Sodbrennen sollte aufgrund drohender Gesundheitsrisiken dringend ärztlich überprüft werden
17.02.2014
Sodbrennen ist ein weit verbreitetes Beschwerdebild, das bei wiederholtem beziehungsweise regelmäßigem Auftreten dringend ärztlich überprüft werden sollte. Denn einerseits kann das Sodbrennen beziehungsweise das Aufstoßen von Magensäure die Speiseröhre schädigen und entsprechende Folgeerkrankungen verursachen, anderseits ist das Sodbrennen unter Umständen selbst Hinweis auf eine bereits bestehende Erkrankung.
Jeder zweite Erwachsene in Deutschland leidet laut Angaben des Roten Kreuz Krankenhauses (RKH) Kassel an entsprechenden Beschwerden und „6,4 Millionen Deutsche nehmen jährlich rezeptfreie Mittel gegen Sodbrennen zu sich.“ Professor Dr. med. Christian Löser, Chefarzt der Medizinischen Klinik des RKH erläuterte, dass nicht nur das Sodbrennen beziehungsweise der sogenannte Reflux einer Behandlung bedürfen, sondern „es vielmehr die Folgeerkrankungen sind, die das Sodbrennen so gefährlich machen.“ Hinzu komme, „dass das Sodbrennen auch eine Folge einer bereits bestehenden Erkrankung sein kann.“ Zwar sei gelegentlich auftretendes Sodbrennen normalerweise kein Grund zur Sorge, doch bei vermehrtem Reflux sollte unbedingt ein Arzt hinzugezogen werden.
Speiseröhrenkrebs als drohende Folgeerkrankung
Sodbrennen beziehungsweise Reflux äußert sich durch ein schmerzhaftes Brennen in der Speiseröhre.Tritt dies „mehrmals wöchentlich auf, verätzt der saure Magensaft auf Dauer die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre, was zu starken Entzündungen und sogar zu Speiseröhrenkrebs führen kann“, berichtet das RKH, an dem seit 2012 im Zentrum für Viszeralmedizin unter anderem sämtliche durch Sodbrennen verursachten Erkrankungen behandelt werden. Unter Berufung auf die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) teilte das Klinikum mit, dass sich in den letzten 20 Jahren die Anzahl der Speiseröhrenkrebs-Erkrankten verdoppelt habe. Hiervon seien zumindest einige Fälle auf Folgewirkungen von Sodbrennen zurückführen. Daher sei es „wichtig, dass dieser Erkrankung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird“, betonte Professor Löser. Die Patienten müssten sensibilisiert werden und bedürfen einer fachgerecht medizinischen Versorgung, so der Mediziner weiter. Viel zu häufig werde Sodbrennen von den Betroffenen einfach hingenommen, obwohl oftmals eine ernsthafte Krankheit dahinter stecke. Gemeinsam mit Professor Dr. med. Rudolf Hesterberg, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralmedizin am RKH, leitet Prof. Löser das erste Zentrum für Viszeralmedizin in Nordhessen. „Unser Zentrum nimmt sich diesem Gesundheitsproblem an“, erläuterte Löser.
Selbsttherapie wenig sinnvoll und mitunter gefährlich
Hervorgerufen wird das Sodbrennen durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, was zum Beispiel durch Beeinträchtigungen des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre oder auch durch erheblichen Magendruck hervorgerufen werden kann. Neben einem schmerzhaften Brennen im Rachen und Halsbereich (siehe Rachenschmerzen und Halsschmerzen) verursacht das Aufstoßen der Magensäure oftmals einen unangenehmen Mundgeruch. Gegebenenfalls werden auch Zähne und Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen. Auf Dauer bildet sich aufgrund des wiederholten Kontaktes mit Magensaft eine Speiseröhrenentzündung, die ihrerseits mit unterschiedlichen weiteren Beschwerden einhergehen kann. Neben der Entzündung drohen Verengungen der Speiseröhre, Geschwürbildungen und schlimmstenfalls Erkrankungen an Speiseröhrenkrebs. Daher sollte bei regelmäßigem Sodbrennen unbedingt ein Facharzt aufgesucht werden, erläuterte Prof. Löser. Denn in diesem Fall sei „zu erwarten, dass das Sodbrennen entweder bereits schlimmere Störungen hervorgerufen hat, oder die Ursache hierfür eine bestehende Krankheit ist, von der der Patient nichts weiß.“ Von einer Selbsttherapie durch rezeptfreie Mittel ohne genaue Kenntnis der bestehenden Situation rät der Experte dringend ab. Diese sei „wenig sinnvoll und sogar gefährlich“, betonte Löser.
Speiseröhren- und Magenspiegelung geben Klarheit über die Ursache
Im Fall von Sodbrennen wird beim Arzt in der Regel eine sogenannte die endoskopische Spiegelung von Speiseröhre und Magen vorgenommen, die mit einer kurzwirksamen Beruhigungsspritze völlig symptom- und beschwerdefrei für den Patienten durchgeführt werden kann, erklärte Professor Löser. Erst wenn der Arzt die individuell vorliegende Krankheitssituation des Patienten genau kenne, könne ein individuell auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnittenes Therapiekonzept entwickelt werden. Zur Linderung des Sodbrennen als Refluxsymptom gebe es heute exzellente und hochwirksame Therapiemöglichkeiten. Darüber hinaus können die Patienten auch durch Umstellungen im Alltag dazu beitragen, ihre Refluxsymptome deutlich zu lindern, berichtet das RKH in seiner aktuellen Pressemitteilung. Beispielsweise sei hier ein Verzicht auf Nikotin und Alkohol, eine Abbau möglicherweise bestehenden Übergewichts und das Einnehmen vieler kleiner (eher eiweißreicher) Mahlzeiten über den Tag verteilt zu empfehlen. Voluminöse Abendmahlzeiten sollten laut Mitteilung des Klinikums gemieden werden. Des Weiteren bestehe ein Zusammenhang zwischen Lebensstil-Faktoren wie Stress, wenig Bewegung, erhöhtem Alkoholkonsum oder ungesunder Ernährung und dem Auftreten des Sodbrennens. Nicht selten tritt Sodbrennen mit saurem Aufstoßen auch im Verlauf einer Schwangerschaft auf.
Tipps zum Vermeiden des Sodbrennens
In seiner Pressemitteilung stellt das RKH auch einige Tipps zur Vermeidung des Sodbrennens zusammen. Demnach sollten Kaffee und Alkohol nur in Maßen konsumiert werden, Rauchen ist generell zu unterlassen, Übergewicht abzubauen und Stress zu vermeiden beziehungsweise durch geeignete Entspannungsmethoden (beispielsweise Autogenes Trainingoder Yoga) zu reduzieren. Betroffene sollten „nicht zu salzig oder zu scharf essen, süße, säure- und fettreiche Nahrungsmittel meiden“ und „eher viele kleinere Mahlzeiten bevorzugen“, berichtet das RKH. Von voluminösen Spätmahlzeiten rät das Klinikum ab. „Viel Bewegung und körperliche Aktivität“ könne sich indes positiv auswirken und gegebenenfalls seien die Möglichkeiten einer medikamentösen Begleittherapie zu überprüfen. (fp)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.