Auch in Deutschland erleben HIV-Infizierte vielfach Diskriminierung
18.07.2014
HIV-Infizierte haben bis heute in Deutschland oftmals mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen. Betroffene berichten von Reaktionen wie: „Sie behandele ich nicht“ beim Hausarzt oder „Mit Dir kann ich nicht aus einem Glas trinken“ von Freunden, schreibt „Spiegel Online“. Insgesamt herrsche bei HIV große Unwissenheit, gemischt mit Angst und Vorurteilen. Für die Betroffenen kommt die HIV-Infektion damit vielfach einer Stigmatisierung gleich.
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) stellt ihr Konzept der „Wussten Sie eigentlich?“-Kampagne am 20. Juli auf der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne vor. Wobei die Konferenz jedoch von dem Absturz der Boeing 777 der Malaysia Airlines überschattet wird, an deren Bord sich viele Forscher und Aktivisten befanden, die an der Konferenz in Melbourne teilnehmen wollten, berichtet „Spiegel Online“. Maßgebliches Ziel der Deutschen AIDS-Hilfe ist neben der Prävention und einer angemessenen Versorgung der Betroffenen, unter anderem die Überwindung von Vorurteilen und Ängsten beim Umgang mit HIV-Infizierten.
Diskriminierung als Motor der HIV-Epidemie
DAH-Vorstandsmitglied Carsten Schatz erklärte, dass eine wirksame Prävention und Gesundheitsversorgung in vielen Ländern durch Ausgrenzung und Strafverfolgung unmöglich gemacht werden. Generell sei „Diskriminierung ein Motor der Epidemie und kostet viele Menschen Leben oder Gesundheit“, berichtet Schatz weiter. Auch in Deutschland erleben die HIV-Positiven bis heute Diskriminierungen, wobei oftmals Unwissenheit den Nährboden der Vorurteile bildet. Den Mitmenschen sei häufig nicht klar, dass eine Übertragung des Virus im Alltag äußerst unwahrscheinlich ist oder dass die modernen Therapien vielen Infizierten erlauben, ein weitgehend normales Leben zu führen und beispielsweise eine Familie zu gründen, berichtet „Spiegel Online“. DAH-Sprecher Holger Wicht betonte gegenüber dem Nachrichtenmagazin, dass dieses Wissen in der Gesellschaft immer noch nicht verlässlich verankert sei.
Aufklärung und solidarischer Umgang mit Betroffenen
Trotz der weiterhin bestehenden Diskriminierung von HIV-Infizierten hat sich Deutschland beim Umgang mit HIV nach Einschätzung der Sprechers der Deutschen AIDS-Hilfe „für einen guten Weg entschieden.“ Das Schutzverhalten in Deutschland sei „weitgehend stabil“ und „die Zahl der Neuinfektionen liegt im europäischen Vergleich auf einem niedrigen Niveau“, erläuterte Holger Wicht. Bei dem Testverhalten habe sich in den vergangenen Jahren eine leichte Verbesserung gezeigt. Es gibt Aufklärung und einen solidarischen Umgang mit Betroffenen, so Wicht weiter. Gänzlich beseitigen ließen sich die Vorurteile und irrationalen Ängste der Mitmenschen jedoch bis heute nicht. Kaum eine Krankheit sei mit einem solchen Stigma belegt, erläuterte der DAH-Sprecher weiter. Dem Fachmann zufolge ist dies vermutlich auf die Verbindung mit Sex zurückzuführen. Entsprechend dürfen sich die Infizierten oftmals extrem unangemessene Kommentare anhören. „Wohl nicht verhütet“, zählt hier noch zu den harmloseren Beispielen.
Nur wenige lassen sich testen
In dem Artikel von „Spiegel Online“ schildert der 29-jährige, HIV-infizierte Berliner Steven seine persönlichen Erfahrungen zu dem Umgang mit dem Thema AIDS in der Schwulenszene und den Reaktionen der Mitmenschen nach Bekanntwerden seiner Erkrankung. Hieraus lässt sich schließen, dass die Prävention in vielen Fällen zu kurz kommt. Nur wenige würden sich testen lassen, auch weil sie Angst vor dem Ergebnis haben. Verdrängung und Gleichgültigkeit seien hier an der Tagesordnung, berichtet der 29-Jährige. Nachdem er mit 17-Jahren die Diagnose erhielt, ist für den Berliner nach eigenen Angaben zunächst eine Welt zusammengebrochen. Doch über die Jahre hat Steven gelernt mit seiner HIV-Infektion zu leben. Heute ist er normal berufstätig und dank der Therapie geht es ihm gut. Mit seinen Eltern, Freunden und Kollegen hat Steven über seiner Erkrankung offen gesprochen. Nur seine Großeltern wissen laut Aussage des 29-Jährigen bislang nicht Bescheid, da er Sorge hat sie zu überfordern. Seit Patrick Lindner mit einem Mann liiert sei, hätten sie keine Patrick-Lindner-Shows mehr im Fernsehen geguckt und „es wäre wohl alles ein bisschen zu viel für sie“, zitiert „Spiegel Online“ die Aussage des Berliners. (fp)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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