung mit etwa 2.500 Kalorien pro Tag. Dies bedeutet nicht, dass jeder Mensch auf dieselbe Weise essen muss, aber im Allgemeinen, vor allem in den wohlhabenden Länder, bedeutet dies eine Verringerung des Konsums von Fleisch und Milchprodukten und einen erheblichen Anstieg des Verbrauchs von pflanzlichen Lebensmitteln. Die angestrebte Ernährung erlaubt etwa sieben Gramm rotes Fleisch pro Tag, maximal sollten 14 Gramm gelten. Typische Hamburger-Patties wiegen zum Vergleich etwa 125 bis 150 Gramm. Um ein Kilo Fleisch herzustellen, sind mindestens fünf Kilogramm Getreide erforderlich. Bevor das Fleisch als Steak oder Lammkotelett auf unseren Tisch kommt, sind etwa 30 Prozent im Mülleimer gelandet. Ein bescheidener Linseneintopf, ist jedoch ebenfalls reich an Eisen und Eiweiß und eine nahrhafte Alternative zu Fleisch.
Wie viel Molkereiprodukte sollten täglich verzehrt werden?
Der Verzehr von Molkereiprodukten ist auf eine Tasse Vollmilch (250 Gramm) pro Tag (oder deren Äquivalent in Käse oder Joghurt) und nur ein oder zwei Eier pro Woche zu beschränken. Gleichzeitig erfordert die umgestellte Ernährung eine Erhöhung des Konsums von Hülsenfrüchten, wie Erbsen und Linsen, sowie von Gemüse, Obst und Nüssen um mehr als 100 Prozent.
Studie stieß auf Kritik von Lebensmittelunternehmen
Natürlich gab es große Diskussionen über die Ergebnisse der aktuellen Studie. Besonders Vertreter der Lebensmittelindustrie zweifelten diese Ergebnisse an. Die gleichen Lebensmittelunternehmen, die sich gegen diese Erkenntnisse wehren, erkennen, dass sie möglicherweise keine Zukunft haben, wenn sie sich nicht anpassen, erklärt hierzu Christopher Snowdon vom Institute of Economic Affairs in London. Es gibt aber auch einige multinationale Unternehmen, welche vorsichtig aber positiv auf die Studie reagierten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.