Probiotika können eine gesunde Darmflora fördern und damit auch positive Effekte auf das Gehirn entfalten. So scheint ein spezielles Probiotikum über seine Auswirkungen auf das Darmmikrobiom einem Abbau der kognitiven Funktionen entgegenzuwirken, was letztlich auch vor Demenzerkrankungen schützen könnte.
Ein Forschungsteam um Mashael Aljumaah von der University of North Carolina at Chapel Hill und der North Carolina State University hat die Auswirkungen des Probiotikums Lactobacillus rhamnosus GG (LGG) auf die Darmflora und die kognitiven Funktionen untersucht. Die vielversprechenden Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung (NUTRITION 2023) der American Society for Nutrition vorgestellt.
Die Darm-Hirn-Achse
Wie weitreichend die Auswirkungen der Darmflora auf unsere Gesundheit sind, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien gezeigt, wobei auch der Zusammenhang mit der Gesundheit des Gehirns zuletzt stärker in den Fokus gerückt ist.
Zum Beispiel ist heute bekannt, dass die Darmbakterien über die Darm-Hirn-Achse Depressionen beeinflussen. Auch haben Forschende bereits nachgewiesen, dass bestimmte Zusammensetzungen der Darmflora die Neurodegeneration fördern und dem Gehirn schaden können.
Wie wirkt Lactobacillus rhamnosus GG?
In der neuen Studie hat das Forschungsteam nun untersucht, ob eine Beeinflussung der Darmflora mittels Probiotika auch Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung hat. Die Fachleute testeten das Probiotikum Lactobacillus rhamnosus GG, da dieses in Untersuchungen an Tieren bereits positive Effekte gezeigt hatte.
An 169 Studienteilnehmenden im Alter zwischen 52 und 75 Jahren überprüften die Forschenden die Wirkung von LGG. Hierfür wurden die Teilnehmenden die in zwei Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob sie keine neurologischen Probleme oder eine leichte kognitive Beeinträchtigung hatten.
In jeder Gruppe erhielten die Teilnehmenden entweder das LGG-Probiotikum oder ein Placebo in einer doppelblinden, randomisierten klinischen Studie über drei Monate, berichtet das Team. Das Darmmikrobiom der Teilnehmenden wurde mittels genetischer Sequenzierungen der in Stuhlproben vorhandenen Bakterien analysiert.
Zusammenhang mit Prevotella-Bakterien
Die Forschenden stellten fest, dass die Bakterien der Gattung Prevotella bei Teilnehmenden mit leichter kognitiver Beeinträchtigung in einer höheren relativen Häufigkeit vorhanden waren als bei Teilnehmenden ohne kognitive Beeinträchtigung.
Bei den Teilnehmenden mit leichter kognitiver Beeinträchtigung, die die LGG-Probiotika erhielten, sei die relative Häufigkeit von Prevotella jedoch zurückgegangen, was mit einer Verbesserung der kognitiven Werte verbunden war, berichtet das Team.
Diese Ergebnisse deuten einerseits darauf hin, dass die Zusammensetzung des Darmmikrobioms als Frühindikator für eine leichte kognitive Beeinträchtigung dienen und damit Möglichkeiten für frühere Interventionen eröffnen könnte. Anderseits scheint eine Stärkung des Gehirns durch Beeinflussung der Darmflora möglich.
Neue Ansätze gegen kognitive Beeinträchtigungen
Eine Veränderung des Darmmikrobioms durch Probiotika könnte eine Strategie zur Verbesserung der kognitiven Leistung sein, insbesondere bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung, so Aljumaah.
Die Studie erweitere das Verständnis der mikrobiologischen Verbindung zwischen Gehirn und Darm und eröffne neue Wege zur Bekämpfung des altersbedingten kognitiven Verfalls. Entsprechende Interventionen in einem frühen Stadium der kognitiven Beeinträchtigung könnten das Fortschreiten zu schwereren Formen der Demenz verlangsamen oder gar verhindern, hoffen die Forschenden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Society for Nutrition: Could probiotics help slow age-related cognitive decline? (veröffentlicht 24.07.2023), eurekalert.org
- Dong-oh Seo, Nimansha Jain, Jason D. Ulrich, Jasmin Herz, Yuhao Li, et al. : ApoE isoform– and microbiota-dependent progression of neurodegeneration in a mouse model of tauopathy; in: Science (veröffentlicht 13.01.2023), science.org
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