Digitale Pille sammelt Daten im Magen des Patienten
24.08.2012
Noch vor nicht allzu langer Zeit gehörten digitale Pillen in Sciencefiction-Filme und hatten wenig mit der Realität zu tun. In den USA könnte sich das jetzt ändern. Ende Juli hat die amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassungen „Food and Drug Administration“ (FDA) der kalifornischen Herstellerfirma „Proteus Digital Health" die offizielle Zulassung für ein solches Medikament erteilt. „Helius“ soll Ende 2012 auch auf dem britischen Markt eingeführt werden. Dabei handelt es sich um eine sogenannte digitale Pille, in die ein Mikrochip integriert wurde. Kommt dieser im Körperinneren mit dem Magensaft in Berührung, wird der Chip aktiviert und zeichnet Daten wie Körpertemperatur, Herzfrequenz oder Informationen über eingenommene Substanzen und Medikamente auf. Anschließend werden diese über ein Smartphone an den behandelnden Arzt weitergegeben. Die Online-Ausgabe der britischen Tageszeitung „The Independend“ titelte ironisch „Die Chips, die gut für deine Gesundheit sind“.
Digitale Pille sendet Daten aus dem Körperinneren an behandelnden Arzt
Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, könnten sich über die digitale Pille freuen. Wird beispielsweise einmal die Einnahme der Medikamente vergessen, könnte der behandelnde Arzt den Patienten mit einer SMS daran erinnern. Wie das funktioniert, berichtet das Wissenschaftsmagazin „Nature".
Nimmt der Patient die digitale Pille mit integriertem Mikrochip ein, wird sie im Magen durch den Kontakt zum Magensaft aktiviert. Ab diesem Zeitpunkt werden Daten zur Herzfrequenz, Bewegung, Körpertemperatur aber auch zu eingenommenen Substanzen gesammelt. Der gerade einmal Sandkorn große Mikrochip überträgt die Information dann über ein außen auf die Haut aufgeklebtes Pflaster mit Batterie an ein Smartphone. Stimmt der Patient der Datenweitergabe zu, wird die Information direkt an den behandelnden Arzt gesendet, der dann auf Veränderungen oder Abweichungen umgehend reagieren kann.
„Die wichtigste und grundlegendste Sache, die wir überwachen können, ist die aktuelle physische Anwendung des Medikaments“, berichtet Andrew Thompson, Geschäftsführer von „Proteus Digital Health“ gegenüber „Nature“. „Wir haben das System an Hunderten von Patienten in vielen verschiedenen therapeutischen Bereichen getestet. Es ist bei Tuberkulose, im psychischen Bereich, bei Herzinsuffizienz, bei Bluthochdruck und Diabetes getestet worden.“
Digitale Pille ist nicht neu
Wie das Wissenschaftsmagazin weiter mitteilt, ist die Erfindung der digitalen Pille nicht neu. Demnach haben die kleinen einnehmbare Sensoren eine lange Geschichte. In den 1980er Jahren soll die NASA einnehmbare Thermometer entwickelt haben, um die Körpertemperatur von Astronauten messen zu können. Die Thermometer werden inzwischen auch von Athleten genutzt. Zudem wurden essbare Kameras in Pillenform entwickelt, um Bilder der Verdauungsorgane aufzuzeichnen.
„Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die sich damit beschäftigt haben, verschiedene Technologien in Pillen zu integrieren, um das Körperinnere zu erfassen“, erklärt Jonathan Cooper von der Universität Glasgow gegenüber „Nature“ und ergänzt, dass wenn man die Funktionalität eines Sensors einbindet, ein größerer Energiebedarf besteht und die Pillen deshalb größer werden. Diese sind dann jedoch schwerer zu schlucken. Bei Pillen mit kleinen Kameras besteht laut „Nature“ zudem das Problem, dass sie im Verdauungstrakt stecken bleiben könnten. Cooper und sein Team hätten beispielsweise zuvor versucht, eine Pille zu entwickeln, mit der winzige Spuren von Blut im Darm nachgewiesen werden können, um Darmkrebs zu erkennen. Letztlich hätten sie sich aber dafür entschieden, ihre vorhandene Technologie zur Überwachung von Stuhlproben einzusetzen. (ag)
Bild: Harald Wanetschka, Pixelio
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