Zahl der Erstansteckungen in vielen Ost-Ländern verdoppelt
Viele osteuropäische Länder haben nach wie vor ein großes Problem mit HIV. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor. Demnach habe sich z.B. in Bulgarien und Ungarn die Zahl der Erstansteckungen im Laufe des vergangenen Jahrzehnts verdoppelt. In westlichen Ländern der EU wie Österreich, Frankreich oder Portugal sei die Anzahl der Fälle hingegen um mehr als 25 Prozent gesunken.
Mehr als 142.000 Neuansteckungen
Immer mehr Menschen in der Europäischen Region stecken sich mit dem gefährlichen Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) an. Dies zeigen aktuelle Daten, die nun vom ECDC und dem Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wurden. Demnach seien in der Europäischen Region 2014 insgesamt 142.197 Neudiagnosen gemeldet worden – die höchste Zahl neuer HIV-Fälle seit Beginn der Berichterstattung in den 1980er Jahren, so die Mitteilung des Regionalbüros. http://www.euro.who.int/de/media-centre/sections/press-releases/2015/11/highest-number-of-new-hiv-cases-in-europe-ever Der WHO zufolge waren die Meldungen aus 50 der 53 Länder der europäischen WHO-Region berücksichtigt worden, für Bosnien und Herzegowina, Turkmenistan und Usbekistan lagen hingegen keine Informationen vor.
„Trotz aller Anstrengungen zur Bekämpfung von HIV sind in der Europäischen Region in diesem Jahr über 142 000 HIV-Neuinfektionen zu verzeichnen – eine Rekordzahl, die uns große Sorgen macht”, so Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, laut der Mitteilung des Regionalbüros der WHO. Dies beträfe vor allem die östlichen Länder inklusive Russland und Kasachstan, in denen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen sei. Demnach habe es in Russland insgesamt 85.252 neue Infektionen gegeben (2013: 79.728), wobei hier lediglich die Diagnosen registriert würden und die Dunkelziffer dementsprechend höher sein könnte.
Deutschland verzeichnet 3.525 neue HIV-Diagnosen
Wichtig sei laut dem ECDC vor allem der Trend der vergangenen Jahre. Denn während sich in einigen Ländern wie z.B. Bulgarien, Ungarn oder Tschechien die Zahl der Erstansteckungen in diesem Zeitraum verdoppelt habe, sei der Anteil in anderen Ländern wiederum um mehr als 25 Prozent zurückgegangen. Hierzu zählen beispielsweise Österreich, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien. In Deutschland wurden 2014 dem ECDC-Bericht zufolge 3.525 HIV-Diagnosen gestellt – ein Anstieg um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht im Jahr 2014 hierzulande hingegen „nur“ von 3.200 Fällen aus, womit die Zahl der HIV-Neuinfektionen gegenüber 2013 unverändert bleibe, so das RKI.
Homosexuelle Kontakte sind in den EU-Staaten der häufigste Übertragungsweg
Die Ursache für die hohe Anzahl an Neuansteckungen seien in östlichen Ländern der Region wie Estland oder Rumänien vor allem heterosexuelle Kontakt sowie die Übertragung durch Drogeninjektion. In den Staaten der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) wie z.B. Deutschland, Ungarn oder Kroatien stelle hingegen Geschlechtsverkehr zwischen Männern den häufigsten Übertragungsweg für das Virus dar. „Die Zahl der HIV-Diagnosen unter Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten ist in besorgniserregendem Maße gestiegen – von 30% im Jahr 2005 auf 42% im Jahr 2014, und alle bis auf sechs Länder der EU und des EWR verzeichnen eine Zunahme”, ergänzt die Geschäftsführende Direktorin des ECDC, Andrea Ammon.
Ein deutlicher Rückgang bei den HIV-Diagnosen konnte hingegen während der letzten zehn Jahre bei Migranten in der Europäischen Region verzeichnet werden. Zudem gäbe es Hinweise darauf, dass sich ein erheblicher Anteil der Betroffenen erst nach der Ankunft in Europa anstecke, so die Mitteilung des Regionalbüros weiter. Dementsprechend sollte diese Gruppe auf Anraten der WHO keinesfalls vernachlässigt werden, sondern müsse eine vorrangige Zielgruppe bleiben, deren Versorgung nicht durch Konflikte und Katastrophen beeinträchtigt werden dürfe.
„Wir fordern alle Länder in Europa auf, HIV-Tests, Präventions- und Behandlungsangebote für alle Flüchtlinge und Migranten bereitzustellen, unabhängig von ihrem rechtlichen Status. Das ist auch der sicherste Weg, die eigene Bevölkerung vor einer HIV-Infektion zu schützen“, so Zsuzsanna Jakab.
Weltweit leben 36,9 Millionen Menschen mit HIV
Weltweit beträgt die Zahl der HIV-Neuinfektionen für das Jahr 2014 nach Angaben der Aids-Organisation der Vereinten Nationen „UNAIDS“ zwei Millionen. Dies bedeutet einen Rückgang um mehr als ein Drittel in den letztem 15 Jahren, auch die Zahl der Todesfälle sei demnach von zwei Millionen im Jahr 2004 auf derzeit 1,2 Millionen jährlich gesunken. Insgesamt leben laut UNAIDS weltweit 36,9 Millionen Menschen mit HIV, davon sind 2,6 Millionen Kinder unter 15 Jahren. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.