Experte gibt Entwarnung: Ebola wird sich in Europa nicht verbreiten
01.08.2014
In Afrika greift das Ebola-Virus um sich. Betroffen sind bisher Guinea, Liberia und Sierra Leone. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bis jetzt 1.200 Menschen mit Ebola infiziert, mehr als 670 von ihnen starben. Auch in Deutschland wächst die Angst vor der Ausbreitung der Krankheit. Experten geben jedoch Entwarnung. „Das Ebola-Virus wird sich in Europa nicht verbreiten“, schreibt Prof. Stephan Günther vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin auf der Internetseite des Instituts.
Ebola wird durch direkt Kontakt zu Erkrankten oder Verstorbenen übertragen
Ebola ist eine Infektionskrankheit, die mit sehr hohem Fieber und in schweren Fällen inneren Blutungen einhergeht. Bis zu 90 Prozent der Erkrankten überleben die Infektion nicht. Denn ein Heilmittel ist bislang nicht verfügbar. Ärzte können lediglich die typischen Ebola Symptome lindern. Übertragen wird das gefährliche Virus durch den Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten von Betroffenen oder Verstorbenen. Eine Übertragung durch die Atemluft schließen Experten dagegen nach derzeitigem Kenntnisstand aus.
„Das Virus wird schwer von Mensch zu Mensch übertragen, also nicht wie Schnupfen oder Grippe. Man muss immer einen direkten Kontakt zu einem Erkrankten oder den infektiösen Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Durchfall haben“, informiert Günther. „In Afrika wird das Virus bei der Pflege von Erkrankten in der Familie, bei der Waschung der Verstorbenen durch Familienangehörige und durch direkten Kontakt zum Verstorbenen auf den Begräbnissen übertragen.“ Deshalb sei die Sorge, Ebola könnte sich auch in Deutschland verbreiten, unbegründet. „Es ist zwar möglich, dass das Virus mit einem Infizierten nach Europa importiert wird, aber es wird sich hier nicht weiter verbreiten.“
Auch bei Afrika-Reisen bestehe kein hohes Risiko zu erkranken, wenn man bestimmte Regel beachte. „Da die meisten Ebola-Epidemien durch Kontakt zu infizierten Menschenaffen ausgelöst wurden, sollte man also vermeiden, kranke oder tote Affen zu berühren sowie rohes Affenfleisch zuzubereiten“, rät der Experte. „Ebenso sollte man Kontakt mit Flughunden meiden. Es gab Fälle, bei denen sich Touristen, mit dem Schwesternvirus von Ebola, dem Marburg-Virus nach dem Besuch von Höhlen in Afrika infiziert hatten.“ Der Marburg-Virus gehört zur Familie der RNA-Viren, zu der auch das Ebola-Virus zählt, und verursacht ähnliche Symptome wie hämorrhagisches Fieber. Zudem sei es notwendig, den direkten Kontakt zu Erkrankten oder Verstorbenen zu meiden.
Angst vor Ebola-Ausbreitung auch in Frankreich
Die Angst vor einem Ebola-Ausbruch wächst auch in Frankreich. Die dortige Regierung sprach von erhöhter Wachsamkeit. Derzeit sei „das Risiko einer Einschleppung des Virus nach Europa und Frankreich gering“, erklärte die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine gegenüber der Zeitung „Le Parisien“. „Dennoch ist äußerste Wachsamkeit angesichts dieser sehr schweren und zugleich sehr ansteckenden Krankheit geboten, die in Afrika um sich greift.“ Das medizinische Personal sei in Bereitschaft, falls bei einem Rückkehrern Ebola-Symptome aufträten. Frankreich verfüge über alle medizinischen Möglichkeiten zur Behandlung der Infektionskrankheit, versicherte die Gesundheitsministerin.
Afrikanische Länder treffen höchste Sicherheitsvorkehrungen
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ warnt vor einer weiteren Ausbreitung von Ebola innerhalb Afrikas. Bisher sind Guinea, Liberia und Sierra Leone betroffen. Die afrikanischen Länder reagierten umgehend. So ordneten die Behörden in Liberia am Mittwoch die Schließung von Schulen und Märkten an. Fußballspiele wurden ebenso verboten. Alle abkömmlichen Staatsbediensteten wurden darüber hinaus für 30 Tage in Zwangsurlaub geschickt, um am Freitag alle öffentlichen Gebäude zu desinfizieren.
In Sierra Leone rief Präsident Ernest Bai Koroma indes den nationalen Gesundheitsnotstand aus. Im Osten des Landes sollen dem britische Sender BBC zufolge ganze Regionen unter Quarantäne gestellt werden. Zudem soll an den Flughäfen bei allen ankommenden Passagieren die Körpertemperatur gemessen werden, da hohes Fieber als Hauptsymptom von Ebola gilt.
Trotz Sicherheitsvorkehrungen infizieren sich immer mehr Helfer mit Ebola
Wie in dieser Woche bekannt wurde, starb der führende Arzt im Kampf gegen die Infektionskrankheit in Sierra Leone, Sheikh Umar Khan, am vergangenen Dienstag. Immer mehr Helfer stecken sich trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen mit dem Virus an. So auch der leitende Mediziner im Kampf gegen die Epidemie in Liberia, Samuel Brisbane, der ebenfalls der Krankheit erlag.
Das amerikanische Friedenscorps teilte am Mittwoch mit, dass es Hunderte Helfer aus Liberia, Sierra Leone und Guinea aufgrund des Ebola-Ausbruchs abzieht. Die Lage solle mit Experten der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC sowie des Außenministeriums in Washington weiter beobachtet werden. Derzeit sind 102 Freiwillige in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit in Guinea für die Entwicklungshilfe-Organisation im Einsatz. 108 Helfer arbeiten aktuell in Liberia und 130 Freiwillige in Sierra Leone. (ag)
Bild: Paul-Georg Meister / pixelio.de
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