Bitter schmeckende Polyphenole können vom Körper nur schwer aufgenommen werden, fördern aber die Ausschüttung von Hormonen im Magen-Darm-Trakt, beeinflussen den Blutzuckerspiegel und den Appetit und senken so das Risiko für Diabetes und Übergewicht.
In einer neuen Studie unter Beteilugung von Fachleuten der Universität Tokio wurden die Wechselwirkungen zwischen Polyphenolen und Geschmacksrezeptoren des Typs 2 (T2R) sowie daraus resultierende gesundheitliche Vorteile untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Food Bioscience“ nachzulesen.
Gesund fürs Herz
Polyphenole, die in pflanzlichen Lebensmitteln wie beispielsweise in Obst, Gemüse, Kaffee und Tee vorkommen, sind für ihre vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt.
Unter anderem sind Polyphenole mit einer besseren Herzgesundheit verbunden und wirken antioxidativ und entzündungshemmend, gleichzeitig haben manche jedoch einen starken bitteren Geschmack.
Polyphenole oft nicht richtig verdaut
Das Problem bei Polyphenolen mit starkem Bittergeschmack ist, dass sie vom Körper in der Regel wieder ausgeschieden werden, weil sie schlecht verdaut werden können, so die Forschenden.
Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens 80 Prozent der mit der Nahrung aufgenommenen Polyphenole nicht richtig verdaut werden, sondern nahezu unverändert in den Dickdarm gelangen.
Wirkung auf Geschmacksrezeptoren
Die Polyphenole interagieren jedoch mit menschlichen Bittergeschmacksrezeptoren, die auch als Geschmacksrezeptoren vom Typ 2 (T2R) bezeichnet werden, wobei vor allem T2R im Magen-Darm-Trakt für die Bioaktivität der aufgenommenen Polyphenole verantwortlich ist, erklärt das Team.
Bisher bleibe allerdings weitgehend unklar, welche Mechanismen über die T2R-Aktivierung hinaus zu den gesundheitlichen Vorteilen von Polyphenolen beitragen. Die neue Studie habe daher versucht, dies zu klären.
Beeinflussen Polyphenole das Diabetesrisiko?
Es gibt Hinweis darauf, dass Polyphenole trotz ihrer schlechten Absorption die Glukosetoleranz verbessern können, und wir haben den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Polyphenolen und dem Risiko für Typ-II-Diabetes untersucht, da der Mechanismus dieser positiven Wirkung noch nicht bekannt ist, erläutert die Studienautorin Professorin Naomi Osakabe in einer aktuellen Pressemitteilung.
Erhöhte Ausschüttung von Verdauungshormonen
Das Team fand heraus, dass die Polyphenol-vermittelte Bindung und Aktivierung von T2R im Verdauungstrakt die Ausschüttung von Hormonen wie Cholecystokinin und Inkretinen fördert.
Zu diesen Inkretinen gehören das glukoseabhängige insulinotrope Polypeptid und das glucagonähnliche Peptid-1 (GLP-1), von denen bekannt ist, dass sie die Blutzuckerhomöostase regulieren und die Insulinsekretion auslösen, berichten die Fachleute.
Cholecystokinin und GLP-1 regulieren den Appetit und die Nahrungsaufnahme, indem sie die sogenannte Motilität des Verdauungstraktes beeinflussen, das heißt die Bewegungen der Muskulatur entlang des Verdauungstraktes, die den Transport von Nahrung und Flüssigkeit durch das Verdauungssystem gewährleisten, so die Forschenden weiter.
Bittere Polyphenole schützen vor Diabetes
Diese von den Polyphenolen ausgelösten Verdauungshormone beeinflussen das Essverhalten und die Glukosetoleranz und tragen laut den Fachleuten dazu bei, das Risiko für Fettleibigkeit und Diabetes zu verringern.
Laut Professorin Osakabe ist es daher möglich, dass gerade die bitteren Polyphenole dazu beitragen, das Risiko für Diabetes und seine Komplikationen zu senken, indem sie die Geschmacksrezeptoren des Typs 2 aktivieren.
Senkung von Blutzucker und Appetit
Zusammenfassend lasse sich festhalten, dass bittere Polyphenole die Ausschüttung von Verdauungshormonen fördern, obwohl sie nicht resorbiert werden. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Polyphenole sogenannte Bittergeschmacksrezeptoren aktivieren, die auf den sekretorischen Zellen des Verdauungstraktes exprimiert werden, was den Blutzuckerspiegel und den Appetit beeinflusse.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie wichtig es ist, Polyphenole zu sich zu nehmen, um Übergewicht und Diabetes entgegenzuwirken. Denn die pflanzlichen Verbindungen helfen offenbar bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels und des Appetits. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Naomi Osakabe, Makoto Ohmoto, Takafumi Shimizu, Naoki Iida, Taiki Fushimi, et al.: Gastrointestinal hormone-mediated beneficial bioactivities of bitter polyphenols; in: Food Bioscience (veröffentlicht Volume 61, October 2024), Food Bioscience
- VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB): Polyphenole in Frühlingskräutern & Co (veröffentlicht 13.04.20201), VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB)
- Shibaura Institute of Technology: Role of bitter polyphenols in the regulation of blood sugar (veröffentlicht 22.08.2024), Shibaura Institute of Technology
Wichtiger Hinweis:
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