Pilze in Teilen Deutschlands nach wie vor radioaktiv belastet
Viele Bundesbürger zieht es derzeit auf Wiesen und in Wälder, um dort schmackhafte Pilze zu sammeln. Doch hier ist Vorsicht geboten: Manche Pilzarten sind auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl noch immer stark radioaktiv verseucht.
Radioaktiv verseucht
Deutschlands Wälder könnten dieses Jahr aufgrund der Witterung ein regelrechtes Paradies für Pilzsammler werden. Viele Bundesbürger lieben es, durch Wiesen und Wälder zu streifen und leckere Pilze mit nach Hause zu bringen. Doch hier ist Vorsicht angesagt. Zum einen bestehen durch Verwechslungen Vergiftungsgefahren und zum anderen sind viele Pilze in manchen Regionen stark belastet – unter anderem auch radioaktiv.
Wildpilze in Deutschland oft stark belastet
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) berichtete im vergangenen Jahr, dass viele Wildpilze in Deutschland oft stark mit Quecksilber belastet sind.
Zudem wies das BVL damals darauf hin, dass Pilze, die in Süddeutschland wachsen, „je nach Region und Bodenart noch radioaktiv belastet sein“ können.
Das dem immer noch so ist, berichtet nun auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Wie das Amt in einer Mitteilung schreibt, belegen Messergebnisse, die das BfS veröffentlicht hat, dass einige Wildpilzarten in Teilen Bayerns auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl stark mit radioaktivem Cäsium-137 belastet sind.
Bericht wird jedes Jahr aktualisiert
Mit Hilfe des jährlich aktualisierten Berichts können sich Pilzsammler über die Belastung mit Cäsium-137 informieren.
Die zusätzliche Strahlenbelastung durch Wildpilze ist demnach vergleichsweise gering, sofern sie in üblichen Mengen verzehrt werden. Für Wildpilze, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, gilt ein Grenzwert.
Betroffen sind unter anderem die Pilzarten Braunscheibige und Orangefalbe Schnecklinge, Gemeine Erdritterlinge, Semmelstoppelpilze, Rotbraune Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge und Braune Scheidenstreiflinge, die noch bis zu einige 1.000 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro Kilogramm aufweisen können.
Deutschlandweit sind die höchsten Radiocäsiumgehalte in Wildpilzen in den außergewöhnlich hoch kontaminierten kleineren Gebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt und in der Region Mittenwald zu erwarten.
In anderen Regionen, wie etwa dem Norden Deutschlands, hatte sich nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 deutlich weniger Cäsium-137 abgelagert. Dort sind die Werte entsprechend niedriger.
Keine Gesundheitsgefahr bei Verzehr üblicher Mengen
Eine einzige Mahlzeit mit höher belasteten Wildpilzen kann mehr Cäsium-137 enthalten als Verbraucher mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion in einem ganzen Jahr zu sich nehmen.
Sofern man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, muss man aber nicht mit negativen gesundheitlichen Folgen wegen des Radioaktivitätsgehalts rechnen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät jedoch auch aus anderen Gründen, den Verzehr von Wildpilzen auf 250 Gramm pro Woche zu beschränken, denn sie können giftige Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium anreichern.
Grenzwert schützt vor Gesundheitsgefahren
Wildpilze, die den Grenzwert für Radiocäsium in Höhe von 600 Becquerel pro Kilogramm überschreiten, dürfen in Deutschland nicht in den Handel gebracht werden. Dieser Grenzwert wurde nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl eingeführt.
Seine Einhaltung wird von der amtlichen Lebensmittelüberwachung stichprobenartig kontrolliert. Das BfS geht davon aus, dass die Belastung in allen Speisepilzarten langsam weiter zurückgehen wird.
Allerdings schwankt der Radiocäsiumgehalt einer Pilzart von Standort zu Standort sehr stark: Selbst innerhalb kleiner Waldgebiete sind die Unterschiede in der Regel wesentlich größer als der mittlere Rückgang von Jahr zu Jahr. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.