Gichtleiden machen sich häufig nachts bemerkbar. Dabei schwillt meist das Gelenk des Daumens oder des großen Zehs schmerzhaft an, ist ausgesprochen berührungsempfindlich, heiß und gerötet. Diese Symptome weisen auf eine schwere Gelenkentzündung hin, die neben Diabetes zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen in den Industrieländern gehört.
Die Ursache ist ein dauerhaft überhöhter Harnsäurespiegel. Dieses Phänomen betrifft rund 30 Prozent der Männer und zwei bis sechs Prozent der Frauen. Die erhöhten Säurewerte selbst verursachen noch keine Beschwerden. Schmerzhaft wird es erst, wenn sie dafür sorgen, dass sich die Harnsäure in Form von Kristallen in den Gelenken ablagert und dadurch die beißenden Gichtanfälle hervorruft. Das ist laut Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei etwa jedem zehnten Patienten mit erhöhten Harnsäurewerten der Fall.
Der Grund, dass dieses Phänomen im Sommer sehr viel häufiger vorkommt liegt dabei häufig am vorangegangenen Grillabend. Denn Purine sind kommen insbesondere in Fleisch, Fisch und Bier vor. Zwar sind sie auch wichtige Bestandteile der menschlichen Körperzellen und für deren Aufbau unverzichtbar, aber bei ihrem Abbau entsteht Harnsäure. Bei Menschen, die sie nicht in ausreichender Menge ausscheiden können, kommt es daraufhin zur Kristallbildung und zum Gichtanfall.
Ernährungsempfehlung für Gichtkranke
Noch Vor wenigen Jahren noch riet man den Betroffenen noch zu einer strikt purinfreien Ernährung. Neben Fleisch und Bier galt es demnach auch, Innereien, Meeres- und Hülsenfrüchte zu vermeiden. Doch mittlerweile können, so Martin Smollich als Leiter des Studiengangs Klinische Ernährung an der Praxishochschule Rheine, zumindest die Liebhaber von Humus und Meeresfrüchten aufatmen, da die unterschiedliche Verträglichkeit purinhaltiger Lebensmittel mittlerweile erwiesen ist.
Bier gilt demnach als das gefährlichste der gischtauslösenden Lebensmittel. Nicht nur, dass der enthaltene Alkohol die Harnausscheidung über die Niere hemmt, auch die Bestandteile Zucker und Hefe wirken sich ungünstig aus. Hefeweizen ist für Betroffene der schlimmste Feind. Zu empfehlen sei dagegen, beim Grillen Fisch und Hähnchenschenkel ohne Haut zu verzehren, da sie besonders viel Purin enthält.
Aber auch ein anderer Sommerklassiker kann zur Gefahr werden: Spargel mit gekochtem Schinken und Weißwein. Die Weinliebhaber können sich nur damit trösten, dass trockener Wein durch die geringen Mengen Zucker immer noch verträglicher ist als Bier. Gut eingestellte Gichtpatienten müssen auch nicht gänzlich auf den Spargel verzichten. Hier kommt es auf die Menge an. Statt einem Kilo nur ein paar Stangen Spargel, statt einer Flasche nur ein Glas Wein- irgendwann kennen die Betroffenen auch ohne Laborwerte die Grenze ihrer eigenen Verträglichkeit.
Fruchtzucker im Blick behalten
Obst ist für Gichtkranke leider häufig ein Risikofaktor. Der isolierte Fruchtzucker, also die Fruktose, steigert den Harnsäurespiegel immens. So kann eine halbe Wassermelone oder drei Äpfel einen Gichtanfall ebenso auslösen wie ein Steak, weiß der Experte. Er rät außerdem von Smoothies ab. Sie haben zwar den Ruf, gesund und erfrischend zu sein, enthalten aber häufig jede Menge Fruktose. Das gleiche gilt für gekühlte Weintrauben. Die bessere Alternative sind säuerliche Äpfel wie Boskoop oder Bananen, da ihre Süße durch Glukose und nicht Fruktose entsteht.
Tipps für einen niedrigen Harnsäurespiegel
Smollichs Rat, um den Harnsäurespiegel positiv zu beeinflussen, sind Milchprodukte. Diese wirken sich nach Meinung des Wissenschaftlers nach der Purinaufnahme ausgleichend aus, da Milchproteine wie Kasein die Ausscheidung der Harnsäure beschleunigen. Allerdings sollte man auf Naturjoghurt statt auf Fruchtjoghurt zurückgreifen, den man sich je nach Geschmack mit Beeren oder Leinsamen mit Gurke schmackhafter machen kann.
Empfehlenswert ist generell eine pflanzenreiche Ernährung, denn die meisten Gemüsearten sind ausgesprochen purinarm. Besonders Paprika enthält außerdem viel Vitamin C, das die Harnsäureausscheidung ebenfalls fördert.
Darüber hinaus ist nach dem Essen eine Tasse Kaffee zu empfehlen. Dieser wirkt schützend und hemmt die Harnsäurebildung von vornherein. (fs)
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