Raucher haben ein erhöhtes Risiko für den Verlust des Y-Chromosoms
05.12.2014
Ältere Raucher haben ungewöhnlich oft kein Y-Chromosom mehr. Das ergab eine schwedische Studie. Dabei spielt die Dosis eine wesentliche Rolle: Je mehr geraucht wurde, desto wahrscheinlicher der Verlust des Y-Chromosoms. Das Fehlen des „Männlichkeits-Chromosom“ wird mit bestimmen Erkrankungen wie Krebs in Verbindung gebracht.
Verlust des Y-Chromosoms erhöht das Krebsrisiko
Während Frauen mit zwei X-Chromosomen ausgestattet sind, macht den Mann ein Y-Chromosom zusätzlich zu einem X-Chromosom zum Mann. Geschlechtsspezifische Unterschiede werden deshalb gern dem Y-Chromosom zugeschoben. Dass ist zwar aus wissenschaftlicher Sicht nicht ganz korrekt, jedoch ist bewiesen, dass das Y-Chromosom bei der Festlegung des Geschlechts wichtig ist. Welche Gene dieses Chromosom für das alltägliche Überleben des Mannes eine wesentliche Rolle spielen, ist jedoch noch unklar. Untersuchen legen den Verdacht nahe, dass der Verlust des Y-Chromosoms, was mit zunehmendem Alter nicht selten der Fall ist, mit der Entstehung verschiedener Erkrankungen in Verbindung steht. So belegten Forscher um Lars A. Forsberg von der Universität Uppsala im April dieses Jahres, dass der Verlust des Y-Chromosoms in den Blutzellen das Risiko an Krebs zu erkranken sowie die Sterblichkeit im Allgemeinen erhöht.
„Männer, die das Y-Chromosom in einem großen Anteil ihrer Blutkörperchen verloren hatten, wiesen eine geringere Überlebensrate unabhängig von der Todesursache auf. Wir konnten zudem eine Korrelation zwischen dem Verlust des Y-Chromosoms und dem Risiko der Krebssterblichkeit erkennen", erklärte Forsberg, der die Studie leitete, gegenüber „ScienceDaily“.
Rauchen führt zum Abbau des Y-Chromosoms in den Blutzellen
Die selben Forscher stellten sich dann die Frage, was den Abbau des Chromosoms begünstigt. Dafür durchforsteten sie drei verschiedene Männerkohorten mit mehr als 6.000 Männern und analysierten, ob es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangeln und Alkoholkonsum sowie klinischen Parametern wie Blutdruck, Diabetes, Body-Mass-Index und Cholesterin und dem Verlust des Chromosoms gibt. Dabei stellte sich heraus, dass lediglich beim Rauchen – abgesehen vom Alter – eine deutliche Korrelation besteht.
Den Forschern zufolge war das Risiko eines zellulären Chromosomenverlusts bei den Rauchern zweieinhalb bis viereinhalb Mal höher als bei den Nichtrauchern. Starke Raucher waren zudem auch stärker vom Abbau des Y-Chromosoms betroffen, so dass eine Dosisabhängig zu bestehen scheint.
Möglicherweise schwächt der Verlust des Y-Chromosoms die Immunzellen
Inwieweit der Verlust des Chromosoms tatsächlich die Entstehung von Krebs begünstigt, bleibt aber weiterhin unklar. Wie die Forscher schreiben, wäre es möglich, dass betroffene Immunzellen im Blut nicht mehr so effektiv auf Krebszellen reagieren können. Das könnte wiederum zum Teil erklären, warum Männer im Vergleich zu Frauen eine kürzere Lebenserwartung haben und warum Nikotinkonsum für Männer gefährlicher ist.
„Die Feststellung, dass Rauchen den Verlust des Y-Chromosoms herbeiführt, bringt somit einen vermeidbaren Risikofaktor mit der häufigsten erworbenen Mutationen beim Menschen in Verbindung“, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science“, in dem ihre Studie veröffentlicht wurde. Ein guter Grund, das Rauchen aufzugeben. (ag)
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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