Sogenannte ultraverarbeitete Lebensmittel stecken voller Fette, Zucker und ungesunder Zusatzstoffe, die einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass ultraverarbeitete Lebensmittel einen regelrechten stillen Killer darstellen, wie es in Vergangenheit bei nicht diagnostiziertem Bluthochdruck der Fall war.
In einer neuen Studie haben Fachleuten der Florida Atlantic University untersucht, ob der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln Auswirkungen auf die Lebenserwartung hat. Die Ergebnisse sind in dem „American Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Was verkürzt die Lebenserwartung?
Es ist bekannt, dass Übergewicht, Fettleibigkeit und ein Mangel an regelmäßiger körperlicher Aktivität zu einer geringeren Lebenserwartung beitragen. Darüber hinaus scheint laut den Forschenden aber auch der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln eine nicht zu unterschätzende Rolle zu spielen.
Zu diesen Lebensmitteln zählen beispielsweise kohlensäurehaltige Getränke, Snacks, Cerealien und verarbeitetes Fleisch, die unter anderem reich an Öl, Fett, Zucker, Stärke und Natrium sind und zusätzlich Emulgatoren wie Carrageen, Mono- und Diglyceride, Carboxymethylcellulose, Polysorbate und Sojalecithin enthalten.
Diese Lebensmittel weisen also wenig gesunde Nährstoffe und viele Inhaltsstoffe auf, die als gesundheitsschädlich bekannt sind, erklären die Fachleute.
Gesundheitliche Gefahren ultraverarbeiteter Lebensmittel
Die ultraverarbeiteten Lebensmittel spielen wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei einer Reihe von Krankheiten wie Diabetes, koronaren Herzkrankheiten und Schlaganfällen, berichtet das Team. Darüber hinaus beeinflusse der Verzehr dieser ungesunden Lebensmittel auch das Risiko für verschiedene Arzten von Krebs und begünstige psychische Störungen.
Während Fettleibigkeit und Bewegungsmangel in den USA bekanntermaßen zu vermeidbaren Krankheiten und Todesfällen beitragen, stellt der beispiellose Verzehr dieser stark verarbeiteten Lebensmittel in der amerikanischen Standardernährung eine weitere neue Gefahr dar, betonen die Fachleute.
Ultraverarbeitete Lebensmittel könnten daher eine neue Art von stillen Killern darstellen, vergleichbar mit nicht-diagnostiziertem Bluthochdruck, fügen die Forschenden hinzu.
Verbindung zwischen Lebenserwartung und Ernährung
„Unsere Lebenserwartung ist niedriger als die anderer wirtschaftlich vergleichbarer Länder. Wenn wir uns die steigenden Raten nicht übertragbarer Krankheiten in weniger entwickelten Ländern ansehen, können wir einen Anstieg zusammen mit dem zunehmenden Verzehr von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln in ihrer Ernährung erkennen“, erläutert Studienautorin Dr. Dawn H. Sherling in einer Pressemitteilung.
Ein generelles Problem mit ultra-verarbeiteten Lebensmitteln sei, dass es keine allgemein akzeptierte Definition dafür gibt und sogar verschiedene eigentlich gesunde Lebensmittel in die Kategorie der ultraverarbeiteten Lebensmittel fallen können.
Warum natürliche Lebensmittel gesünder sind
„Wenn die Bestandteile eines Lebensmittels in einer natürlichen Vollwertmatrix enthalten sind, werden sie langsamer und ineffizienter verdaut, was zu einer geringeren Kalorienaufnahme, einer niedrigeren glykämischen Belastung im Allgemeinen und einem geringeren Anstieg der triglyceridreichen Lipoproteine nach dem Essen führt, die atherosklerotische Plaques begünstigen“, berichtet Studienautorin Dr. Allison H. Ferris.
Darum sind ultraverarbeitete Lebensmittel so ungesund
Den Fachleuten zufolge sind ultraverarbeitete Lebensmittel deshalb so gesundheitsgefährdend, weil sie Emulgatoren und andere Zusatzstoffe enthalten, die der Magen-Darm-Trakt von Säugetieren oft nicht verdauen kann, die jedoch als Nahrungsquelle für die Mikrobiota dienen und so ein dysbiotisches Mikrobiom schaffen können, das Krankheiten begünstigt.
Zusatzstoffe (zum Beispiel Maltodextrin) könnten nach Ansicht des Teams möglicherweise eine Schleimschicht fördern, die für bestimmte Bakterienarten günstig ist, die bei Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen vermehrt vorkommen.
Wird die Schleimschicht nicht richtig aufrechterhalten, kann die Epithelzellschicht anfällig für Verletzungen werden, die immunologische Reaktionen im Wirt auslösen, erläutern die Forschenden.
Dr. Ferris fügt hinzu, dass selbst wenn die problematischen Zusatzstoffe aus ultraverarbeiteten Lebensmitteln entfernt würden, ein übermäßiger Verzehr immer noch zu Fettleibigkeit, Diabetes und Herzerkrankungen führen könnte.
Anstieg von Krebs und Magen-Darm-Erkrankungen
In den USA ist die Zahl der Darmkrebserkrankungen stark angestiegen, insbesondere bei jüngeren Erwachsenen. Die Fachleute vermuten, dass ein erhöhter Verzehr von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln auch hier die Ursache sein könnte, ebenso wie beim Anstieg von verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen.
„Ob ultra-verarbeitete Lebensmittel zu unseren derzeit steigenden Raten nicht-übertragbarer Krankheiten beitragen, muss in analytischen Studien, die a priori darauf ausgelegt sind, direkt getestet werden“, erläutert Studienautor Dr. Charles H. Henneken.
Bis dahin sollte den Menschen jedoch empfohlen werden, mehr Vollwertkost zu essen und den Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel zu reduzieren. Die Forschenden vermuten, dass es in Zukunft bei ultraverarbeiteten Lebensmitteln eine ähnliche Entwicklung wie zum Beispiel bei Zigaretten geben wird und Kampagnen gestartet werden, um die Öffentlichkeit über deren Gefahren aufzuklären und ihren allgemeinen Konsum zu reduzieren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dawn Harris Sherling, Charles H. Hennekens, Allison H. Ferris: Newest updates to health providers on the hazards of ultra-processed foods and proposed solutions; in: American Journal of Medicine (veröffentlicht 09.02.2024), American Journal of Medicine
- Florida Atlantic University: Could Ultra-processed Foods Be the New ‘Silent’ Killer? (veröffentlicht 20.02.2024), Florida Atlantic University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.