Zu viel Sport kann zur Sucht mit körperlichen Entzugserscheinungen werden
31.03.2014
Sport wird in Bezug auf die Gesundheit meist eine grundsätzlich positive Wirkung unterstellt, doch können die sportlichen Aktivitäten auch zu einer Art Sucht werden, berichten Experten der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Phasen, in den das gewohnte Sportprogramm nicht ausgeführt werden kann, rufen bei den Betroffenen Entzugserscheinungen hervor, die auch körperliche Beschwerden umfassen.
Ausreichend körperliche Bewegung hat nachweislich eine präventive Wirkung bei Adipositas, Herzkreislaufbeschwerden, Arterienverkalkung und zahlreichen weiteren Krankheiten, nicht zuletzt weil die sportlichen Aktivitäten auch das Immunsystem stärken. Allerdings kann sich bei einem ausgeprägten Fitnessprogramm eine Sportsucht entwickeln, die zu Beschwerden führt, sobald das Training entfällt. Mögliche Warnsignale seien „Entzugserscheinungen wie bei einer Alkoholsucht: also zum Beispiel Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Nervosität, wenn Sie keinen Sport machen“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ den DGPPN-Experten und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Bonn, Professor Wolfgang Maier.
Entzugserscheinungen sobald Trainingseinheiten entfallen
Der Fachmann kommt zu der Einschätzung, dass Sportsucht ein deutlich verbreiteteres Phänomen ist, als vielfach angenommen. Wer mit Entzugserscheinungen zu kämpfen hat, wenn die Trainingseinheiten ausfallen, sollte laut Aussage von Prof. Maier ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. „Es gibt Sportmediziner und Sporttherapeuten, das kann aber auch ein Hausarzt sein“, so Prof. Maier gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Im Rahmen der Therapie werde unter anderem nach körperlichen Betätigungen gesucht, die kein Suchtverhalten provozieren und dennoch persönliche Zufriedenheit vermitteln. Hierbei helfe zum Beispiel ein strikt vorgeschriebener Trainingsplan, den typischerweise würden Sportsüchtige auch immer mehr und immer härtere Trainingseinheiten absolvieren. „Der Körper verlangt immer mehr und immer häufiger nach sportlicher Aktivität, so dass sich die Dosis über eine gewisse Zeit erhöht“, erläuterte Maier und ergänzte: „Einige stehen mitten in der Nacht auf, um zu trainieren.“
Folgen der Sportsucht
Infolge ihrer Sucht leiden viele Betroffene laut Aussage des Experten unter Schlafmangel und Muskelbeschwerden. Zudem würden sie sich zunehmend isolieren, um mehr trainieren zu können. Das Fitnessprogramm bilde ihren zentralen Lebensinhalt. Sollten Betroffene Hinweise auf eine Sportsucht bei sich erkennen, empfiehlt Professor Maier zunächst die Trainingseinheiten versuchsweise bewusst zu reduzieren. Ergänzend sei es „wichtig, eine andere Form des Wohlgefühls zu finden“, da die sogenannte „Exercise Addiction“ – wie auch andere Süchte – über das Belohnungssystem funktioniere. (fp)
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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