Diese Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für Diabeteserkrankungen
Es ist lange bekannt, dass Stress und Überlastung im Job krank machen können. Auch langes Sitzen und mangelnde Bewegung bei der Arbeit gehen mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko einher. In manchen Berufsgruppen ist diese Gefahr offenbar größer als in anderen. So zeigt eine Studie, dass in bestimmten Berufen mehr Menschen an Diabetes erkranken.
In einer Studie, die in dem Fachmagazin „Diabetologia“ veröffentlicht wurde, wurde erstmals der unmittelbare Zusammenhang zwischen Berufsbildern und Diabeteserkrankungen untersucht. Dabei fanden die Autorinnen und Autoren aus Schweden heraus, welche Beschäftigte das höchste Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 haben und welche am wenigsten betroffen waren.
Mehr als zwei Millionen erwerbstätige Deutsche leiden an Diabetes
Wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer Mitteilung berichtet, sind in Deutschland derzeit über zwei Millionen Menschen mit Diabetes erwerbstätig. In wenigen Jahren werden laut den Fachleuten bis zu drei Millionen Betroffene in verschiedensten Berufsfeldern beschäftigt sein. Der Großteil hat einen Diabetes Typ 2.
„Es ist deshalb betriebs- und volkswirtschaftlich unumgänglich, bei möglichst vielen Menschen mit Diabetes die Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder sie wieder in die betrieblichen Abläufe einzugliedern“, sagt Dr. med. Wolfgang Wagener von der Deutschen Rentenversicherung Rheinland und Vorsitzender des DDG Ausschusses Soziales.
„Die Autoren der Studie zeigen uns konkret, in welchem beruflichen Umfeld wir Risikogruppen suchen müssen.“
Höchstes Risiko in den Bereichen Berufskraftfahrt, Fabrikarbeit und Reinigungstätigkeit
Laut der DDG lagen der Kohorten-Studie die Daten von rund 4,5 Millionen Schweden zugrunde, die aus dem nationalen Patientenregister in Schweden stammen. Miteinbezogen wurden alle zwischen 1937 und 1979 geborenen Einwohnerinnen und Einwohner Schwedens, die in den Jahren von 2001 bis 2013 berufstätig waren und zwischen 2006 und 2015 eine Diabetesdiagnose erhalten haben.
Ziel war es, Berufe mit einem erhöhten Diabetes-Risiko zu ermitteln. Das Ergebnis: 4,2 Prozent aller Schwedinnen und Schweden hatten 2013 einen Diabetes mellitus. Männer waren häufiger als Frauen erkrankt, darunter vor allem Berufskraftfahrer und Fabrikarbeiter. Mehr als sieben Prozent hatten einen Diabetes Typ 2. Bei Informatikern lagen mit 2,5 Prozent hingegen die wenigsten Erkrankungen vor.
Bei Frauen zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Demnach arbeiteten überdurchschnittlich viele stoffwechselerkrankte Frauen als Fabrikarbeiterinnen, Reinigungskraft sowie Küchenassistentinnen. Im mittleren und gehobeneren Management tätige Frauen wiesen mit 1,2 Prozent die geringste Erkrankungsrate auf.
Weiterhin zeigt die Untersuchung, dass das Diabetes-Risiko mit dem Alter erheblich ansteigt: So hat fast jeder sechste über 55-jährige Berufskraftfahrer und jede zehnte Fabrikarbeiterin dieser Altersgruppe einen Diabetes.
Arbeitsplatz gesünder gestalten
„Bekannt war bisher, dass es einen sozioökonomischen Zusammenhang bei Diabeteserkrankungen gibt: Menschen mit einem geringen Bildungsniveau, schlechter Bezahlung und einem einfachen Beruf haben ein um 30 bis 40 Prozent erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes“, erklärt der DDG-Experte Dr. med. Kurt Rinnert, leitender Betriebsarzt bei der Stadt Köln.
Die aktuelle Studie rückt nun darüber hinaus erstmals konkrete Berufsbilder in den Fokus, identifiziert sie als potentiellen Risikofaktor und sensibilisiert Betriebsärzte für unmittelbare Maßnahmen an den jeweiligen Arbeitsplätzen.
„Arbeit ist das halbe Leben, wie der Volksmund besagt. Der Arbeitsplatz sollte daher so gestaltet sein, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit dort so gering wie möglich ausfällt“, sagt der Herausgeber der DDG Berufsempfehlung „Diabetes und Arbeit“.
Mangelnde Bewegung und ungesundes Essen
Wie die DDG erklärt, gehören zu den Risikofaktoren für einen Diabetes Typ 2 Übergewicht, Mangel an Bewegung, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck.
„Berufskraftfahrer sind durch die mit ihrer Arbeit einhergehende mangelnde Bewegung und dem häufig einseitigen, ungesunden Essen offensichtlich besonders gefährdet, an einem Diabetes zu erkranken. Zudem ist bekanntermaßen Schichtarbeit, die in Fabriken gehäuft vorkommt, ebenfalls ein Risikofaktor“, erläutert Rinnert.
Mehr Diabetes-Präventions-Programme gefordert
Die DDG fordert anlässlich der Studie, mehr Diabetes-Präventions-Programme bei Arbeitgebern zu implementieren. Zum Beispiel sollten Berufskraftfahrer geeignete präventive, aber auch therapeutische Maßnahmen wie ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung in ihren Tagesablauf einbauen können und Schichtarbeiter weniger wechselnde Schichten erhalten.
„Um Betroffenen mehr Lebensqualität aber auch ein langes Berufsleben zu ermöglichen, muss die Arbeitsmedizin die Vermeidung von Neben- und Folgeerkrankungen, die zu frühzeitiger Berentung führen könnten, deutlicher in den Fokus nehmen“, sagt DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): Diabetesrisiko „Arbeitsplatz“? Welche Berufsgruppen besonders gefährdet für Diabeteserkrankungen sind, (Abruf: 23.02.2020), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
- Sofia Carlsson, Tomas Andersson, Mats Talbäck, Maria Feychting: Incidence and prevalence of type 2 diabetes by occupation: results from all Swedish employees; in: Diabetologia, (veröffentlicht: 17.09.2019), Diabetologia
- Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): Diabetes und Arbeit, (Abruf: 23.02.2020), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.