Zeitbombe im Bauch: Zehnminütige Ultraschall-Untersuchung kann Leben retten
Bei einem Bauchaorten-Aneurysma dehnt sich die Bauchschlagader stark aus, bis sie zu reißen droht. In solchen Fällen droht Lebensgefahr. Vor allem ältere Männer tragen diese tickende Zeitbombe in sich. Mit einer zehnminütigen Ultraschall-Untersuchung kann die Gefahr erkannt und gebannt werden.
Krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader
Die Lebenserwartung der Deutschen steigt und steigt. Damit erhöht sich auch die Zahl der Menschen, die Probleme mit der Hauptschlagader entwickeln können. Laut Ärzten ist das sogenannte Bauchaorten-Aneurysma die häufigste und gefährlichste Komplikation. Diese krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader (Aorta) wird in den meisten Fällen durch eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) hervorgerufen. Das Hauptgefäß im Bauch dehnt sich dabei so stark aus, bis es zu reißen droht. Wenn dies geschieht, fließt innerhalb von Sekunden viel Blut in den Bauchraum und der Betroffene stirbt oft, bevor er im Krankenhaus ist. Durch eine Ultraschall-Untersuchung kann das Problem frühzeitig erkannt und gegebenenfalls gebannt werden.
Jeder Arzt mit einem Ultraschallgerät kann die Untersuchung durchführen
„Bislang werden Aneurysmen meist zufällig entdeckt, weil sie zunächst kaum Beschwerden machen“, erklärt Professor Dr. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrums (UHZ) Freiburg Bad Krozingen in einer Mitteilung.
Das könnte sich jetzt ändern. Denn seit Anfang 2018 zahlen die Krankenkassen für Männer über 65 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung.
Den Angaben zufolge haben vier bis acht Prozent aller Männer in diesem Alter eine gefährliche Gefäßweitung.
Bei der Untersuchung vermisst der Arzt mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser der Bauchaorta. Ist dieser kleiner als 2,5 Zentimeter, gilt der Befund als unauffällig.
Ist die Aorta mehr als drei Zentimeter dick, muss der Patient alle sechs Monate mit Ultraschall kontrolliert werden.
Ab fünf Zentimeter sprechen Mediziner von einem behandlungsbedürftigen Aneurysma. Das Screening kann jeder Arzt mit Ultraschallgerät durchführen.
Betroffene haben fast nie Beschwerden – bis es beinahe zu spät ist
Meist haben Betroffene keine Beschwerden. „Deshalb ist es so wichtig, dass alle Männer das Screening wahrnehmen“, so Professor Beyersdorf.
Erst wenn die Aorta kurz davor steht zu reißen, nehmen die Betroffenen Schmerzen wahr, meist im Rückenbereich. Dann ist eine sofortige Operation notwendig.
Vier von fünf Patienten werden minimalinvasiv versorgt
An der Freiburger Klinik werden jährlich Hunderte Patienten wegen eines drohenden Aortenrisses behandelt.
„Die Bauchaorta kann offen chirurgisch oder minimalinvasiv behandelt werden. Welche Art der Operation gewählt wird, hängt immer vom Patienten und seiner Erkrankung ab“, erklärt Professor Beyersdorf.
Beim minimalinvasiven Eingriff wird über die Leistengefäße ein Drahtgeflecht, ein sogenannter Stentgraft, unter Röntgenkontrolle an den Ort der Aussackung vorgeschoben und dort ausgedehnt. Man spricht auch von endovaskulärem Vorgehen.
Rund 80 Prozent aller Patienten mit Bauchaortenaneurysma werden am Universitäts-Herzzentrum minimalinvasiv behandelt. In akuten und besonders komplexen Fällen wird ein offener chirurgischer Eingriff durchgeführt.
Nach dem Eingriff ist vor der Nachsorge: Aortenpass hilft
„Wir sind fest davon überzeugt, dass die Nachsorge genauso wichtig ist wie die präoperative Vorbereitung und Behandlung“, so Professor Beyersdorf.
Darum werden alle Patienten, die am UHZ wegen eines Aortenaneurysmas behandelt wurden, im Nachgang in der Aortenambulanz regelmäßig untersucht.
Ein Aortenpass der Patienten beinhaltet Informationen über die Erkrankung, stattgefundene Eingriffe, eine individuelle Skizze der Hauptschlagader, das Datum der nächsten Kontrolle sowie die wichtigsten Kontakten im UHZ.
So lässt sich sicherstellen, dass die Zeitbombe im Bauch nicht unbemerkt wieder zu ticken droht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.