Großstadt-Kinder erleiden dauerhafte Lungenschädigungen durch Diesel-Abgase
Wer in einer Großstadt aufwächst, riskiert lebenslange Beeinträchtigungen der Lungengesundheit. Bei Heranwachsenden hemmen Diesel-Abgase das Lungen-Wachstum und machen die Kinder dauerhaft anfälliger für Atemstörungen. Dies sind die Ergebnisse einer großen Londoner Langzeitstudie, bei der die Entwicklung von Heranwachsenden in Regionen mit starker Luftverschmutzung über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet wurde.
Der Diesel-Abgase-Skandal ist noch im vollen Gange, während neue brisante Fakten zu Diesel-Abgasen ans Tageslicht kommen. Forschende der Queen Mary Universität von London, dem King´s College London und der University of Edinburgh fanden in einer Studie mit über 2000 Heranwachsenden heraus, dass Diesel-Abgase bleibende Schäden an den Lungen von Kindern verursachen, die in Gebieten mit starker Luftverschmutzung aufwachsen. Die Ergebnisse sind kürzlich in dem Fachjournal „The Lancet Public Health“ erschienen.
Luftverschmutzung führt jährlich zu Millionen Todesfällen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO gehört die allgemeine Luftverschmutzung zu den Hauptursachen für verfrühte Sterblichkeit. Jedes Jahr sterben sieben Millionen Menschen durch die Luftverschmutzung, schätzt die WHO. Kinder seien besonders gefährdet. Die verschmutze Luft führe zu Atembeschwerden, Asthma und zu vermehrten Infektionskrankheiten. Die aktuelle Londoner Studie stellte erstmals dauerhafte Entwicklungsstörungen bei Heranwachsenden durch starke Luftverschmutzung fest.
In der Londoner Luft dominiert der Diesel-Qualm
„Trotz der Verbesserung der Luftqualität in London zeigt diese Studie, dass die von Diesel geprägte Luftverschmutzung in Städten die Lungenentwicklung bei Kindern schädigt“, berichtet Professor Chris Griffiths in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Diese Schädigungen würden im Erwachsenenalter ein erhöhtes Risiko für Lungenerkrankungen und für einen vorzeitigen Tod nach sich ziehen.
Die Generation der verkümmerten Lungen
„Wir erziehen eine Generation von Kindern, die mit verkümmerten Lungenkapazitäten das Erwachsenenalter erreichen“, so Griffiths. Unterstützt werde dieser Prozess von einer Automobilindustrie, die Verbraucher und Regierungen täusche, um sicherzustellen, dass Dieselfahrzeuge weiterhin ungehindert am Verkehr teilnehmen können.
Umweltzonen führen nicht zu den gewünschten Erfolgen
Aufgrund massiver Luftverschmutzung führte London im Jahr 2008 die größte Umweltzone der Welt ein, um in den städtischen Gebieten emissionsärmere Technologien zu fördern. Den Forschenden zufolge hat diese Maßnahme aber nicht die gewünschten Erfolge erzielt.
Wie Diesel-Abgase dauerhaft Kinderlungen schädigen
Das Team untersuchte 2.164 Kinder aus insgesamt 28 Grundschulen im Stadtgebiet von London über einen Zeitraum von fünf Jahren. Beim Start der Untersuchung waren die Kinder acht bis neun Jahre alt. In allen Gebieten wurden die von der EU vorgegebenen Stickstoffdioxidgrenzwerte nicht eingehalten. Das Ergebnis: Die Kinder aus den verschmutzen Gebieten zeigten ein signifikant geringeres Lungenvolumen von durchschnittlich fünf Prozent. Den Forschenden zufolge haben Stickstoffdioxide (NO2), andere Stickoxide sowie Feinstaub aus den Dieselemissionen zu dieser Entwicklung geführt.
Lungenkranke Kinder sollten nicht in verschmutzen Gebieten leben
Das Forschungsteam rät Eltern dazu, Kinder mit Lungenerkrankungen nicht in Gebieten aufwachsen zu lassen, die die Stickstoffdioxidgrenzwerte übersteigen. Selbst wenn das Elternhaus nicht in so einem Gebiet liegt, reiche es schon aus, wenn sich die Schule in einer luftverschmutzen Region befindet.
Dringender Handlungsbedarf
„Es ist dringend notwendig, die Luftqualität zu verbessern, insbesondere in unseren überfüllten Städten“, betont Dr. Ian Mudway vom King’s College London. Da die Datengrundlage wachse, die zeigt, dass die Luftverschmutzung Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern hat, steige auch die Berechtigung für entschlosseneres Handeln.
Schrittweises Handeln zu langsam?
„Es ist enttäuschend, dass die Londoner Umweltzone nicht dazu beigetragen hat, die Lungenkapazität von Kindern zu verbessern“, ergänzt Dr. Samantha Walker, die Direktorin für Forschung und Politik bei der Gesundheitsorganisation Asthma UK. Dies zeige, dass ein schrittweiser Ansatz zur Verringerung der Luftverschmutzung nicht funktioniert, so das Resümee der Expertin. (vb)
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