Bestimmte Erkrankungen, die früh im Leben auftreten, erhöhen bei Frauen, aber auch bei Männern, das Risiko einer ungewollten lebenslangen Kinderlosigkeit. Dies gilt beispielsweise auch für manche psychische Erkrankungen und Krankheiten im Zusammenhang mit Diabetes.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Oxford wurde der Zusammenhang zwischen 414 Krankheiten und späterer Kinderlosigkeit anhand landesweiter Register aus Schweden und Finnland analysiert. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht.
Frühe Erkrankungen und Kinderlosigkeit verbunden?
Generell liegt der Prozentsatz der Menschen, die im Laufe ihres Lebens kinderlos bleiben, laut den Forschenden bei Männern bei etwa 25 Prozent und bei Frauen bei rund 20 Prozent. Die neue Studie sollte nun klären, ob einzelne Erkrankungen mit der Kinderlosigkeit in Zusammenhang stehen.
Das Team nutzte hierfür die Daten aller Männer, die in Schweden und Finnland in den Jahren 1956 bis 1968 geboren wurden und aller Frauen, die von 1956 bis 1973 geboren wurden. Berücksichtigt wurden die medizinischen Daten bis zum Ende der reproduktiven Lebensspanne, welche für Frauen als ein Alter von 45 Jahren und für Männer als ein Alter von 50 Jahren definiert wurde.
Psychische Verhaltensstörungen begünstigen Kinderlosigkeit
Auf der Grundlage landesweiter Register konnten soziodemografische und reproduktive Informationen mit 414 Krankheiten in 16 Kategorien in Verbindung gebracht werden, berichten die Forschenden.
Die stärksten Assoziationen seien bei psychischen Verhaltensstörungen (insbesondere bei Männern), angeborenen Anomalien und endokrinologischen, ernährungsbedingten und metabolischen Störungen (besonders bei Frauen) feststellbar gewesen.
Von den 74 Krankheiten, die bei mindestens einem Geschlecht signifikant mit Kinderlosigkeit assoziiert waren, einschließlich der 33 gemeinsamen Erkrankungen von Frauen und Männern, waren mehr als die Hälfte psychische Verhaltensstörungen, erläutert das Team.
Zudem identifizierten die Forschenden bislang unbekannte Verbindungen mit Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen.
Insgesamt waren die festgestellten Assoziationen zudem stark abhänging von dem Alter bei Krankheitsbeginn und insbesondere bei Frauen waren die Erkrankungen in jungen Jahren laut dem Forschungsteam mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Kinderlosigkeit verbunden.
Aufgeschobene Elternschaft erhöht Risiko für Kinderlosigkeit
„Unsere Studie ist die erste, die systematisch untersucht, wie mehrere Krankheiten im frühen Lebensalter mit lebenslanger Kinderlosigkeit und niedriger Parität sowohl bei Männern als auch bei Frauen zusammenhängen“, betont die Studienautorin Dr. Aoxing Liu in einer Pressemitteilung.
Verschiedene Faktoren tragen zur weltweiten Zunahme der Kinderlosigkeit bei und eine aufgeschobene Elternschaft könne ein wesentlicher Faktor bei ungewollter Kinderlosigkeit sein.
Welchen Einfluss hat das Geschlecht auf Kinderlosigkeit?
Es wurden außerdem signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Verbindungen zwischen Krankheiten und Kinderlosigkeit identifiziert, erläuern die Forschenden.
Bei Männern habe beispielsweise ein stärkerer Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Kinderlosigkeit bestanden, während bei Frauen ein stärkerer Zusammenhang mit diabetesbedingten Erkrankungen und angeborenen Anomalien vorlag, fügt das Team hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Evelina T. Akimova, Xuejie Ding, Sakari Jukarainen, Pekka Vartiainen, Tuomo Kiiskinen, et al.: Evidence from Finland and Sweden on the relationship between early-life diseases and lifetime childlessness in men and women; in: Nature Human Behaviour (veröffentlicht 18.12.2023), Nature Human Behaviour
- University of Oxford: Early-life diseases linked to lifelong childlessness (veröffentlicht 18.12.2023), University of Oxford
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.