Digitalisierung der Arbeitswelt belastet Familienleben und Gesundheit
Wie eine neue Studie zeigt, wirken sich die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die ständige Erreichbarkeit im Beruf negativ auf das Familienleben und die Gesundheit aus. Die Wissenschaftler empfehlen daher unter anderem eine „digitale Abstinenz von der Arbeit in freien Zeiten“.
Negativer Einfluss auf die Gesundheit
Aus einer Studie des Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen geht hervor, dass die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und ständige Erreichbarkeit im Beruf das Familienleben belasten und einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben. Für die Studie mit dem Titel „Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeit auf die Gesundheit von Beschäftigten“ waren über 8.000 deutsche Arbeitnehmer befragt worden.
Jeder vierte Arbeitnehmer fühlt sein Privatleben beeinträchtigt
Allerdings sehen viele vor allem Jüngere neue Techniken im Job auch positiv. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, fühlt jeder vierte Arbeitnehmer sein Privat- und Familienleben durch seine Arbeitsanforderungen beeinträchtigt. Bei Menschen, die nach eigenen Angaben unter Digitalisierung leiden, sind es demnach 39 Prozent. Wie Studienleiter Stephan Böhm erklärte, berge Digitalisierung auch Risiken wie Burnout oder Kopfschmerzen.
Digitalisierung ist kein Schreckgespenst
In der Studie, die im Auftrag der Krankenkasse Barmer GEK in Kooperation mit der Zeitung „Bild am Sonntag“ entstand, heißt es: „Zwischen der Anzahl der Krankentage und dem Grad der Digitalisierung von Unternehmen besteht nur ein geringer Zusammenhang“.
Laut Böhm sei Digitalisierung kein Schreckgespenst, könne aber etwa emotionale Erschöpfung deutlich steigern. Insbesondere wenn Digitalisierung, die Angst vor Jobverlust und eine schlechte Beziehung zum Chef zusammenkommen, sei der Druck auf die Betroffenen groß.
Technologie-Optimismus bei Jüngeren
Vor allem bei den Jüngeren gibt es laut der Studie einen Technologie-Optimismus. So sagen 59 Prozent der unter 30-Jährigen, dass die Technologie sie im persönlichen Leben produktiver macht; bei den über 60-Jährigen meinen das nur 46 Prozent. Andererseits sehen sich die Jungen stärker gezwungen, schneller zu arbeiten (21 Prozent) und klagen darüber, mehr Arbeit verrichten zu müssen als eigentlich möglich (16 Prozent).
Autoren geben Handlungsanweisungen
Die Studienautoren haben auch einige „Handlungsempfehlungen“ parat. So sollte man „Mitarbeitende für Chancen und Gefahren der Digitalisierung sensibilisieren und Selbst-Management-Fähigkeiten schulen“, etwa durch „digitale Abstinenz von der Arbeit in freien Zeiten“.
Zudem sollten „Führungskräfte in Bezug auf Anforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung“ geschult werden. Sinn machen kann es zudem, Arbeitszeitflexibilität zu schaffen und Home-Office-Möglichkeiten anzubieten. „Digitalisierung auch als große Chance und nicht nur als Bedrohung begreifen.“
Digitale Diät für Smartphonenutzer
Anlässlich der Präsentation der Studie mahnte auch die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), man müsse lernen, mit Smartphone und anderer Technik umzugehen – also auch die Geräte öfter einmal wegzulegen. Auch Wissenschaftler machen sich immer wieder für so eine digitale Diät für Handynutzer stark.
Der Ministerin zufolge müsse die Wirtschaft den Beschäftigten ermöglichen, ihre Arbeitszeit weniger starr einzuteilen: „Ich glaube, wir können mehr selbstbestimmte Arbeitszeit ermöglichen.“
Gesundheitliche Risiken durch digitale Arbeit eindämmen
Vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wurde gefordert, Risiken für die Gesundheit durch digitale Arbeit einzudämmen. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, es brauche einen politischen Gestaltungsrahmen, „der neue Freiheiten ermöglicht und gleichzeitig ausreichend Schutz für die Gesundheit bietet“. Und die SPD-Sozialpolitikerin Katja Mast meinte: „Es darf nicht dazu kommen, dass Freiräume und Erholungsmöglichkeiten in der Freizeit verloren gehen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.