E-Scooter umweltschädlicher und ungesünder als Fahrräder
Durch kaum ein Thema in der Verkehrspolitik wurden die Gemüter in den vergangenen Wochen mehr erhitzt als durch das Erscheinen von elektrischen Tretrollern in deutschen Städten. Nun hat sich das Umweltbundesamt kritisch zu den E-Scootern geäußert und auch gesundheitliche Aspekte thematisiert.
Laut dem Umweltbundesamt (UBA) sind E-Scooter, auch E-Stehroller oder E-Tretroller genannt, wie sie aktuell in Innenstädten zum Verleih angeboten werden, zurzeit kein Gewinn für die Umwelt. Erste Zahlen zeigen demnach, dass sie oft den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr ersetzen. Das ist auch schlecht für die Gesundheit.
Eher Nachteile für die Umwelt
Seit Juni 2019 sind E-Scooter in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassen. Seitdem sind in vielen Großstädten immer mehr Leihfahrzeuge verschiedener Anbieter anzutreffen. Befürworter und Gegner streiten oftmals über zugeparkte Gehwege, verstopfte Radwege oder betrunkene Fahrer, aber auch über Umweltfragen. Das Umweltbundesamt hat nun auf seiner Webseite erste Erkenntnisse, wie die Roller genutzt werden und wie umweltfreundlich sie sind, zusammengestellt.
Laut den Experten bringen die Elektrischen Tretroller als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo das öffentliche Personennahverkehrsnetz gut ausgebaut ist und die kurzen Wege gut per Fuß oder Fahrrad zurückzulegen sind, eher Nachteile für die Umwelt – und drohen als zusätzlicher Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen.
„In der Ökobilanz sind E-Scooter natürlich deutlich besser als das Auto. Aber gegenüber dem bewährtem Fahrrad, mit dem sich Strecken ebenso schnell bewältigen lassen und Gepäck besser transportieren lässt, sind E-Scooter die deutlich umweltschädlichere Variante und aus meiner Sicht daher keine gute Alternative“, so UBA-Präsidentin Maria Krautzberger.
Fast die Hälfte der Nutzer wäre ohne Roller zu Fuß gegangen
„E-Scooter sind nur dann umweltfreundlich, wenn sie Auto- oder Motorrad-Fahrten ersetzen und keine weiteren zusätzlichen Fahrten mit kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen stattfinden“, schreibt das UBA. Und: „Wird der E-Scooter anstatt der eigenen Füße oder des Fahrrades benutzt, ist das schlecht für Umwelt und Gesundheit.“
Für Deutschland liegen zwar noch keine repräsentativen Studien dazu vor, für welche Wege E-Scooter momentan genutzt werden und ob sie gegebenenfalls Pkw oder Motorräder ersetzen. Erste Zahlen zu Nutzungsweiten in Berlin lassen aber vermuten, dass zurückgelegte Wege mit dem E-Scooter durchschnittlich etwa zwei Kilometer lang sind und vor allem abends und am Wochenende zurückgelegt werden.
Eine Umfrage unter über 4.000 Nutzenden von Verleih-E-Scootern in Paris hat gezeigt, dass fast die Hälfte der Befragten ohne Roller zu Fuß gegangen wäre (47 Prozent), 29 Prozent hätten den ÖPNV genutzt und neun Prozent wären per Fahrrad ans Ziel gekommen. Lediglich acht Prozent der Befragten haben mit dem geliehenen E-Scooter eine Auto- oder Taxifahrt ersetzt. Drei Prozent hätten sich ohne E-Roller gar nicht fortbewegt.
Aus Umweltsicht wäre es positiv, wenn der E-Scooter den Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV erleichtert und die sogenannte „letzte Meile“ mithilfe des Rollers zurückgelegt wird. Führt der E-Scooter dazu, dass Menschen den Umweltverbund aus öffentlichem Personennahverkehr, Fuß- und Radverkehr nutzen und ein eigenes Auto damit überflüssig wird, kann das ein kleiner Beitrag zur Verkehrswende sein. Diese Art der Nutzung scheint bisher aber nur auf einen geringen Anteil der Nutzenden zuzutreffen. „Verleiher sollten E-Scooter statt in Innenstädten in den Außenbezirken aufstellen. Hier kann es durchaus sinnvoll sein, die zu lange Strecke zur Bahn schnell mit dem E-Scooter anstatt mit dem Auto zu überbrücken“, so Maria Krautzberger. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Umweltbundesamt: E-Scooter momentan kein Beitrag zur Verkehrswende, (Abruf: 03.09.2019), Umweltbundesamt
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.