Diabetiker: Gute Werte bei Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten senkt Herzinfarkt-Risiko
Diabetes hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf den Stoffwechsel, sondern kann auch zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. So haben Diabetiker unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen sowie einen frühzeitigen Tod. In einer Studie hat sich nun gezeigt, wie dieses Risiko gesenkt werden kann.
Folgeerkrankungen von Diabetes
Gesundheitsexperten zufolge leben in Deutschland rund sieben Millionen Menschen mit Diabetes. Die Erkrankung kann zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Häufig bedingt die sogenannte Zuckerkrankheit im Laufe der Zeit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems. Zudem ist das Risiko für einen frühen Tod bei Diabetikern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höher. Wenn Diabetes-Patienten jedoch Blutdruck-, Blutfett-, Blutzucker- und Nierenwerte im Zielbereich halten und auf das Rauchen verzichten, liegt ihre Lebenserwartung auf nahezu demselben Niveau wie bei Menschen ohne Diabetes. Zudem ist das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall dann ähnlich. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie.
Erhöhtes Sterberisiko
Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes. Das hat dramatische Folgen: Einer Studie eines internationalen Forscherteams zufolge wird die Lebenserwartung durch die Krankheit um neun Jahre verkürzt.
Hierzulande wird etwa jeder fünfte Todesfall mit Diabetes assoziiert.
Diabetes Typ 2 kann auch zu vielen Begleit- und Folgeerkrankungen führen und in Folge das Sterberisiko erhöhen. So erleiden Betroffene beispielsweise etwa bis zu vier Mal häufiger Herzkreislauferkrankungen.
„Diabetes Typ 2 bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass man einen frühen Tod stirbt und mit etlichen Folgeerkrankungen zu kämpfen hat“, betont der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, in einer Mitteilung.
Werte im Zielbereich halten
Eine Kohortenstudie aus Daten des Diabetesregisters in Schweden hat nun gezeigt, dass Diabetes-Patienten, die Blutdruck-, Blutfett-, Blutzucker- und Nierenwerte im Zielbereich halten und auf das Rauchen verzichten, eine Lebenserwartung haben, die auf nahezu demselben Niveau wie bei Menschen ohne Diabetes liegt.
Auch das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist dann demnach ähnlich.
„Diese repräsentative Studie aus Schweden zeigt sehr deutlich, dass man mit einer chronischen Erkrankung gut und lange leben kann, wenn man sie im Griff hat und sich ihren Anforderungen stellt“, so Müller-Wieland.
Hier sollten Ärzte und Patienten die Therapieziele streng verfolgen. Doch auch die Rahmenbedingungen, wie ein gesundes Lebensumfeld, sollten persönlich wie auch gesellschaftlich geschaffen werden.
Fokus auf die fünf klassischen Risikofaktoren
Ziel der im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie war es, einen Weg zu finden, das erhöhte Risiko für Menschen mit Diabetes Typ 2 für Herzkreislauferkrankungen und frühen Tod zu reduzieren oder gar zu beseitigen.
Hierzu werteten die Autoren die Daten von 271.174 Menschen mit Typ-2-Diabetes aus dem Schwedischen Nationalen Diabetes Register über mehr als fünf Jahre aus und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe von 1.355.870 Patienten ohne Diabetes.
In ihrer Untersuchung fokussierten sie die fünf klassischen Risikofaktoren, die bei Typ-2-Diabetes bekanntermaßen zu kardiovaskulären Risiken und einem frühzeitigen Tod führen: erhöhte Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte sowie schlechte Nierenwerte und Rauchen.
Die Forscher kamen zu der Erkenntnis, dass Menschen mit Diabetes Typ 2, die alle Werte im Zielbereich hielten, ein nahezu identisches Sterberisiko und ein etwa gleiches kardiovaskuläres Risiko aufwiesen wie die Kontrollgruppe.
Gesunder Lebensstil ist für die Behandlung ausschlaggebend
„Mit jedem weiteren von den fünf untersuchten Werten, der sich im Zielbereich befand, reduzierte sich das Risiko für schweren Folgeerkrankungen und frühzeitigen Tod“, erläutert Müller-Wieland.
„Interessant ist, dass ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel der höchste Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt war“, kommentiert Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Past-Präsident und Presse-Sprecher der DDG.
„Diese Studie zeigt einmal mehr, dass ein gesunder Lebensstil ausschlaggebend für die erfolgreiche Behandlung des Typ-2-Diabetes ist“, so Frau Professor Dr. med. Monika Kellerer, Vize-Präsidentin der DDG.
Um bei Patienten die fünf Werte konstant im Zielbereich zu halten, sind nicht nur Schulungen und die Bereitschaft der Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen wichtig. Untersuchungen offenbaren, dass der Appell an den Einzelnen nicht ausreicht.
„Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken, dass es diesen Betroffenen durch ein insgesamt gesünderes Umfeld erleichtert, ihre Therapieziele zu verwirklichen“, so Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG.
„Darüber hinaus muss unbedingt durch bevölkerungsweite Maßnahmen verhindert werden, dass immer mehr Menschen an Diabetes Typ 2 erkranken“, fordert die Expertin.
Gesundheitsfördernde Steueranpassungen
Die DDG hält hier gesundheitsfördernde Steueranpassungen wie die „Gesunde Mehrwertsteuer“ und die „Zuckersteuer“ für die effektivsten Maßnahmen.
In manchen Ländern gibt es bereits eine Zuckersteuer. Die Mehrheit der Deutschen lehnt diese jedoch ab, wie eine Umfrage zeigte.
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat sich gegen eine Fett- und Zuckersteuer ausgesprochen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hingegen hat Sondersteuern auf zuckerhaltige Getränke gefordert, um unter anderem Übergewicht zu bekämpfen. Nach Expertenangaben sind solche Softdrinks oft Ursache für Adipositas.
Die DDG spricht sich auch für ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, aus. Zudem sollten verbindliche Standards für die Verpflegung in Kitas und Schulen sowie eine tägliche verpflichtende Stunde Schulspot/-Bewegung etabliert werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.