Wie eine Fettsäure den Tod von Krebszellen herbeiführt
Eine Fettsäure namens Dihomogamma-Linolensäure (DGLA) ist in der Lage, menschliche Krebszellen abzutöten. Ein amerikanisches Forschungsteam zeigte, dass DGLA die sogenannte Ferroptose bei den Krebszellen einleitet. Ferroptose ist eine eisenabhängige Art des Zelltods, die erst vor einigen Jahren entdeckt wurde.
Forschende der Washington State University fanden heraus, dass die Fettsäure Dihomogamma-Linolensäure (DGLA) Krebszellen abtöten kann, indem sie einen als Ferroptose bezeichneten Prozess anstößt, der die Membranen der Tumorzellen zerstört. Dies könnte einen völlig neuen Weg der Krebsbekämpfung eröffnen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Developmental Cell“ vorgestellt.
Was ist Ferroptose?
Ferroptose ist eine eisenabhängige Art des Zelltods, die in den letzten Jahren entdeckt wurde und zu einem neuen Brennpunkt der Krebsforschung geworden ist. Bei diesem eisenabhängigen Prozess häufen sich reaktive Sauerstoffspezies an den Bausteinen der Zellmembranen an (Membranlipide). Durch die Anreicherung von Sauerstoffspezies unter Anwesenheit von Eisen oxidieren die Lipide schließlich, wodurch die Membran zerstört wird und die Zelle abstirbt.
DGLA leitet die Ferroptose ein
Das Forschungsteam der Washington State University stellt nun eine Fettsäure vor, die diesen Prozess nutzt, um Krebszellen abzutöten. „Wenn man DGLA genau in eine Krebszelle einbringen könnte, könnte es die Ferroptose fördern und zum Absterben von Tumorzellen führen“, berichtet die korrespondierende Studienauorin Professorin Jennifer Watts. Darüber hinaus könne die Entschlüsselung dieses Vorgangs auch bei Nierenerkrankungen und bei Neurodegeneration helfen, wo Ferroptose verhindert werden soll.
Was ist DGLA?
DGLA ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die nur in sehr geringen Mengen im menschlichen Körper vorkommt. Auch in der menschlichen Ernährung ist sie sehr selten vorhanden. Im Gegensatz zu anderen Fettsäuren ist DGLA bislang nur wenig erforscht.
Gibt es bald eine Anti-Krebs-Diät?
Bei Versuchen an dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans, auch Nematoden genannt, zeigte das Team, dass DGLA Tumorzellen und Stammzellen, die Tumorzellen erzeugen, abtötet. Die Forschenden reicherten die Ernährung der Würmer mit der Fettsäure an, woraufhin die Tumor-Keimzellen in den Würmern abstarben.
„Viele der Mechanismen, die wir in den Nematoden sahen, stimmten mit den Merkmalen der Ferroptose überein, darunter das Vorhandensein von redox-aktivem Eisen und die Unfähigkeit, oxidierte Lipide zu reparieren“, fügt Studienerstautor Marcos Perez hinzu.
An menschlichen Zellen überprüft
Um zu sehen, ob die Ergebnisse auf menschliche Zellen übertragbar sind, zogen die Forschenden ein Team der Stanford University hinzu, das bereits seit vielen Jahren Ferroptose als Option zur Krebsbekämpfung überprüft. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass DGLA auch die Ferroptose in menschlichen Krebszellen induzieren kann.
Zusätzlich fanden sie auch einen Gegenspieler: Fette aus der Klasse der Etherlipiden scheinen eine Ferroptose zu verhindern und schützen die Zelle vor dieser Art des Todes. Als die Forschenden diese Fette hemmten, starben die Zellen durch DGLA schneller ab.
Großes Potenzial zur Krebsbekämpfung
Das amerikanische National Institutes of Health zeigte großes Interesse an den Forschungsergebnissen und fügte 1,4 Millionen Dollar zum Forschungsbudget hinzu, um die Studien auf diesem Gebiet voranzutreiben. DGLA und die Ferroptose haben großes Potenzial, um völlig neuartige Krebsbehandlungen zu entwickeln. Zuvor muss aber noch der zugrundeliegende Prozess besser verstanden werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Washington State University: Study finds fatty acid that kills cancer cells (veröffentlicht: 10.07.2020), eurekalert.org
- Marcos A. Perez, Leslie Magtanong, Scott J.Dixon, u.a.: Dietary Lipids Induce Ferroptosis in Caenorhabditis elegans and Human Cancer; in: Developmental Cell, 2020, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
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