Einfluss der Umwelt auf die Lebenserwartung
Verschiedene Umweltfaktoren haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung und das Risiko, vorzeitig zu versterben. So erhöht beispielsweise ein Wohnsitz in der Nähe von verkehrsreichen Straßen das Risiko für einen früheren Tod.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der NYU Grossman School of Medicine wurde ein räumliches Überlebensmodell entwickelt, um die unabhängigen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Umwelteinflüssen und der Gesamtmortalität sowie der kardiovaskulären Mortalität zu analysieren.
Die entsprechenden Studienergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „PLoS ONE“ publiziert.
Individuelle und umweltbedingte Risikofaktoren ermittelt
Die Forschenden sammelten für ihre Untersuchung Daten zu individuellen und umweltbedingten Risikofaktoren für eine multiethnische Kohorte von 50.045 Personen, welche in der einkommensschwachen Region Golestan im Iran lebten. Die Teilnehmenden hatten ein Mindestalter von 40 Jahren.
Zu den ausgewerteten Umweltrisikofaktoren gehörten die Luftverschmutzung durch Feinstaub, Brennstoffverbrauch und Belüftung im Haushalt, Nähe zum Verkehr, Entfernung zum Zentrum für perkutane Koronarintervention, sozioökonomisches Umfeld, Bevölkerungsdichte, lokale Landnutzung und nächtliche Lichtexposition, berichtet das Team.
Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Mortalität wurden festgestellt
Auf Basis dieser Daten entwickelten die Fachleute ein räumliches Überlebensmodell, mit dessen Hilfe sie unabhängige Zusammenhänge zwischen den oben genannten Umwelteinflüssen und der Gesamtmortalität sowie der kardiovaskulären Mortalität einschätzten.
Luftverschmutzung erhöhte generelles Sterberisiko um 20 Prozent
So zeigte sich, dass die Exposition gegenüber überdurchschnittlich hoher Luftverschmutzung im Freien das generelle Sterberisiko um 20 Prozent erhöht. Gleichzeitig stieg die Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben um 17 Prozent, berichtet das Team.
Erhöhtes Sterberisiko durch Hauptverkehrsstraßen
Außerdem stellten die Forschenden fest, dass die Teilnehmenden, welche im Umkreis von 500 Metern um eine Hauptverkehrsstraße lebte, ein um 13 Prozent erhöhtes Sterberisiko aufwiesen.
Aber nicht nur Luftverschmutzung im Freien hatte einen Einfluss auf das Sterberisiko, auch die Verwendung von Holz- oder Kerosinöfen, die nicht ordnungsgemäß über einen Schornstein belüftet werden, erhöhte ebenfalls das allgemeine Sterberisiko. Dabei stieg das Risiko durch Holzöfen um 23 Prozent und durch Kerosinöfen um neun Prozent.
Zusätzlich erhöhte sich auch das kardiovaskuläre Sterberisiko durch die Verwendung eines Holzofens um 36 Prozent und bei einem Kerosinofen um 19 Prozent, berichten die Fachleute.
Die neue Untersuchung zeige die Umweltfaktoren auf, welche das größte Risiko für die Herz- und allgemeine Gesundheit darstellen. Auch sei deutlich geworden, dass manche Umweltfaktoren wie beispielsweise ein niedriges Einkommensniveau in der Nachbarschaft, eine erhöhte Bevölkerungsdichte und eine nächtliche Lichtexposition offenbar keinen signifikanten Einfluss auf das Sterberisiko haben.
Einfluss der Verfügbarkeit von medizinischen Diensten
Darüber hinaus liefert die Studie dringend benötigte wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen auf Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, so das Team.
Bisher habe sich die Forschung zu umweltbedingten Risikofaktoren auf städtische Bevölkerungen in Ländern mit hohem Einkommen konzentriert. Diese Menschen haben jedoch einen viel besseren Zugang zu modernen Gesundheitsdiensten, erläutern die Fachleute.
In der Untersuchung sei deutlich geworden, dass Personen, welche weiter entfernt von Kliniken mit einem Katheterlabor leben, ein um ein Prozent erhöhtes Sterberisiko pro zehn Kilometer Entfernung aufweisen. Die meisten der Teilnehmenden aus der Region Golestan lebten mehr als 80 Kilometer von solchen Einrichtungen entfernt, berichtet das Team.
Studienergebnisse verdeutlichen Einfluss der Umweltfaktoren
„Unsere Studie unterstreicht die Rolle, die wichtige Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung in Innenräumen und im Freien, Zugang zu modernen Gesundheitsdiensten und die Nähe zu lauten, verschmutzten Straßen bei allen Todesursachen und insbesondere bei Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen“, erklärt Studienautor Dr. Rajesh Vedanthan in einer Pressemitteilung.
Ein Viertel aller Todesfälle weltweit aufgrund von Umweltfaktoren
Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass ein Viertel aller Todesfälle auf der Welt auf Umweltfaktoren zurückzuführen ist, wobei als Beispiele für solche Faktoren schlechte Luft- und Wasserqualität, mangelnde sanitäre Einrichtungen und die Belastung durch giftige Chemikalien genannt werden, berichten die Forschenden.
Anhand der neu gewonnen Erkenntnisse lasse sich das Risikoprofil für Krankheiten erweitern und es werden auch Ansätze aufgezeigt, um die Krankheitslast zu reduzieren. Programme und gezielte Maßnahmen zur Beeinflussung dieser Umweltfaktoren könnten vielen Menschen auf der ganzen Welt ein längeres und gesünderes Leben ermöglichen, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael B. Hadley, Mahdi Nalini, Samrachana Adhikari, Jackie Szymonifka, Arash Etemadi, et al.: Spatial environmental factors predict cardiovascular and all-cause mortality: Results of the SPACE study; in: PLoS ONE (veröffentlicht 24.06.2022), PLoS ONE
- NYU Langone Health: Environmental Factors Predict Risk of Death (veröffentlicht 24.06.2022), NYU Langone Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.