Bei Schuppenflechte kann auch die Psyche leiden
24.10.2013
An Schuppenflechte leiden in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen. Für viele Betroffene ist die Erkrankung aber nicht nur ein ästhetischer Makel. Die Blicke und Sprüche von Unwissenden verunsichern und nagen am Selbstwertgefühl, denn Patienten mit Schuppenflechte leiden unter den Veränderungen ihrer Haut. Viele schämen sich für die roten Flecken. Medizinisch betrachtet zählt Schuppenflechte (Psoriasis) zu den chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, die jedoch nicht ansteckend ist.
In Deutschland sind schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen, sagt Thomas Rosenbach vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. "Das wichtigste Symptom sind rote Flecken auf der Haut, die sich mit der Zeit verdicken", erläutert er. "Darauf bilden sich typische silbrige Schuppen." Dies kann im Extremfall sogar den ganzen Körper betreffen
Enorm schnelles Wachstum der Oberhaut
Entstehen tut diese Fehlfunktion des Immunsystems meistens aufgrund einer genetischen Veranlagung. Die Oberhaut (Epidermis) wächst dabei enorm schnell. 28 Tage brauchen Zellen normalerweise bei gesunden Menschen, um von tiefer liegenden Hautschichten nach oben zu wandern. Dort werden sie dann als winzige Hornhautschuppen abgestoßen. Bei Menschen die an Schuppenflechte erkrankt sind, dauert dieser Prozess nur sieben Tage oder sogar noch weniger.
Bei der häufigste diagnostizierte Form der Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) tritt der Ausschlag an Ellenbogen, Knien und am Kopf. Aber auch an Stellen hinter den Ohren, am Bauchnabel und im Intimbereich, da speziell die Gesäßfalte, ist die Erkrankung zu beobachten. "Bei etwa der Hälfte derjenigen, die an Psoriasis vulgaris erkranken, sind auch die Nägel beteiligt", erläutert Rosenbach. Neben der als unangenehmen empfundenen Schuppenbildung, überkommt die Betroffenen ein Juckreiz der mit Blutungen einhergehen kann. "Bei etwa zwei Drittel der Betroffenen beginnt die Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr, prinzipiell kann sie jedoch in jedem Lebensalter beginnen, das heißt von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter", erläutert Sandra Philipp vom Psoriasis-Centrum an der Charité in Berlin. "Ob, wann und in welcher Form und Ausprägung die Krankheit zum ersten Mal ausbricht, ist nicht voraussagbar", ergänzt Hans-Detlev Kunz vom Deutschen Psoriasis Bund. Jeder Betroffene hat eine individuell verlaufende Schuppenflechte. Aus diesem Grund gibt es keine einheitliche Therapie und das macht die Behandlung auch enorm schwierig.
Hautpflege ist der erste Therapieschritt
Die bisherigen Therapien dienen dazu, die Symptome abzumildern und die Heilung zu beschleunigen. Die akuten Krankheitsphasen sollen verkürzt und neue Schübe hinausgezögert werden. Im Idealfall treten keine weiteren auf. "Der erste Therapieschritt ist die Hautpflege", sagt Philipp. Der Juckreiz lässt sich dadurch lindern, was gleichzeitig zu weniger kratzen und dadurch zu weniger Entzündungsherden führt. Salben sind deshalb in jedem Therapiekonzept unverzichtbar. "Der Goldstandard sind heute Cremes, die Vitamin D und Kortison enthalten", sagt Rosenbach.
Menschen mit extremer Schuppenflechte, davon spricht man wenn mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche betroffen ist, benötigen jedoch eine andere Therapieform. Ihnen kann mit niedrig dosierten UV-Strahlen, oft auch kombiniert mit Solebädern, geholfen werden, um so wieder mehr Lebensqualität genießen zu können. Dies Form der Behandlung ist auch als Licht-Bade- Therapie bekannt. "Darüber hinaus kann eine innerliche Behandlung sinnvoll sein", sagt der Hautarzt. Sie zielt darauf ab, das vermehrte Wachstum der Hautzellen zu unterbinden. Neu auf dem Markt sind genetisch hergestellte Wirkstoffe, so genannte Biologika, die körpereigenen Substanzen ähnlich sind. Verabreicht werden diese meist als Injektion oder Infusion. "Die Kosten für Biologika sind extrem hoch. Sie dürfen erst angewandt werden, wenn alle anderen Therapien erfolglos sind", erläutert Rosenbach. Langzeiterfahrungen mit diesen Wirkstoffen, liegen bisher nur begrenzt vor.
Entspannung kann helfen
Betroffene leiden entweder chronisch oder in wiederkehrenden Schüben an der Schuppenflechte. Viele Patienten wollen sich ihrem Schicksal nicht ergeben und werden neben der Therapie auch selber tätig, berichtet Philipp. Die Krankheit ist dadurch jedoch nicht heilbar, wird aber in ihrem Verlauf positiv beeinflusst. Zusammen mit dem Hausarzt kann der Patient die individuellen Auslöser ausfindig machen. "Ein häufiger Trigger bei älteren Patienten sind Betablocker", nennt Rosenbach ein Beispiel. Bluthochdruck-Patienten können vielfach auf andere Medikamente umgestellt werden. Patienten die zusätzlich an Übergewicht leiden, haben obendrein einen ungünstigeren Verlauf, "Zudem beeinträchtigt es die Wirkung von Medikamenten."
Psyche leidet oft mit
Nicht zu unterschätzen ist, dass die Psyche eine Große Rolle bei der Genesung einnimmt. "Oft lösen einschneidende Erlebnisse wie der Verlust eines Partners oder auch ein Trauerfall den Ausbruch der Krankheit oder auch einen Schub aus", sagt Philipp. Die Reaktionen anderer Menschen auf die Krankheit werden oft als ablehnend oder ausgrenzend von den Betroffenen empfunden und sorgen für Stress. Wichtig ist, das Patienten Entspannungsmöglichkeiten suchen und so den psychischen Stress ein wenig abbauen. (fr)
Bild: Hamfel / pixelio.de
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