Insgesamt 15 Risikofaktoren haben einen erheblichen Einfluss auf das Risiko, frühzeitig an Demenz zu erkranken. Dazu gehören zum Beispiel Alkoholkonsum, Vitamin-D-Mangel und verschiedene Krankheiten wie Diabetes. Glücklicherweise sind viele dieser Risikofaktoren beeinflussbar.
In einer prospektiven Kohortenstudie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Oxford wurden 39 potenzielle Risikofaktoren analysiert, die mit dem Auftreten von Demenz in jungen Jahren in Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Neurology“ veröffentlicht.
Daten der UK-Biobank-Studie ausgewertet
Das Team nutzte die Daten der sogenannten UK Biobank-Studie, um für die neue Forschungsarbeit Teilnehmende zu identifizieren, die jünger als 65 Jahre waren und bei einer ersten Untersuchung keine Demenzdiagnose erhalten hatten.
Insgesamt konnten die Forschenden 39 potenzielle Risikofaktoren identifizieren, die sie in soziodemografische Faktoren, Lebensstilfaktoren, genetische Faktoren, Umweltfaktoren, Blutmarkerfaktoren, kardiometabolische Faktoren, psychiatrische Faktoren und andere Faktoren unterteilten.
Um zu untersuchen, wie diese Risikofaktoren mit der Inzidenz von Demenz in jüngeren Jahren zusammenhängen, verwendete das Team die sogenannte multivariate Cox-Proportional-Hazards-Regression. Alle der Faktoren wurden zunächst innerhalb der Bereiche und dann bereichsübergreifend getestet.
Letztendlich wurden 356.052 Personen in die neue Forschungsarbeit einbezogen, 197.036 davon waren Frauen. Während der Nachbeobachtungszeit erkrankten 485 der Teilnehmenden in jungen Jahren an Demenz, berichten die Fachleute.
Signifikant erhöhtes Demenz-Risiko
Nach Angaben der Forschenden zeigte das endgültige Modell, dass 15 der untersuchten Risikofaktoren signifikant mit einem erhöhten Risiko für Demenz in jungen Jahren verbunden waren.
Diese Risikofaktoren für Demenz in jungen Jahren umfassten zum Beispiel einen niedrigeren sozioökonomischen Status, Alkoholkonsumstörungen, soziale Isolation, Vitamin-D-Mangel, eine geringere Handgriffstärke, Hörstörungen, orthostatische Hypotonie, Diabetes, Herzkrankheiten und Depressionen.
Darüber hinaus spielten auch erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins und eine genetische Konstellation, bei der Menschen zwei so genannte Apolipoprotein-ε4-Allele in sich tragen, eine Rolle, fügen die Fachleute hinzu. Viele der Risikofaktoren für früh einsetzende Demenz seien durch den Lebensstil beeinflussbar, was auch für Demenz im Allgemeinen gilt.
So gab es bereits im vergangenen Jahr eine Studie mit insgesamt 172 Teilnehmenden im Alter von 70 bis 89 Jahren, die ein erhöhtes Demenzrisiko aufwiesen und an mindestens zwei von acht ausgewählten Risikofaktoren für Demenz litten, darunter Bewegungsmangel, Rauchen, Schlafstörungen und soziale Isolation.
Etwa die Hälfte der Teilnehmenden erhielt ein individuelles Coaching zur Verbesserung der Risikofaktoren für Demenz, das eine Anpassung des Lebensstils in verschiedenen Bereichen umfasste.
Nach einem Zeitraum von zwei Jahren zeigte sich laut dem Team bei den Teilnehmenden, die an einem persönlichen Coaching teilgenommen hatten, im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung des kognitiven Gesamtwerts um 74 Prozent.
Verbesserte Lebensqualität, geringeres Demenz-Risiko
Darüber hinaus verbesserte sich auch die allgemeine Lebensqualität, und das Risiko einer Demenzerkrankung verringerte sich signifikant, so die Forschenden. Eine Intervention mit Hilfe eines persönlichen Coachings scheint demnach eine Möglichkeit zu sein, Demenz vorzubeugen.
Lebensstil beeinflusst Demenzrisiko erheblich
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es verschiedene beeinflussbare Faktoren gibt, die bei der Entstehung einer Demenz eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, und einige davon erhöhen das Erkrankungsrisiko bereits in jungen Jahren.
Viele der in den beiden Studien genannten Risikofaktoren lassen sich jedoch durch einen gesunden Lebensstil beeinflussen, zum Beispiel durch mehr Bewegung oder eine gesunde Ernährung. Und entsprechende Anpassungen des Lebensstils könnten nicht nur vor einer frühzeitigen Demenzerkrankung schützen, sondern auch das allgemeine Demenzrisiko deutlich senken. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stevie Hendriks, Janice M. Ranson, Kirsten Peetoom, Ilianna Lourida, Xin You Tai, et al.: Risk Factors for Young-Onset Dementia in the UK Biobank; in: JAMA Neurology (veröffentlicht 26.12.2023), JAMA Neurology
- Kristine Yaffe, Eric Vittinghoff, Sascha Dublin, Carrie B. Peltz, Lynn E. Fleckenstein, et al.: Effect of Personalized Risk-Reduction Strategies on Cognition and Dementia Risk Profile Among Older Adults; in: JAMA Internal Medicine (veröffentlicht 27.11.2023), JAMA Internal Medicine
Wichtiger Hinweis:
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