Infektionen nehmen massiv zu – Warnung vor der Ausbreitung des Hantavirus
Deutschlandweit ist in diesem Jahr ein deutlicher Anstieg der Hantavirus-Infektionen zu verzeichnen, wobei insbesondere die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern betroffen sind. In Baden-Württemberg zählten die Behörden seit Jahresbeginn bereits 689 Infektionen mit dem gefährlichen Erreger, berichtet die DAK-Gesundheit und mahnt zu verstärkter Hygiene.
In Bayern und Baden-Württemberg haben sich die Infektionen mit dem Hantavirus gegenüber dem Vorjahr rund verzehnfacht. Deutschlandweit sind die Infektionszahlen von 282 im Jahr 2016 auf 1.428 bisher gemeldete Infektionen im Jahr gestiegen, berichtet die DAK Gesundheit unter Berufung auf die Zahlen des Robert Koch-Institutes (RKI). Lediglich aus dem Saarland und aus Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2017 noch keine Hantavirus-Infektionen gemeldet.
Baden-Württemberg und Bayern besonders stark betroffen
Während in den meisten Bundesländern ein Anstieg der Infektionen um wenige Fallzahlen erfolgte, sind in Baden-Württemberg dieses Jahr bereits über 600 Infektionen mehr zu verzeichnen als noch im Jahr 2017. Insgesamt „stammt fast jede zweite in Deutschland registrierte Infektion aus dem Südwesten“, berichtet die DAK. Des weiteren ist Bayern stark betroffen, wo die Fallzahlen von 28 im Jahr 2016 auf derzeit bereits 301 gemeldete Fälle gestiegen sind.
Übertragung per Mäusekot
Übertragen wird das Hantavirus durch Ausscheidungen von infizierten Tieren, wobei in Mitteleuropa hauptsächlich die Rötelmaus, die Brandmaus und die Wanderratte als Überträger der Erreger gelten, berichtet die DAK. Über den Kontakt mit Mäusekot werden die Viren vom Menschen aufgenommen. Daher gelte es, den Kontakt zu Tierausscheidungen zu vermeiden und keine Lebensmittel oder Geschirr außerhalb des Hauses aufzubewahren, mahnt Siegfried Euerle, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Baden-Württemberg. Zudem bestehe auch bei der Gartenarbeit und beim Fegen von Gartenhäusern die Gefahr, die Erreger mit dem Staub einzuatmen.
Prävention besonders wichtig
„Da es derzeit weder eine spezifische Therapie zur Behandlung des Virus noch eine Impfung in Deutschland gibt, bieten Präventionsmaßnahmen die einzige Möglichkeit, um sich zu schützen“, betont Siegfried Euerle. Hierfür sollte den Tieren natürlich auch der Zugang zu Wohnräumen unmöglich gemacht werden, so Euerle weiter. Wenn die Nager bereits im Haus sind, bleibe womöglich nur eine gezielte Bekämpfung mit Fallen.
Komplikationen bei zehn Prozent der Infizierten
Eine Hantavirus-Infektion „verläuft ähnlich wie eine Grippe mit drei bis vier Tagen Fieber sowie mit Kopf- Bauch- und Rückenschmerzen“, berichtet die DAK. Gefährlich seien die Erreger, weil sie auch die Nieren angreifen. „Sogar das Versagen der Nieren ist möglich“, betont Siegfried Euerle. Nach Schätzungen von Experten sei davon ausgehen, dass entsprechende Komplikationen bei rund zehn Prozent der Infizierten vorkommen.
Auch Staub ein Risiko
„Die Viren werden von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können darin mehrere Tage, auch in getrocknetem Zustand, infektiös bleiben“, so der Hinweis des RKI. Die Übertragung auf den Menschen erfolge durch die Inhalation virushaltiger Aerosole (z.B. aufgewirbelter Staub), durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminierten Materialien (z.B. Staub, Böden) oder durch Bisse. Auch sei eine Übertragung durch Lebensmittel möglich, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert wurden.
Als Warnhinweise für eine Hantavirus-Infektion nennt das RKI folgende Symptome:
- akuten Krankheitsbeginn mit Fieber > 38,5 °C
- Rückenschmerzen und/oder Kopfschmerzen und/oder Abdominalschmerz
- Proteinurie und/oder Hämaturie
- Serumkreatinin-Erhöhung
- Thrombozytopenie
- Oligurie beziehungsweise nachfolgend Polyurie
Zeigen sich mehrere der entsprechenden Symptome, sollte laut Angaben des RKI dringend serologisch abgeklärt werden, ob eine Hantavivurs-Infektion vorliegt.
Erstmals wurde das Hantavirus im Jahr 1977 isoliert und als Ursache einer Infektionskrankheit identifiziert, an der Anfang der 1950er Jahre mehr als 3.000 Soldaten im Koreakrieg erkrankt waren. Die Betroffenen entwickelten ein schweres hämorrhagisches Fieber, welches bei den in Deutschland verbreiteten Virustypen jedoch nur selten auftritt. Der Name der Viren leitet sich von dem koreanischen Fluss Hantangan ab. (fp)
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