Diagnose von Gehirntumoren mittels Bluttest möglich
Ein neu entwickelter Bluttest könnte die Diagnose von Gehirntumoren deutlich erleichtern. Ein Forschungsteam der University of Strathclyde Glasgow hat den Test entwickelt und nun in ersten klinischen Untersuchungen dessen Genauigkeit überprüft.
„Es ist die erste Demonstration, dass unser Bluttest in der Klinik funktioniert“, betont Studienleiter Dr. Matthew J. Baker von University of Strathclyde Glasgow. Die patentierte Technologie nutze Infrarotlicht, um eine „Biosignatur“ einer Blutprobe zu erzeugen, und diese werde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auf Anzeichen von Krebs überprüft. In 87 Prozent der Fälle habe der Bluttest Krebs korrekt erkannt. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Nature Communications“.
Hirntumore oft mit unspezifischen Symptomen
„Die Diagnose von Hirntumoren ist schwierig, was bei vielen Patienten zu Verzögerungen und Frustration führt. Das Problem ist, dass die Symptome eines Hirntumors recht unspezifisch sind, wie z.B. Kopfschmerzen oder Gedächtnisprobleme“, erläutert Dr. Paul Brennan von der University of Edinburgh, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Der neue Test könne Ärztinnen und Ärzten helfen, „schnell zu erkennen, welche Patienten mit diesen unspezifischen Symptomen für eine dringende Hirnbildgebung priorisiert werden sollten.“
Risikopatienten frühzeitig identifizieren
Die Forschenden haben mit Hilfe des Tests 104 Proben von Patienten analysiert, und konnten dabei Hirntumore in 87 Prozent der Fälle korrekt von gesunden Individuen unterscheiden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Methode nützlich sein kann, um Risikopatienten zu identifizieren, bei denen Gehirnuntersuchungen auf mögliche Tumore sinnvoll sind. Zwar biete der neue Test keine Diagnosesicherheit, doch er liefere gegebenenfalls wichtige Hinweise für eine frühzeitige Diagnose.
Lebens- und Überlebensqualität der Betroffenen verbessern
Die frühzeitige Erkennung von Hirntumoren birgt das Potenzial, die Lebens- und Überlebensqualität der Betroffenen deutlich zu verbessern und gleichzeitig Einsparungen für das Gesundheitswesen zu erzielen, berichtet das Forschungsteam. Die Vermarktung des Tests erfolgt über das Unternehmen „ClinSpec Diagnostics Limited“, dass als Spin-off an der University of Edinburgh dieses Jahr gegründet wurde.
Schnelle Zulassung das Ziel
Dr. Holly Butler, Direktorin für Forschung und Entwicklung bei ClinSpec Diagnostics, betont, dass die aktuellen Ergebnisse nur der Beginn einer Reihe klinischer Studien seien. Ziel sei es, die Technologie schnell zur Zulassung zu bringen und letztlich den Patienten einen schnellen Zugang zu Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Holly J. Butler, Paul M. Brennan, James M. Cameron, Duncan Finlayson, Mark G. Hegarty, Michael D. Jenkinson, David S. Palmer, Benjamin R. Smith, Matthew J. Baker: Development of high-throughput ATR-FTIR technology for rapid triage of brain cancer; in: Nature Communications, Volume 10, Article number: 4501, 2019, nature.com
- University of Strathclyde Glasgow: Blood test could help to accelerate brain cancer diagnosis (veröffentlicht 09.10.2019), strath.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
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